Über eine Millionen Stoffdruckmuster beherbergt der Keller des Augsburger Textil- und Industriemuseums (tim). Folkloristische Blumen, Paisley, Pinstripes und Punkte in allen Formen und Farben aus 200 Jahren Textilgeschichte lagern dort als Stoffstücke in dicken Musterbüchern. 3000 dieser Muster haben nun nicht etwa nur den Weg in eine eigene Ausstellung geschafft, sondern direkt eine eigene Plattform erhalten. Auf calico.timbayern.de lassen sich die Stoffmuster interaktiv erkunden, erleben und sogar mithilfe einer Künstlichen Intelligenz neu entwerfen.
Für das tim soll mit „Calico“ das neue Jahr vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Pandemie mit einer „innovativen Digitaloffensive“ starten. Das erklärte der Museumsleiter, Karl Borromäus Murr. „Die Corona-Krise gibt Stoff für Kreativität, und das wortwörtlich.“ Die Muster seien Kostproben von Möglichkeiten - und die Kultur könne Möglichkeiten erzeugen.
Die Plattform wurde am Dienstag in Anwesenheit von Kultur- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) vorgestellt. Sibler lobte das digitale Projekt und die Tatsache, dass das Museum alle Möglichkeiten nutze, Menschen an Kulturangeboten teilhaben zu lassen.
Calico: Stoffmuster aus 200 Jahren Geschichte des Augsburger Textilmuseums
Die zahlreichen gewebten Formen und Farben, die aus dem Nachlass der Neuen Augsburger Kattunfabrik (NAK) und deren Vorgängerfirmen stammen, kann man jedoch nicht bloß der Reihe nach mit der Maus durchklicken. Unter den drei Reitern „Entdecken“, „Erleben“ und „Entwerfen“ lassen sie aus verschiedenen Perspektiven erkunden: Es gibt sie chronologisch, aber auch zeitlich, inhaltlich oder farblich angeordnet. So lassen sich verschiedene Facetten der Designs entdecken. Gefällt ein Muster, so kann man es als Favorit abspeichern und zur eigenen Verwendung herunterladen.
Mithilfe einer Künstlichen Intelligenz, die von Lab Binaer, einem Augsburger Labor für Medienkunst stammt, lassen sich aus den abgespeicherten Favoriten wiederum neue Muster generieren. 75.000 völlig neue Designs seien so möglich, erklärt Anneli Kraft, Kunsthistorikerin und Leiterin des Projekts. In einem letztem Schritt lassen sich Silhouetten mit den Mustern einkleiden.