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Foto: Stefan M. Prager
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Anfangs trägt Angus Young beim AC/DC im Olympiastadion in München noch Blau, später steppt er halbnackt im Duckwalk über die Bühne.

Konzert
12.06.2024

AC/DC rocken in München bis zum letzten Donnerschlag

Von Wolfgang Langner

AC/DC lassen ihre Fans im ausverkauften Münchner Olympiastadion den prasselnden Regen vergessen. Angus Young liefert dazu eine perfekte One-Man-Show ab.

Angus Young juckt der prasselnde Regen überhaupt nicht, denn es war Zeit für seine One-Man-Show. Seine mittlerweile grauen, dünnen Haare kleben an den Wangen, das weiße kurzärmelige Hemd gibt schon längst seinen Oberkörper frei. Young steppt im Duckwalk, den er sich einst von Chuck Berry abgeschaut hat, über die Bühne. An der Stelle, wo die größte Pfütze auf der Bühne ist, lässt er sich fallen, strampelt wie ein Maikäfer, der auf dem Rücken liegt und spielt dabei weiter sein Gitarrensolo, dass den 66.000 Fans im Münchner Olympiastadion Hören und Sehen vergeht. 

Manchmal entgleisen dabei dem 69-Jährigen die Gesichtszüge. Die Videoleinwände zeigen einen Menschen, der alles gibt und der fern von dieser Welt zu sein scheint. Selbst Youngs Neffe Stevie, der bei AC/DC die Rhythmusgitarre spielt, schaut seinem Onkel im Hintergrund andächtig zu. Als nach rund acht Minuten das Solo vorbei ist, hebt er die Hand an sein Ohr. Er will Applaus hören. Der schwillt zu einem Orkan an. Es ist eine beeindruckende Vorstellung, die AC/DC bei ihrem ersten Konzert (das zweite folgt am Mittwoch) in München abliefern.

Die Bedenken waren groß vor dem Auftritt von AC/DC im Münchner Olympiastadion

Dabei waren die Bedenken groß, dass die Australier überhaupt auftreten können. Der Wetterdienst sagte erneut in Teilen Bayerns auch Unwetter und Gewitter voraus. Am Ende blieb es aber nur bei Regen. Bedenken durfte man durchaus auch wegen AC/DC haben. Wie steht es um Brian Johnson, der die Band wegen Gehörprobleme 2016 um einige Jahre verlassen musste? Wie hat die Band den Ausstieg von Bassist Cliff Williams verkraftet? 

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Das Konzert von AC/DC im Olympiastadion in Bildern
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Fans bei der AC/DC "Power Up Tour" im Olympiastadion, München am 9. Juni.

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AC/DC gastieren im Olympiastadion München.

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Brian Johnson bei der AC/DC "Power Up" Tour im Olympiastadion München.

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AC/DC (Brian Johnson)

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Angus Young von AC/DC im Olympiastadion, München.

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Angus Young von AC/DC im Olympiastadion, München.

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Angus Young von AC/DC im Olympiastadion, München.

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Angus Young von AC/DC im Olympiastadion, München.

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Angus Young von AC/DC im Olympiastadion, München.

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Stevie Young von AC/DC.

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Fans bei der AC/DC "Power Up" Tour im Olympiastadion, München.

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Fans bei AC/DC "Power Up" Tour im Olympiastadion, München.

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Fans bei der AC/DC "Power Up" Tour im Olympiastadion, München.

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Andreas Gabalier hat sich AC/DC ebenfalls angeschaut.

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Andreas Gabalier bei der AC/DC Power Up Tour im Olympiastadion, München.

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Andreas Gabalier im Olympiastadion.

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Andreas Gabalier bei der AC/DC Power Up Tour im Olympiastadion, München-

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The Pretty Reckless (Taylor Momsen) als Support-Band von AC/DC live im Olympiastadion München.

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The Pretty Reckless (Taylor Momsen) als Support-Band von AC/DC live im Olympiastadion München.

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The Pretty Reckless (Taylor Momsen) als Support-Band von AC/DC live im Olympiastadion München.

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The Pretty Reckless (Taylor Momsen) als Support-Band von AC/DC live im Olympiastadion München.

Nu für Williams hat die Band den 53-jährigen Chris Chaney verpflichtet und auch einen guten Fang gemacht. Chaney war lange für Alanis Morissette tätig und auch unter anderem für ein Soloprojekt des Guns 'N' Roses-Gitarristen Slash im Einsatz. 

Die Teufelshörner sind das Markenzeichen von AC/DC

Und Sänger Johnson? Der hat linksseitig das gesamte Gehör verloren, rechts sind noch 38 Prozent Hörfähigkeit übrig. Er trägt Gehörhilfen und hat kürzlich gesagt: "Ich singe wieder, als ob ich 25 Jahre wäre." Dabei ist der Mann mit der Schiebermütze bereits 76 und jene Fans, die mit der Gnade der frühen Geburt gesegnet sind und Johnson noch aus seiner Zeit bei den Glam-Rockern von Geordie kennen, glauben, dieser sei einem Jungbrunnen entstiegen. 

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Das Bild im Olympiastadion ist imposant. Die Arena und Ränge sind zum Bersten gefüllt und auf Zigtausenden Köpfen leuchten die Teufelshörner, die das Markenzeichen von AC/DC sind. Vor dem Konzert Aufwärmübungen mit der La Ola Welle. Und wie kann ein Abend schöner beginnen als mit "If You Want Blood You've Got It" – "Wenn ihr Blut wollt, bekommt ihr es." Eigentlich schon ein Tribut an den lange verstorbenen Bon Scott, der damals 1978 noch Sänger bei AC/DC war. 

Angus Young kommt ohne Schulranzen auf die Bühne

Während Angus Young später halbnackt im Regen steht, erscheint er zu Beginn noch züchtig gekleidet in seiner blauen Schuluniform mit Krawatte und Schildmütze. Dass er reifer geworden ist, beweist er, indem er nicht mehr mit Schulranzen auf dem Rücken auftritt. Nach dem Opener gibt's gleich "Back in Black" auf die Ohren. Das legendäre Album von 1980 und mit über 50 Millionen verkaufter Tonträger, das zweitmeistverkaufte nach Michael Jacksons "Thriller". 

Einige Perlen sind an diesem regnerischen Abend noch darunter wie "You Shook Me All Night Long", "Have a Drink on Me", "Shoot to Thrill" oder der Klassiker "Hells Bells." Der 56-jährige Schlagzeuger Matt Laug der seit einem Jahr bei der Band ist, fügt sich glänzend ein und erweckt den Eindruck, als sei er schon Jahre bei AC/DC. 

Der Abend hat viel zu bieten. Angus und seine Kumpel liefern über zwei Stunden fetten Rock ab. "Demon on Fire", "Thunderstruck" oder "Rock 'n' Roll Train". Tausende von Luftgitarristen haben Ausgang bekommen. Mit "Highway to Hell" und "Whole lotta Rosie" neigt sich der Abend langsam dem Ende entgegen. Aber Schluss ist erst, wenn der letzte Kanonenschlag donnert. Und der donnert und kracht bei "For Those About to Rock" gefühlt alle zehn Sekunden. Man wähnt sich auf einem Schießübungsplatz der Bundeswehr. Dann kommt der letzte Kracher und spätestens dann weiß jeder, woher Brian Johnson seine Hörprobleme hat und dass die Show endgültig vorbei ist.

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