Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Moses Pelham beendet Karriere: Das sind seine "Letzten Worte"

Interview

Rapper Moses Pelham: „Ich will mein Werk vernünftig zu Ende bringen“

    • |
    • |
    Der Rapper Moses Pelham beendet seine Karriere mit dem Album "Letzte Worte".
    Der Rapper Moses Pelham beendet seine Karriere mit dem Album "Letzte Worte". Foto: Katja Kuhl

    Herr Pelham, Sie haben Ihr Abschieds-Album „Letzte Worte“ auf den Markt gebracht. Im Februar feiern Sie Ihren 54. Geburtstag. Da hat bei anderen die Karriere gerade erst Fahrt aufgenommen. Warum hören Sie auf?
    MOSES PELHAM: Ich glaube, das Ganze ist davon getrieben, das Werk vernünftig zu Ende zu bringen. Ich wollte nicht den Zeitpunkt verpassen, dass ich alles nicht mehr im vollen Besitz meiner Kräfte abschließen kann. Man muss sehen, ich habe, um diese Tour im vergangenen Jahr spielen zu können, 27 Kilo abgenommen. So konnte ich das noch einmal mit der Kraft machen wie als Jugendlicher.

    Wie haben Sie sich verschlankt – mit einer Diät oder jeder Menge Sport?
    PELHAM: Mit beidem! Wen es interessiert, der kann es sich angucken. Ich habe das in 26 Folgen auf Instagram dokumentiert. Wie gesagt: Mein Eindruck ist, dass ich es sowohl meinem Werk als auch meinen Zuhörern schulde, das alles sauber abzuschließen. Ich wollte nicht, dass es mir geht wie anderen, die dann drei, vier Jahre später erst merken, dass das ihre letzte Platte war, weil sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt hatten. Stattdessen habe ich mich auch inhaltlich auf diesem Album damit beschäftigt, dass es das letzte ist. Das ganze Werk ist ja ein ewiger Befreiungskampf darum, Dinge anders zu machen als in der Industrie üblich. Ich wollte mich in allen Dingen deutlich machen. Und ich wollte nicht Dritten die Deutungshoheit überlassen.

    Das Album wird als „musikalisches Testament“ einer prägenden Figur der deutschen Musikszene vermarket. Was wollen Sie den Menschen vererben?
    PELHAM: Eigentlich nichts. Ich habe nicht nur eine Botschaft wie bei einem Aufsatz. Manchmal ist es sogar bei Stücken so, dass ich mich mehreren Dingen gleichzeitig widme. Und manchmal weiß ich selbst nicht, wohin die Reise geht. Das ist eine Auseinandersetzung mit mir und den wirkenden Kräften. Oft bin ich selbst überrascht, welche Wahrheiten da zutage treten. Anfangs war es so, dass es darum ging, in den Texten möglichst oft den eigenen Namen unterzubringen und sich mit Rhythmik zu beschäftigen nach dem Motto: Ach komm, schau was alles geht. Dass das dann ein Weg werden würde, mir die Welt zu erklären, ist ja Wahnsinn!

    Um ehrlich zu sein, vielleicht haben Sie sich mit dem Rap einen Psychologen erspart, oder?
    PELHAM: (lacht) Ja, das kann man schon so sagen.

    Ihr musikalisches Vermächtnis ist ja eigentlich viel größer als nur das letzte Album. Es sind 29 Alben und 94 Singles von denen über 40 in den Top20 der Charts landeten. Was ist ihr Resümee?
    PELHAM: Zunächst will ich sagen, das sind natürlich nicht nur meine eigenen Alben, sondern auch diejenigen mitgezählt, die ich für andere schrieb und produzierte. Bei mir ist aktuell das vorherrschende Gefühl Dankbarkeit, dass ich Teil des Lebens anderer werden durfte. Wenn Leute mir sagen, dass ein Stück von mir ihr Leben gerettet hat oder ein anderes bei der Hochzeit lief oder bei einer Beerdigung, weil es den Menschen so wichtig ist.

    Da bekommt man ja Gänsehaut, wenn Sie das erzählen. Sie haben allein über Ihr Label „3p“ zehn Millionen Tonträger verkauft. Darf man sagen, dass Sie keine finanziellen Sorgen mehr drücken, wenn Sie jetzt in den musikalischen Ruhestand gehen?
    PELHAM: (lacht) Das kommt immer darauf an, was auf der anderen Seite rausgeht … Aber Sorgen müssen Sie sich nicht machen.

    Sie mussten in den Anfängen Ihrer Karriere den Deutschen erklären, was Hip-Hop ist. Würden Sie sagen, das ist gelungen?
    PELHAM : (lacht) Ich glaube, das war kein One-Man-Job. Aber Tatsache ist, ich wurde damals immer wieder gefragt, wie lange dieser Trend anhalten würde. Ich musste schmunzeln und antwortete, dass das kein Trend sei, sondern es sich mit Hip-Hop so verhalte wie mit Rock 'n' Roll: Er bleibt. Heute kennt wirklich jeder Rap und aus heutiger Sicht merkt man erst, wie lächerlich diese Frage war.

    Sie haben Xavier Naidoo groß gemacht. Genau wie Sabrina Setlur. Viele halten Xavier vielleicht für den besten deutschen Sänger. Warum hat der seine Karriere mit seinen umstrittenen politischen Statements so abgewürgt?
    PELHAM: (atmet durch) Das kann ich nicht sagen, das müssen Sie ihn fragen. Ich habe keine Antwort.

    Haben Sie noch Kontakt zu ihm?
    PELHAM: Na klar, er singt ja auch auf dem Album drei Stücke. Unser Kontakt ist gut, wir sind wieder Freunde. Aber Politik ist nicht unser Thema.

    Was war bei Sabrina Setlur los, dass damals der Erfolgsfaden gerissen ist?
    PELHAM: Wenn man das so genau wüsste. Die Regel ist, dass Dinge nicht in der Luft bleiben. Das ist eher die Ausnahme, auch wenn es natürlich Menschen gibt, die das angeblich besser wissen. Aber da wirken so viele Kräfte, dass das wirklich schwer zu analysieren ist. Um ehrlich zu sein: Ich kann mir das auch nicht richtig erklären.

    Wer sind heute Ihre Favoriten in Sachen Deutsch Rap?
    PELHAM: Es ist schwer, sich da festzulegen. Ich mache auf Spotify eine Playlist, die heißt ,Nachtschicht’. Da kann man hören, was mich so umtreibt. Da sind immer 30 Stücke drauf. Das Ganze zwingt mich ein wenig dazu, mich immer umzuhören und mir einen Überblick zu verschaffen, was läuft. Wen das interessiert, kann gerne reinhören. Mein absoluter Lieblingsrapper in Deutschland ist übrigens Snagga, der dankenswerterweise mit dem Stück ,Kackvogel‘ auf meinem Album ist. Wenn ich auch fantastisch finde, ist Vega hier aus Frankfurt. Und gerade hat ein Rapper aus München, der Donato heißt, ein neues Album veröffentlicht, das ,Nevada´ heißt. Auch das ist wunderbar.

    Was halten Sie von dem guten alten James-Bond-Titel: „Sag niemals nie“?
    PELHAM: (lacht) Ja, da ist natürlich etwas dran. Das ist nicht umsonst ein geflügeltes Wort.

    Zur Person

    Moses Peter Pelham (1971 in Frankfurt am Main geboren) ist ein deutscher Rapper, Sänger, Songwriter und Musikproduzent. Er ist Gründer und Geschäftsführer des Plattenlabels pelham power productions (3p). Dort veröffentlichte er auch Alben von Xaivier Naidoo und Sabrina Setlur.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden