Arzt und Entertainer Eckart von Hirschhausen schien eher amüsiert - und riet zur Ruhe. "Medizin ist die Kunst, die Zeit zu vertreiben, die der Körper braucht, um sich selbst zu helfen", zitierte er den klugen Voltaire.
Diese Anflüge von Lebenshilfe gehörten am Samstagabend zu den besseren Momenten der vorletzten Ausgabe des TV-Klassikers. Die Show in Graz, mit einer erneut sehr mäßigen Quote von 5,49 Millionen Zuschauern, war der Abschied aus Österreich. Da durften die aktuellen Austro-Helden nicht fehlen: Volksmusik-Rocker Andreas Gabalier und Dragqueen Conchita Wurst.
Gabalier (32) und Lanz (45) hatten zu Beginn die Rollen getauscht. Der 32-Jährige schritt lässig und singend im eleganten grauen Anzug die Treppe hinab, Lanz hatte sich in steirischer Tracht mit Lederhose und grünem Wams in einer Nebenrolle an den Flügel gesetzt. Da schimmerte auch Symbolik auf. Der österreichische Entertainer gilt in der ARD als große Samstagabend-Showhoffnung. Dagegen ist das Kapitel Lanz und große Show bald abgeschlossen. Am 13. Dezember fällt in Nürnberg nach fast 34 Jahren wegen schlechter Quoten der letzte Vorhang für die ZDF-Traditionssendung.
Conchita Wurst, ganz in Schwarz mit rückenfreiem Top, erhielt zwei Tage nach ihrem Geburtstag ein "Happy-Birthday"-Ständchen vom Publikum und revanchierte sich mit ihrem ersten Song seit dem Triumph beim Eurovision Song Contest (ESC) in Kopenhagen. "Heroes", eine ruhige Ballade mit bombastischem Refrain, soll die nun 26-jährige Dragqueen nach ihren zahlreichen Auftritten als "Toleranz"-Botschafterin auch wieder musikalisch in die Erfolgsspur bringen.
Die Boygroup One Direction machte ihren Auftritt spannend, weil es einem Bandmitglied nicht gut ging, wie es zuerst hieß, doch dann waren es wohl nur die Haare, die nicht richtig saßen - viel Gekreische von einer Handvoll Teenies war die Belohnung für die fünf jungen Männer aus Irland und Großbritannien, die kräftig für ihre neue Single warben.
Und sonst: Der australische Schauspieler Liam Hemsworth redete darüber, worüber er schon in vielen Talkshows geredet hat: Dass ihm seine Mutter in der Schule Sexunterricht erteilte. Sein Kollege Hugh Grant (54), recht spät, dann aber in raschem Tempo mehrfach Vater geworden, ließ sich von Lanz nicht aushebeln ("Plötzlich so viele Kinder?") und auch nicht von Gabalier, der noch schnell nachschob: "Und alle von der gleichen Frau?" Iris Berben, mit mehr als zehn Auftritten dienstältester "Wetten, dass...?"-Gast, bewahrte sich trotz Erkältung als Wettpatin die Begeisterung für die fast obligatorische Bagger-Wette.
Wettkönig wurde Gedächtnisakrobat Christian Schäfer (22) aus Würzburg mit seinem Unterwasser-Memory. Ihm gelang es im Pool in zwei Minuten 30 Bilder in der zuvor auswendig gelernten Reihenfolge richtig zu sortieren. Milan Zivujinovic aus Frankfurt durchschnitt mit geworfenen Spielkarten Gurken und sorgte für den romantischen Höhepunkt des Abends: Er machte seiner überraschten Lebensgefährtin, die im Publikum saß, einen Heiratsantrag. Die Antwort war "Ja, natürlich".
Lanz verlor die Stadtwette, bei der Gabalier von Hunderten Grazern per Stagediving auf dem Hauptplatz der Stadt von Bühne zu Bühne bugsiert wurde. Der Südtiroler wird sich deshalb im November eine einen Schnauzbart wachsen lassen. Eine Bekenntnis zur Aktion "Movember", mit der Prominente an die Bedeutung der Prostata-Vorsorge erinnern. Immerhin: Werbung für eine gute Sache. (dpa)