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Literatur: "No Future" - Augsburger Brechtfestival auf den Spuren des Punks

Literatur

"No Future" - Augsburger Brechtfestival auf den Spuren des Punks

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    In diesem Jahr findet das Brechtfestival in Augsburg unter dem Motto "No Future" statt. Zahlreiche Veranstaltungen, Konzerte und Workshops sind geplant.
    In diesem Jahr findet das Brechtfestival in Augsburg unter dem Motto "No Future" statt. Zahlreiche Veranstaltungen, Konzerte und Workshops sind geplant. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archivbild)

    Das Brechtfestival in Bertolt Brechts Geburtsstadt will in diesem Jahr ergründen, welche Faktoren den Lauf der Geschichte bestimmen. Das Augsburger Festival steht daher unter dem Motto des alten Punk-Slogans "No Future". Es wird am kommenden Freitag mit einer Neuinszenierung des Staatstheaters Augsburg von Brechts Klassiker "Mutter Courage und ihre Kinder" eröffnet. Bis 3. März seien danach noch etliche Veranstaltungen wie Lesungen, Performances, Konzerte, Filmvorführungen, Ausstellungen oder experimentelle Kunstformate geplant, berichteten die Organisatoren.

    "Die Zukunft steht uns unweigerlich bevor, und sie bedarf keines Eingriffs, um stattzufinden", erläuterte Festivalleiter Julian Warner. "Erträglich wird diese Ohnmacht durch einen bedingungslosen Optimismus." Er will angesichts der aktuellen Probleme durch Kriege, Klimawandel und andere Krisen mit seinem Programm aufzeigen, inwiefern Menschen die Zukunft mitbestimmen, oder ob die Geschichte vorgezeichnet ist.

    Kultur und Kraftsport im ehemaligen Möbelhaus

    Warner ist für drei Jahre zum Festivalchef bestellt - auch 2025 soll er noch einmal das Brechtfest konzipieren. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Einrichtung von Festivalzentralen in verschiedenen Augsburger Stadtteilen an ungewöhnlichen Orten. In diesem Jahr wird in einem Gebäude, das einst Textilfabrik und Möbelhaus war, "Brechts Kraftclub" eingerichtet.

    Im "Kraftklub" soll "gegen die drohende Zukunftslosigkeit" antrainiert werden. Er sei "ein Ort für Leibesübungen und Diskussionen, für Muskelaufbau und Kontroversen", sagen die Festivalmacher. Neben klassischen Kulturveranstaltungen oder einer Schreibwerkstatt für Jugendliche sind dort deshalb auch körperliche Angebote wie Boxkämpfe, Hip-Hop-Vorstellungen oder Yoga geplant.

    Inklusions-Theater und äthiopische Klänge

    Daneben werden zahlreiche Künstler aus dem In- und Ausland zu dem Festival erwartet. So wird beispielsweise Helgard Haug vom Berliner Theaterkollektiv Rimini Protokoll bei mehreren Veranstaltungen auftreten. Unter anderem wird Haug mit dem Schweizer Theater Hora, bei dem Menschen mit geistiger Behinderung auf der Bühne stehen, Brechts "Der kaukasische Kreidekreis" zeigen.

    Zu den angekündigten Musikern zählt der Äthiopier Mulatu Astatke, der als Erfinder des Ethio-Jazz gilt - einer Mischung aus traditioneller äthiopischer Musik, Jazz, Pop und weiterer Stilrichtungen. Seine Songs wurden durch den Soundtrack zum Film "Broken Flowers" von Regisseur Jim Jarmusch auch hierzulande populär.

    Spannungen prägten das Verhältnis von Brecht zu Augsburg

    Brecht (1898-1956) wuchs in Augsburg auf und wurde später in Berlin zu einem der weltweit bekanntesten Theaterschaffenden und Autoren. Früher hatten Brecht und die Menschen seiner Geburtsstadt ein gespanntes Verhältnis zueinander.

    Dokumentiert wurde dies lange mit dem Läster-Spruch "Das Schönste an Augsburg ist der Schnellzug nach München", der einst Brecht zugeschrieben wurde, aber tatsächlich wohl nicht von diesem stammt. Umgekehrt hatten die Augsburger Verantwortlichen auch noch lange nach Brechts Tod Probleme mit der politischen Ausrichtung des Theaterstars. Brecht wurde als Bürgerschreck abgelehnt.

    Mittlerweile führt die Stadt Bert Brecht neben Motoren-Erfinder Rudolf Diesel und anderen Prominenten als einen der berühmtesten Augsburger. Mit dem jedes Jahr stattfindenden Festival, einem mit 15 000 Euro dotierten Literaturpreis und einem Museum in Brechts Geburtshaus hält Bayerns drittgrößte Stadt seit einigen Jahrzehnten die Erinnerung an den prominenten Theatermann wach. (dpa)

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