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Lindau begeistert mit 50 außergewöhnlichen Werken des Künstlers Hundertwasser

Kunstmuseum Lindau

Hypnotiseur Hundertwasser: 50 Werke sind in Lindau zu sehen

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    Blick in die Ausstellung: 50 Werke von Friedensreich Hundertwasser sind von März 2025 bis Januar 2026 in Lindau zu sehen.
    Blick in die Ausstellung: 50 Werke von Friedensreich Hundertwasser sind von März 2025 bis Januar 2026 in Lindau zu sehen. Foto: Christian Flemming

    Friedensreich Hundertwasser emotionalisiert wie kaum ein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine Bilder lieben auch Menschen, die Ausstellungen mit moderner Kunst sonst eher meiden. Als 2019 eine Auswahl seiner Werke im Kunstmuseum Lindau hingen, löste das einen Besucherboom aus: 90.000 Menschen sahen sich die knallbunten Bilder mit den einzigartigen Spiralen und geschwungen Formen an. In den nächsten fünf Jahren verwandelt sich das Gebäude am Inselbahnhof in ein „Hundertwasser-Forum“. Vier Ausstellungen mit Werken des populären und international erfolgreichen Künstlers hat die Stadt im Bodensee nun mit dessen Stiftung vereinbart. Zum Auftakt gibt es erst einmal einen Überblick über das Schaffen Hundertwassers, der 1928 als Friedrich Stowasser in Wien geboren wurde, 2000 auf einem Schiff bei Australien starb - und gerade Linien verachtete, weil sie gottlos seien.

    „Das Recht auf Träume“ heißt die Ausstellung, die bis Anfang nächsten Jahres läuft, kuratiert von der Düsseldorfer Kunsthistorikerin Sophie Sümmermann. Sie hat 50 Werke zusammengetragen, die von der Hundertwasser-Privatstiftung Wien und privaten Leihgebern kommen. Friedensreich Hundertwasser verstand sich nicht nur als Künstler, sondern auch als Architekt, ökologischer Aktivist, Philosoph - und als Träumer. Eine Eigenschaft, die er jedem Menschen wünschte, wie ein Zitat in goldenen Lettern verkündet: „Das Recht auf Träume ist das letzte Menschenrecht.“

    Das Zeichnen und Malen brachte sich Friedensreich Hundertwasser selbst bei

    Wenig traumhaft begann allerdings sein Leben. Ein Jahr nach seiner Geburt starb der Vater, die jüdische Mutter erzog ihn allein. Früh entwickelte Friedrich Stowasser ein Talent für Formen und Farben. Ein Studium an der Kunstakademie brach er 1948 aber nach drei Monaten ab und lernte autodidaktisch Zeichnen und Malen. Ein Jahr zuvor war er nach Vorarlberg gereist, natürlich mit Zeichenblock und Stiften im Gepäck. Kuratorin Sümmermann hat einige der Bilder, die damals in und um Bregenz entstanden, an den Anfang der Ausstellung gestellt. Danach folgen Aquarelle, Gemälde, japanische Farbholzschnitte und Siebdrucke.

    Gerade Linien sind gottlos, sagte Friedensreich Hundertwasser einmal - und zeigt im Kunstmuseum Lindau, bildlich, wie er das gemeint hat.
    Gerade Linien sind gottlos, sagte Friedensreich Hundertwasser einmal - und zeigt im Kunstmuseum Lindau, bildlich, wie er das gemeint hat. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

    1949 verwandelte der angehende Künstler sein bürgerliches Friedrich Stowasser ins spielerisch-programmatische Friedensreich Hundertwasser. Zum überbordend Bunten, dem geschwungen Harmonischen fand Hundertwasser in den 1950er Jahren. Die Spiralen, die Betrachter fast hypnotisch in die Bildwelten hineinziehen, wurden zum Leitmotiv seines Lebens und Schaffens.

    Faszinierend inszenieren die Lindauer die Bilder

    Später gab er genau vor, wie die Bilder in Ausstellungen zu hängen haben: Betrachter sollen nicht zur Kunst aufschauen müssen, sondern auf Augenhöhe mit ihr sein. Die Lindauer inszenieren sie faszinierend: Wie in ein dunkles Labyrinth tauchen Besucher in die Schau ein, genau eingerichtetes Licht bringt die Bilder zum Leuchten, und weil sie etliche Zentimeter von der schwarzen Wand abgerückt sind, scheinen sie zu schweben.

    Dass Hundertwasser-Werke die nächsten fünf Jahre im Kunstmuseum zu sehen sind, darf man durchaus als Coup werten. Das Forum in Lindau sei damit einzigartig in Deutschland, versichert Kulturamtsleiter Alexander Warmbrunn. Ermöglicht wird dies durch das bevorstehende Ende der Sanierungsarbeiten im Cavazzen, dem Stadtmuseum. Die Kunstausstellungen mit Werken der klassischen Moderne, die in den vergangenen sechs Jahren übergangsweise im Kunstmuseum am Bahnhof untergekommen waren, kehren wieder in den Cavazzen zurück. Beide Häuser, nur wenige hundert Meter auseinanderliegend, sind ganzjährig geöffnet. „Lindau wird zur Kulturinsel“, jubelt Warmbrunn.

    Die Ausstellung läuft bis 11. Januar 2026, geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr. Dazu ist ein 100-seitiger Katalog erschienen, erhältlich für 15,80 Euro an der Museumskasse.

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