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Kulturszene will neuen ttt-Moderator Thilo Mischke boykottieren

Kulturmagazin

Kulturschaffende gegen Thilo Mischke

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    Thilo Mischke, Journalist, steht während der Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises in der Residenz.
    Thilo Mischke, Journalist, steht während der Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises in der Residenz. Foto: picture alliance/dpa

    Die Kritik reißt nicht ab, vielmehr wird sie lauter: Thilo Mischke soll gemeinsam mit Siham El-Maimouni die Moderation des ARD-Kulturmagazins „ttt“ übernehmen. Nun sprechen sich Kulturschaffende in einem offenen Brief gegen das Engagement von Mischke als Moderator der Sendung aus. Die Unterzeichner, die den Brief an die Programmverantwortlichen der beteiligten ARD-Häuser geschickt haben, machen auch klar, dass sie eine Zusammenarbeit mit Mischke ausschließen. Der Tagesspiegel hat über den offenen Brief zuerst berichtet.

    Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichner gehören zum Beispiel Alena Schröder, Saša Stanišić, Jan Brandt, Ulrike Draesner, Margarete Stokowski und Till Raether. Die Deutsche Presse-Agentur fragte bei Mischke um eine Stellungnahme an. Die ARD gab allerdings keinen Kommentar ab. Die Unterzeichner des Schreibens, zu denen neben Autoren auch Journalisten und Kulturschaffende zählen, werfen Mischke auch vor, sich nicht kritisch mit seinem früheren Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert zu haben.

    Die Kritik an Thilo Mischke entzündet sich an seinem Roman „In 80 Frauen um die Welt“

    Vor Weihnachten hatte die ARD bekanntgemacht, dass Mischke ab Mitte Februar mit Siham El-Maimouni die Moderation der Sendung übernimmt, die traditionell sonntags am späten Abend im Ersten ausgestrahlt wird. „ttt“ zählt zu den bekanntesten Kultur-Formaten in der ARD. Die Sendung gibt es seit 1967.

    Die Kritik an Mischke, anfangs vor allem in den sozialen Medien geäußert, entzündet sich zum Beispiel an Mischkes Roman „In 80 Frauen um die Welt“, ein Roman, der 2010 vom Verlag mit dem Zitat „Sex-Odyssee mit Happy-End“ beworben worden war. Hauptfigur in dem Buch ist ein Thilo Mischke, der mit seinen Kumpels wettet: Thilo soll auf einer Weltreise 80 Frauen verführen. Wenn es ihm gelingt, zahlen ihm die anderen den Trip.

    Mischke wird abgesprochen, sensibel über Themen sprechen zu können

    Der Podcast „Feminist Shelf Control“ von Annika Brockschmidt und Rebekka Endler haben direkt nach der Bekanntgabe der Personalie vor Weihnachten noch eine Sonderfolge veröffentlicht. Darin wird die Frage gestellt, ob Mischke in der Lage ist, sensibel über Themen zu sprechen, die Sensibilität verlangen - etwa Sexualität oder sexualisierte Gewalt. „Die gesamte Karriere von Thilo Mischke zeugt davon, dass er dazu nicht in der Lage ist“, sagt dort etwa der Kulturwissenschaftler Simon Sahner.

    Die ARD hatte daraufhin betont: „ttt stellt sich gegen jede Form von Sexismus und Rassismus und steht, genauso wie Thilo Mischke, für Meinungsvielfalt und Toleranz.“ Seit der Veröffentlichung habe sich Mischke „intensiv und selbstkritisch mit den Vorwürfen, darin ein sexistisches Frauenbild vermittelt und stellenweise rassistische Sprache benutzt zu haben, auseinandergesetzt“.

    Bekannt wurde Mischke durch reiseintensive Reportagen für den privaten Fernsehsender ProSieben. Er gewann 2023 den Deutschen Fernsehpreis für seine Reportage „Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban“. Vor der vergangenen Bundestagswahl interviewte Mischke im April 2021 ebenfalls für ProSieben die damals erst frisch gekürte Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Grüne). 2020 gewann er den Bayerischen Fernsehpreis für seine ProSieben-Reportage „Deutsche an der ISIS-Front“ über Menschen, die für die Terrormiliz Islamischer Staat in den Krieg ziehen. (mit dpa)

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