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Kulturpass: Der Kulturpass startet: Zwei Jahre voller Konzerte, Ausstellungen und Bücher warten

Kulturpass

Der Kulturpass startet: Zwei Jahre voller Konzerte, Ausstellungen und Bücher warten

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    Am Mittwoch startet bundesweit der Kulturpass.  18-Jährige erhalten 200 Euro und dürfen sie für kulturelle Angebote ausgeben.
    Am Mittwoch startet bundesweit der Kulturpass. 18-Jährige erhalten 200 Euro und dürfen sie für kulturelle Angebote ausgeben. Foto: Sebastian Willnow, dpa (Symbolbild)

    750.000 Jugendliche gibt es laut dem Statistischen Bundesamt in Deutschland, die in diesem Jahr 18 geworden sind oder es noch werden. Sie sind es, die von der Bundesregierung ein Geburtstagsgeschenk erhalten: 200 Euro für kulturelle Angebote – zur freien Verfügung. Sie haben zwei Jahre Zeit, um das Geld etwa in Konzert-, Theater- oder Kinokarten zu investieren, sich Comics davon zu kaufen oder auch Musikinstrumente. Ab Mittwoch startet das Angebot, der Zuschuss gilt unabhängig von der deutschen Staatsbürgerschaft. Für den Kulturpass stellt der Bundestag 100 Millionen Euro zur Verfügung; das Geld kommt aus dem Kulturetat des Bundes.

    Mit dem Budget möchte der Bund junge Menschen dazu anregen, die lokale Kulturszene kennenzulernen. Der Kulturpass geht auf die Initiative der Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) zurück. Hintergrund hierfür: Viele Jugendliche leben seit der Corona-Pandemie nach wie vor zurückgezogen. Während der Zeit, in der junge Menschen häufig beginnen, Konzerte zu besuchen oder vermehrt ins Kino zu gehen, mussten sie zu Hause mit Streamingdiensten wie Netflix oder Spotify vorliebnehmen. 

    Kultureinrichtungen sollen dadurch ein jüngeres Publikum erreichen

    Roth sagte bei der Vorstellung des Kulturpasses, er solle darüber hinaus auch Kultureinrichtungen ermöglichen, ein neues, jüngeres Publikum zu gewinnen. Gleichzeitig solle die Kulturbranche unterstützt werden. Diese kämpft seit der Pandemie noch immer mit einem deutlichen Publikumsschwund. 

    Insgesamt fühlen sich viele junge Menschen von kulturellen Angeboten nicht angesprochen. Laut einer neuen Bertelsmann-Studie haben vier von zehn jungen Erwachsenen das Gefühl, die Bühnen und Museen wollen sie als Besucherinnen und Besucher gar nicht haben. Sie fühlen sich dort fehl am Platz. Die Studie ist zum ersten Mal der Frage nachgegangen, welchen Stellenwert Kulturangebote in Deutschland haben. 

    Andere europäische Länder dienten dem Kulturpass als Vorbilder

    Neu ist die Idee mit dem Guthaben für Kultur nicht. In Italien wurde der Kulturpass schon 2016 eingeführt, 2019 zog Frankreich nach und im vergangenen Jahr dann Spanien. In Frankreich war er laut der Deutschen Presseagentur etwa verantwortlich für eine deutliche höhere Nachfrage nach Kinokarten. Gleichzeitig sorgte der "passe culture" für Empörung, weil zahlreiche Jugendliche einen erheblichen Teil des Geldes für Mangas ausgaben. Andere bemängelten, dass zu viel Geld in Star-Wars-Filme geflossen sei, anstatt der Kunst regionaler Kulturschaffender zugutezukommen. 

    Das Konzept des Kulturpasses will Diskussionen darüber vermeiden, was überhaupt Kunst ist und wofür Jugendliche das Geld ausgeben dürfen. Es bleibt den jungen Menschen überlassen, ob sie es etwa für ein Hip-Hop-Konzert nutzen, sich Werke von Thomas Mann kaufen oder eine Fotoausstellung besuchen. Die Jugendlichen müssen auch für ein jeweiliges Angebot keine Maximalbeträge ausgeben. Bei einer Online-Präsentation des Kulturpasses sagte Claudia Roth: "Wir machen keine pädagogischen Vorgaben. Ich sage nicht: In dieses Kino dürft ihr, in jenes nicht. Comics? Ist das überhaupt richtige Kultur?" 

    Reine Online-Händler wie Amazon oder Streamingdienste sind jedoch von dem Kulturpass ausgeschlossen, ebenso E-Books, Hörbücher und Video-Spiele. 

    Zunächst startet der Kulturpass als Pilotprojekt, Claudia Roth und Christian Lindner haben allerdings bereits angekündigt, das Angebot auf 15- bis 17-Jährige auszuweiten, sollte es sich bewähren. 

    Das Budget lässt sich über eine App oder die Kulturpass-Webseite einlösen

    Um sich digital in der Kulturpass-App zu registrieren, gibt es je nach Staatsbürgerschaft drei verschiedene Verfahren. Deutsche Staatsangehörige nutzen einen Personalausweis mit Online-Ausweis-Funktion, EU-Bürgerinnen und -Bürger registrieren sich mit der eID Karte und 18-Jährige, die in Deutschland wohnen, allerdings keine EU-Bürger sind, nutzen ihren elektronischen Aufenthaltstitel (eAT). Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung erklärt die Registrierung direkt in der App. 

    Ab ihrem 18. Geburtstag können sich junge Menschen auf der Plattform registrieren. Wer einmal angemeldet ist, kann das Budget über die Kulturpass-Webseite oder die App einlösen. 

    Um auf der Webseite oder in der App zu erscheinen, müssen Kulturinstitutionen dort registriert sein. Auf einer Art digitalem Marktplatz suchen sich die Nutzerinnen und Nutzer aus, was sie anspricht – und holen es dann im Laden oder an der Kasse ab. Der Betrag wird den Kulturanbietenden dann gutgeschrieben. 

    Seit der Freischaltung der Plattform Mitte Mai haben sich laut einer Sprecherin der Pressestelle des Staatsministeriums für Kultur und Medien bereits über 4800 Kulturanbietende registriert und es wurden knapp 1,6 Millionen Produkte erstellt. Stündlich und täglich würden es mehr. "Das ist ein sehr guter Auftakt, der dafür spricht, dass der Kulturpass am 14. Juni bereits mit einem inhaltlich wie geografisch breit gefächerten Angebot starten kann."

    Die Landesschülervertretung Rheinland-Pfalz kritisiert den Kulturpass

    Doch der Kulturpass trifft nicht nur auf Zustimmung. Etwa die Landesschülervertretung Rheinland-Pfalz kritisiert ihn scharf. Sie zweifelt an der Gerechtigkeit und Sinnhaftigkeit des Angebots. Junge Menschen, die während des Lockdowns 18 geworden seien, würden von dem Angebot ausgeschlossen. Sie seien es gewesen, die ihre Volljährigkeit nicht hätten feiern können, die isoliert ins Erwachsenenleben gestartet seien. Landesschülervertreter Pascal Groothuis sagte dem Südwestrundfunk, es sei blanker Hohn und ein Schlag ins Gesicht, dass diese jungen Erwachsenen erneut vergessen würden. 

    Es bleibt allerdings nicht bei Kritik, die Landesschülervertretung fordert, die Politik müsse vielmehr das Schulsystem angemessen unterstützen und verbessern. Vor allem gegen den Lehrermangel solle vorgegangen werden. Außerdem sei die Digitalisierung ausbaufähig und die Lernbedingungen für Schülerinnen und Schüler sollten verbessert werden. 

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