Kassel rüstet sich für die documenta. Bis zur Eröffnung in der nächsten Woche wird gebaut, gehängt, aufgestellt. Ab Mittwoch geht’s los für Presse und Fachbesucher, ab Samstag für die Öffentlichkeit. Auf vielen öffentlichen Plätzen in der Innenstadt sind schon jetzt Kunstwerke zu sehen: Die historische Torwache verschwindet hinter Jute, ein Obelisk wächst auf dem Königsplatz in den Himmel, der schon mehrfach beschriebene Tempel-Nachbau „Parthenon der Bücher“ der argentinischen Künstlerin Marta Minujín wird weiter mit (zensierten) Büchern behängt.
In diesem Jahr ist die documenta-Katze schon ein Stück weit aus dem Sack: Ihr künstlerische Leiter Adam Szymczyk hatte ja Athen zum gleichberechtigten Standort ausgerufen, und was die Besucher in Kassel erwartet, ist in seinen Grundzügen seit April schon in Griechenland zu sehen. Wenn man von Athen auf Kassel schließen kann, erwartet die Besucher bis Mitte September vieles, was unter der Bezeichnung Performance und Intervention läuft.
Auch Soundkunst hat einen großen Anteil. Wispernde Lautsprecher in der Stadt, Tänzer zwischen antiken Tempeln. Dazu ein Zelt zum gemeinsamen Essen, Schafe zum (blau) einfärben und Rentierfelle, auf denen ausgeruht werden kann – all das gehört zur monumentalen Schau. Ein weiterer Themenschwerpunkt kommt in Kassel laut Pressestelle aber hinzu: das Thema Restitution, also die Rückerstattung geraubter, enteigneter oder zwangsverkaufter Kulturgüter. Eigentlich wollte Szymczyk den Gurlitt-Nachlass nach Kassel holen, aber der Plan scheiterte am Veto der Politik.
Knapp 30 Orte bespielt die documenta in Kassel. Fast alle Museen der Stadt sind dabei, aber auch ungewöhnliche Locations wie ein ehemaliges Lederwaren-Geschäft, ein Kino, eine Halle auf dem Uni-Gelände sowie die ehemalige Hauptpost. Das Gebäude liegt in einem Problemviertel – nur wenige Meter entfernt gab es vor ein paar Tagen eine Messerstecherei. In der ehemaligen Post sollen die aktuellsten künstlerischen Positionen zu sehen sein, während im Museum „Neue Galerie“ vor allem historische Positionen ausgestellt sind. Und im Fridericianum ziehen weit über 200 Kunstwerke aus der Sammlung des Athener Museums für Zeitgenössische Kunst (EMST) ein.
Rund 200 Teilnehmer umfasst die Künstler-Liste der documenta 2017. Etwa ein Viertel davon, man staune, sind bereits verstorben. Und der Älteste darunter, der Kupferstecher Étienne Baudet, arbeitete vor allem im 17. Jahrhundert. Interessant natürlich, welche deutschen beziehungsweise deutschstämmigen Künstler an der Weltkunstschau teilnehmen:
(* Bamberg 1962, Konzeptkunst)
(* Köln 1936, Konzeptkunst)
(* Bukarest 1968, Installation)
(* Dresden 1967, Installation, Fotografie)
(* Magdeburg 1949, Fotografie)
(* Lüchow 1961, Film, Foto, Installation)
(* Rostock 1937, ökologische Architektur)
(1858 – 1942, Fotografie)
(1897 – 1942, Malerei) dpa,