Ein Solo-Album veröffentlichen und allein auf der Bühne stehen, davon hatte sich Pierre Baigorry alias Peter Fox eigentlich verabschiedet. Er fühle sich zu alt, um Popstar zu sein, erklärte er vor kurzem im Spiegel-Interview. Doch beim Konzert in München beweist der 51-Jährige, dass er es immer noch kann, das mit dem Feiern und Musikmachen.
Im roten Scheinwerferlicht steht er da, schwingt das Handtuch, rappt von den großen und kleinen Problemen des Alltags, vom Urlaub in Italien, von Grapefruit, Gin und davon, dass schon alles gut werden wird. Der Bass dröhnt, der Boden vibriert und alle singen mit – Fans, die mit ihm älter geworden sind, ebenso wie deren Kinder und alle dazwischen. Fox liefert im ausverkauften Circus Krone den Soundtrack von drei Generationen, eine Wohlfühlparty für die ganze Familie und ist damit eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Musiklandschaft.
Peter Fox hat Ende Mai sein neues Album "Love Songs" veröffentlicht
Bekannt wurde er als Sänger der Berliner Dancehall-Crew Seeed, die mit Liedern wie „Ding“, „Dickes B“ oder „Augenbling“ Anfang der 2000er durch die Decke ging. Einen gigantischen Erfolg landete Fox dann 2008 mit seinem Solo-Album „Stadtaffe“, eine Hommage an seine Heimatstadt Berlin. Mit 1,5 Millionen verkauften Einheiten zählt es zu den kommerziell erfolgreichsten deutschen Rapalben aller Zeiten. In Songs wie „Schwarz zu Blau“, „Alles neu“ oder „Haus am See“ singt Fox von durchzechten Nächten, ländlicher Idylle und dem Wunsch, alles hinter sich zu lassen. Zeitlose Botschaften gepaart mit viel Bass, Perkussion und markantem Orchestersound.
Das funktioniert auch nach 15 Jahren, wie sich beim Konzert in München zeigt. Textsicher singen die Fans mit und tanzen auf den Rängen. Aber sie feiern nicht nur die alten Hits, sondern auch das Neue, mit dem eigentlich niemand mehr gerechnet hatte. Denn nach seinem Debüt-Album hatte Fox den Rummel schnell satt. Er erklärte seine Solo-Karriere für beendet, besann sich auf die Arbeit mit Seed und ließ – abgesehen von einzelnen Kooperationen mit Rapper Trettmann, Marteria oder dem Produzententeam KitschKrieg – wenig von sich hören.
Entsprechend groß war die Aufregung, als der Musiker im vergangenen Herbst das Lied „Zukunft Pink“ herausbrachte und Ende Mai das neue Album „Love Songs“ folgen ließ. Dancehall, Hip-Hop, Italo-Flair, südafrikanische Sounds, Club-Musik, ein bisschen was von allem ist darauf zu hören. Die meisten der elf Songs spielt Fox dann auch in München. Zwar wirkt der Sound durch das viel zu laute Bass-Gewummere teils verschwommen und die Bläser spielen nicht live, sondern vom Band. Dafür bekommen die Fans ein paar feine Soli am Synthi und an der Gitarre zu hören.
Peter Fox in München: Fans dürfen auf der Bühne tanzen
„Wir haben uns extra für euch schick gemacht, sind gerade aufgestanden und direkt vom Tourbus auf die Bühne gekommen“, lässt Fox das Publikum wissen und steht passend dazu im schwarzen Satin-Morgenmantel auf der Bühne. Doch sein Auftritt wirkt alles andere als verschlafen. Er rappt, bedient mal das Drum Pad oder sitzt am Piano, springt flankiert von zwei Tänzerinnen und vier Musikern auf der Bühne herum und interagiert mit den Fans. Etwa 30 von ihnen dürfen bei ihm oben tanzen.
Das kommt alles angenehm nahbar und unprätentiös daher, auch in der Inszenierung. Statt übergroßer Bildschirme hängen einfache Banner über der Bühne. Mal grinst den Fans eine Micky Maus mit psychedelisch-verträumten Augen entgegen, während Fox „es ist alles wie Watte“ singt. Zum Song „Zukunft Pink“ prangt andächtig der Spruch „Future is now“ über der Bühne.
Eineinhalb Stunden Optimismus, gute Laune und Club-Stimmung, damit hätte Fox wohl auch eine größere Halle gefüllt. Dutzende Fans hatten vor dem Circus Krone noch vergeblich auf ein Ticket gehofft. Aber vielleicht haben sie im Spätsommer mehr Glück, dann steht der Musiker beim Superbloom-Festival im Olympiapark noch mal auf der Bühne.