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Konzert: Shirin David in der Olympiahalle: "Fake-Barbie" oder Feministin?

Konzert

Shirin David in der Olympiahalle: "Fake-Barbie" oder Feministin?

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    Shirin David stellt in ihren Songs die Rollenbilder auf den Kopf. Auf dem Konzert waren keine Fotos erlaubt.
    Shirin David stellt in ihren Songs die Rollenbilder auf den Kopf. Auf dem Konzert waren keine Fotos erlaubt. Foto: Universal Music

    Als sich die Bühnenwände der Münchner Olympiahalle öffnen, ist Deutschlands erfolgreichste Rapperin zuerst zu hören statt zu sehen: "Feminin as fuck, meine nicht Alice Schwarzer." Die Menge in der fast ausverkauften Halle beginnt zu kreischen, wie sie es in den kommenden 100 Minuten oft tun wird. An zwei Seilen befestigt schwebt Shirin David in einem schwarzen Latexanzug auf die Bühne und rappt ihren Song "Babsi Bars".

    Ihre Fans haben lange auf diesen Moment gewartet. Obwohl die gebürtige Hamburgerin seit ihrem Durchbruch im Jahr 2019 vier Nummer-Eins-Hits, angefangen mit "Gib ihm", und ein Nummer-Eins-Album veröffentlicht hat, spielt sie erst jetzt ihre erste Tour. Als erste deutsche Hip-Hop-Künstlerin erreichte Barbara Schirin Davidavičius, so ihr bürgerlicher Name, gleich mit ihrem Debütalbum "Supersize" (2019) die Spitze der Albumcharts. Laut einer Jugendbefragung ist die Rapperin unter der Generation Z ebenso bekannt und beliebt wie Greta Thunberg. Und ähnlich wie die Klimaaktivistin polarisiert auch David. Während Fans in der 28-Jährigen eine Feministin sehen, die andere Frauen "empowert" (bestärkt), ist sie für ihre Kritiker nur eine "Fake-Barbie", die mit ihren zahlreichen Schönheits-OPs und ihren freizügigen Outfits zur Sexualisierung weiblicher Körper beiträgt.

    Shirin David in München: Die Musikerin spielt mit der Provokation

    Davids Show in München zeigt: Das Spiel mit diesen scheinbaren Widersprüchen ist ein gekonnt eingesetzter Teil ihrer Kunst. "Shake booty, Babygirl, denn du darfst das": Ihr zweiter Song an diesem Abend ist sogleich ihre bislang erfolgreichste Single "Ich darf das" (2021). David und ihre Showtänzerinnen kommen diesem Aufruf oft nach: Es wird "getwerkt" (mit dem Hintern gewackelt), "geheadbangt" und lasziv getanzt, was das Zeug hält. Und zwar in fünf verschiedenen Outfits – angefangen mit schwarzem Latex über hautengem roten Lack bis zu einer lockeren Jeans mit Glitzer-BH. David selbst bezeichnet ihr Styling als "ultra-feminin" und betont immer wieder, was Feminismus für sie bedeutet: "So viel ausziehen zu dürfen, wie man möchte." Daneben bezeichnet sich die 28-Jährige selbst als eine "Bad Bitch". Was das ist? "Sowas wie ´ne Existenz, die selbstbestimmt ist."

    Diese positive Umdeutung des Begriffs ist nicht neu. Viele Rapperinnen spielen mit Ausdrücken, die oft von ihren männlichen Hip-Hop-Kollegen verwendet werden, um Frauen abzuwerten und zu sexualisieren. Es ist ein Machtspiel um die Deutungshoheit solcher Begriffe. So lässt sich auch Davids Song "Lächel doch mal" wie eine Hymne des Widerstands gegen sexuelle Belästigung von Frauen verstehen, indem sie darin den Spieß komplett umdreht und Männern eine "Kostprobe ihrer toxischen Medizin" gibt. Ihre Message zieht sich durch ihren Auftritt durch: Man kann sich aufreizend anziehen, stark schminken und trotzdem "Grips im Kopf" haben und sein "Business" durchziehen, ohne von Männern abhängig zu sein. Denn die Musikerin ist auch eine erfolgreiche Geschäftsfrau, führt ihr eigenes Musiklabel "Juicy Money Records" und brachte Parfums und ihren Eistee "DirTea" auf den Markt. Heuer kam eine große Kampagne für McDonalds dazu. Der Marketing Club Berlin kürte sie sogar zur "Marketing Persönlichkeit des Jahres".

    Shirin David hat sich im deutschen Hip Hop längst einen Namen gemacht

    Dass sich David auch unter ihren männlichen Rap-Kollegen einen Namen gemacht hat, zeigen Features mit den Hip-Hop-Größen Shindy und Haftbefehl. Für ihren gemeinsamen Song "Affalterbach" ist

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