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Kommentar: Wird 2023 alles gut im Musikbusiness?

Kommentar

Wird 2023 alles gut im Musikbusiness?

Wolfgang Schütz
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    Die Schüssel des Münchner Olympiastadions (hier 2022 beim Konzert der Rolling Stones) wird auch 2023 wieder voll werden.
    Die Schüssel des Münchner Olympiastadions (hier 2022 beim Konzert der Rolling Stones) wird auch 2023 wieder voll werden. Foto: Felix Hörhager, dpa

    Ob Sie nun Roland Kaiser oder Iron Maiden lieben, Capital Bra oder Harry Styles feiern – wie schön: Für alle hat das Konzertjahr wieder das normale Beglückungsangebot. Vergessen scheint die Corona-Pause, abgeflaut die Überforderung für Branche wie Fans durch das geballte Nachholen all der verschobenen Auftritte. Bloß zeigt sich in der vermeintlich zurückgewonnenen Normalität: Es ist eben nicht die alte, sondern eine neue Konzertwelt, deren Entstehung die Krise begünstigt hat. Und schön ist daran – bei allem zurückgewonnenen Live-Glück – leider sehr wenig. 

    Die beiden Branchenriesen im Konzert-Geschäft melden Rekordumsätze

    Feiern können nur die Größten. Das gilt für die Künstlerinnen und Künstler, weil die Fans etwa für Rammstein oder Helene Fischer auch deutlich tiefer in die Taschen greifen. Das auszureizen helfen inzwischen Algorithmen, die zum Einsatz kommen und die Preise für (mitunter nur noch digitale) Karten je nach Nachfrage flexibel anpassen. Umso weniger bleibt für die mittleren und kleineren Namen in der Branche, die aber mehr denn je von Live-Einnahmen leben und nun auch noch höhere Tour-Kosten wettmachen müssen. Weiterzumachen wird damit zusehends zum steigenden Risiko, Verluste sind schnell gemacht. 

    Das gilt in der Folge aber vor allem für die, deren Geschäft die Konzerte sind. Rekordumsätze vermelden aktuell nämlich die Größten, die die Größten auf die Bühne bringen: CTS Eventim, die Nummer eins in Europa, längst nicht nur als Ticketverkäufer, sondern auch als ganzes Veranstalternetzwerk aktiv; und der Weltmarktführer aus den USA, Live Nation, der in einem einzelnen Quartal schon mal über sechs Milliarden Dollar mit Karten und Konzerten macht. Dagegen müssen kleinere Veranstalter mit naturgemäß ohnehin dünnerem Fell nun, nach der durch staatliche Subventionen gepufferten Corona-Pause ohne Einnahmen, aber auch ohne Ausgaben, mit jeder Tour ins Risiko gehen: bei durchschnittlich höheren Kosten durchschnittlich weniger Publikum – da will alles abgewogen sein, da ist Vorsicht geboten. 

    Die Konzert-Kultur in ihrer Breite und Tiefe ist in Gefahr

    Unterhalb der Größten bedeutet dies also: Das Risiko für Kunstschaffende steigt; das Risiko für die Veranstalter steigt; dazu ist die Zahl älterer Zuschauer gewachsen, die wie entwöhnt wirken und bei begrenztem Budget zögerlicher vor allem beim Karten-, aber auch beim wichtigen Fanartikelkauf werden; und mehr jüngere kommen hinzu, die gar nicht erst angefangen haben, auf Live-Konzerte zu gehen – das alles ergibt immer wieder Verlegungen in kleinere Hallen, immer mehr Absagen. 

    Betroffen sind davon nicht die größten Namen und Marken, aber es ist die größte Anzahl an Kunstschaffenden, das Gros der örtlichen Veranstalter, die Live-Kultur in ihrer Breite und Tiefe. Kein Staat wird das dauerhaft durch verlängerte Subventionen stützen oder das gesteigerte Zittern hier durch Beteiligungen am gesteigerten Kassieren bei den Größten ausgleichen. Es ist wie in so vielen anderen Bereichen auch: Die neue Normalität der Nach-Corona-Zeit setzt den Konsumenten mit in die Verantwortung. Das massenhafte Mitsingen und Bejubeln, das Tanzen und Feiern beim Live-Konzert ist ein Hochfest der Event-Gesellschaft, des Individualismus – diese hübsche Dialektik schlägt bei verschärfter Marktlage eben auch zurück: Wer nicht mehr jeden Spaß haben kann, muss entscheiden, welcher Spaß für ihn selbst und die Gesellschaft unverzichtbar ist. 

    Konkret: Vergessen Sie kleinere Konzerte im Schatten der Mega-Events nicht! Sonst sind sie bald weg und kommen nicht wieder.

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