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Foto: Tobis Film, Frank Dicks, dpa
Foto: Tobis Film, Frank Dicks, dpa

Von links nach rechts: Tom Schilling als Andreas, Jürgen Vogel als Jim, David Kross als David, Lavinia Wilson als Linda, Serkan Kaya als Bernhard, Victoria Carling als Lady Fiona.

Kino
15.03.2023

Zankende Bänker und ein toter Vogel: So ist die Romanverfilmung "Der Pfau"

Von Martin Schwickert

Isabel Bogdan gelang mit "Der Pfau" ein Bestseller. Mit Stars wie Jürgen Vogel und Tom Schilling läuft die Geschichte nun im Kino – mit Schwächen.

Mit ihrem Romandebüt "Der Pfau“ landete Isabel Bogdan 2016 einen veritablen Überraschungserfolg. Mehrere Monate hielt sich der Titel in der Spiegel-Bestsellerliste. Solide 50.000 Exemplare verkauften sich im Erscheinungsjahr. Dass die Geschichte einer Gruppe von Bänkern, die zum Teambuilding in die schottischen Highlands reist und mit einem undurchsichtigen Pfauen-Mord konfrontiert wird, nun fürs Kino adaptiert wurde, ist keine Überraschung. Schließlich hatte sich die recht betulich geschriebene Kriminalsatire selbst schon bei den altmodischen Miss-Marple- und Edgar-Wallace-Verfilmungen bedient.

Neuer Kinofilm erzählt von den Streitigkeiten zwischen Bänkern

Ohnehin steht klassischer Ensemble-Crime gerade hoch im Kurs: Nach den Agatha-Christie-Remakes von "Mord im Orientexpress" (2017) und "Tod auf dem Nil" (2022) waren Nachahmungswerke wie "Knives Out" (2019) oder zuletzt die Netflix-Produktion "The Glass Onion" (2022) höchst erfolgreich. Und da will der deutsche Film auch ein wenig mitmischen. 

Trailer: "Der Pfau" mit Jürgen Vogel und Tom Schilling

Um den Unterhalt des alten Herrenhauses in den schottischen Bergen zu finanzieren, betreibt ein adliges Ehepaar (Philip Jackson, Victoria Carling) im Nebengelass ein semiprofessionelles Tagungshaus. Chefin Linda (Lavinia Wilson) hat hierher ihre vier Teamkollegen eingeladen, um die firmeninterne Gruppendynamik wieder in Gang zu bringen. Demnächst steht in ihrer Abteilung ein Compliance-Verfahren an, und da sollen alle an einem Strang ziehen.

Jürgen Vogel, Tom Schilling und Annette Frier spielen mit

Während Ersatzcoach Rebecca (Svenja Jung) die Teilnehmer mit Buntstiftzeichnungen und gemeinsamem Hüttenbau im Wald zu motivieren versucht, herrscht unter den Bänkern misstrauische Alarmstimmung. Selbstoptimierer Bernhard (Serkan Kaya) macht auf Alphatier und hat Angst, dass seine Zahlen nicht stimmen. Der junge David (David Kross) wird immer noch wie ein Lehrling behandelt, obwohl er seit drei Jahren in der Abteilung ist. 

An dem stets ausgelassenen Jim (Jürgen Vogel) scheint jeglicher Stress abzuperlen, während der penible Andreas (Tom Schilling) einen Komplott wittert und eigene detektivische Recherchen anstellt. Über dem interaktiven Geschehen schwebt Köchin Helen (Annette Frier), die gleichzeitig als Erzählerin aus dem Off fungiert. Dann stirbt der Lieblingspfau des Gutsbesitzers eines unnatürlichen Todes, und die Mutmaßungen über den Vogelmord verkomplizieren die kollegiale Beziehungsstruktur. 

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Lutz Heineking Jr. hat den Bestseller "Der Pfau" verfilmt

Als Drohne lässt Debüt-Regisseur Lutz Heineking Jr. die Kamera über dem Anwesen schweben, um sich von dort aus nacheinander den einzelnen Figuren zu widmen. Der technische Trick ahmt die Struktur des Romanes nach, der in inneren Monologen die einzelnen Perspektiven vorstellt und dabei sogar den Hund zu Wort kommen lässt. Die Komik entsteht im Buch aus den individuellen Verschwörungsfantasien, die ohne rationale Grundlage reichhaltige Blüten treiben und die destruktive Gruppendynamik befeuern. Im Film lässt sich dies nur begrenzt ins Dialogische übersetzen, was hier zu einer komödiantischen Ausdünnung und einer etwas kryptischen Handlungsstruktur führt.

Trotz der ebenso prominenten wie begabten Besetzung bleiben die Figuren im Zustand leicht schräger Klischees stecken, die nicht mit Leben gefüllt werden können. Gleich mehrmals erklärt die Stimme der allwissenden Erzählerin, dass es in dem Ränkespiel der Bänker eigentlich um nichts geht. Aber der vermeintlich selbstironische Verweis wird hier zum Boomerang und unterstreicht die quälende Belanglosigkeit und dysfunktionale Komik, die sich vergeblich als Understatement zu verkaufen versucht.

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