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Kino: Kritik zu Kevin Costners Western „Horizon“

Filmkritik

Vom einsamen Revolverhelden bis zur blonden Siedlerin: Kevin Costners Saga "Horizon"

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    Kevin Costner als Hayes Ellison in einer Szene des Kinofilms "Horizon".
    Kevin Costner als Hayes Ellison in einer Szene des Kinofilms "Horizon". Foto: TOBIS, dpa

    Kevin Costner wird im nächsten Jahr 70. Das ist ein Alter, in dem manche darüber nachdenken sich zur Ruhe zu setzen, während sich andere wiederum noch einen letzten Traum erfüllen wollen. Costners Traum heißt „Horizon“. Schon Ende der 80er begann er die Idee zu einem großangelegten Western-Epos zu entwickeln.

    Schauspieler Kevin Costner bei der Deutschlandpremiere seines Films «Horizon» im UCI Kinowelt Zoo Palast. Kevin Costner ist Hauptdarsteller, Regisseur und Drehbuchautor des Films.
    Schauspieler Kevin Costner bei der Deutschlandpremiere seines Films «Horizon» im UCI Kinowelt Zoo Palast. Kevin Costner ist Hauptdarsteller, Regisseur und Drehbuchautor des Films. Foto: Carsten Koall, dpa

    Einige Jahrzehnte später feierte nun im Mai dieses Jahres der erste Teil der Saga bei den Filmfestspielen in Cannes seine Premiere. Vier Folgen mit jeweils drei Stunden Laufzeit sollen es werden – ein gigantisches und ebenso riskantes Projekt, für das Costner nicht nur als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller fungiert, sondern auch 58 Millionen Dollar seines eigenen Vermögens investiert hat.

    Die Stadt Horizon soll im Gebiet der Apachen entstehen

    Der Hauptstrang der Erzählung rankt sich um ein Stück Land im San Pedro Valley im heutigen Bundesstaat Arizona. Malerisch schlängelt sich der Fluss durch die Tiefebene. Nahe des Ufers befinden sich die Gräber der ersten Siedler, die versucht haben sich hier niederzulassen.

    Das Land gehört zum Territorium der Apachen, die nicht gewillt sind es den europäischen Kolonisten zu überlassen. Aber es kommen mehr, denn ein Immobilienmakler in New York verkauft reihenweise Grundrechte für die Stadt Horizon, die an der Flussbiegung gegründet werden soll.

    Gerade wurden eine neue Zeltsiedlung, erste Häuser und ein Gemeindesaal in dem Tal errichtet, als Krieger der Apachen das Dorf überfallen. Mit einem 20-minütigen actiongeladenen Kampfgetümmel begibt sich Costners „Horizon“ gleich zu Beginn in den blutigen Grundkonflikt der amerikanischen Geschichte. Das Massaker überleben nur wenige der weißen Siedler. „Was tut ihr hier?“, fragt Lieutenant Trent Gephardt (Sam Worthington), der mit seiner kleinen Truppe für den Schutz der Siedler zuständig ist. Er weiß, dass dieses Tal militärisch nicht zu halten ist und die Apachen ihr Land nicht aufgeben werden. Aber auch im Lager der Ureinwohner herrscht Uneinigkeit. Der alte Häuptling Liluye (Wasé Chief) erkennt, dass der Strom der weißen Kolonisten nie abreißen wird. Sein Sohn Pionsenay (Owen Crow Shoe) hingegen will in den Krieg gegen die Eindringlinge ziehen.

    In Kevin Costners Western „Horizon“ gibt es mehrere Handlungsebenen

    Mit dem Atem des epischen Erzählers zieht Costner derweil mehrere weitere Handlungsebenen ins dreistündige Kinogeschehen ein. In Montana versucht Ellen (Jena Malone) den Vergewaltiger und örtlichen Clanchef umzubringen, dessen mordlustige Söhne sie und ihr Kind fortan quer durch das Land verfolgen. Dabei kreuzen die Gangster in Wyoming den Weg des Pferdehändlers Hayes (Costner), der nach einem mortalen Schusswechsel ebenfalls auf die To-Kill-Liste der kriminellen Familie gerät. Kevin Costner hat für sich die Rolle des klassischen, einsamen Western-Helden reserviert, der in einer gesetzlosen Welt seinem moralischen Gewissen folgt und sich mit dem Colt in der Hand zu verteidigen weiß. Schließlich wird in der letzten Kinostunde noch ein bunt gemischter Treck von Siedlern eingeführt, die sich unter der Leitung des patenten Cowboys Matthew Van Weyden (Luke Wilson) Richtung Arizona aufmachen, um sich in Horizon die versprochene, neue Existenz aufzubauen.

    Im ersten Teil seiner Saga versammelt Costner nahezu alle zentralen Western-Motive, um sie auf eine mehrsträngige Erzählung zu verteilen. Dabei wird früh klar, dass sich „Horizon“ an den klassischen Genrewerken der 40er und 50er-Jahre orientiert. Die Kamera von J. Michael Muro badet in den weiten Landschaften Arizonas und Montanas und verleiht den verschiedenen Handlungsebenen eine eigene, visuelle Textur. Den optischen Reizen, die sich auf der großen Leinwand prachtvoll entfalten, steht eine Scheibchendramaturgie gegenüber, wie man sie aus den Pilotfilmen serieller TV-Produktionen kennt.

    Vom einsamen Revolverhelden bis zu blonden Siedlerin

    Im ersten Teil verschreibt sich Costner einem durchaus vielversprechenden Worldbuilding und der Einführung der Hauptcharaktere. Bei der Figurengestaltung werden die Genreklischees vom einsamen Revolverhelden über exzentrische Gangster bis hin zur blonden Siedlerin im blitzsauberen Gewand großzügig bedient. Ob diese Stereotypen in den kommenden Folgen neu befragt und unterminiert werden, lässt sich nach diesem ersten Teil bislang nicht absehen. Ähnliches gilt für den Umgang mit der Perspektive amerikanischer Ureinwohner, die hier angerissen und vom „Der mit Wolf tanzt“-Regisseur hoffentlich noch deutlich vertieft wird. Eine vierteilige Saga im epischen Format bietet viel Raum für die notwendige Differenzierung eines Genres, das den amerikanischen Gründungsmythos oftmals allzu unkritisch beschworen hat. Man darf gespannt sein, ob Costner in den folgenden Kinostunden dieser filmhistorischen Verantwortung gerecht wird.

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