Der chronische Mangel an Wohnraum führt in Berlin zu seltsamen Wohnsituationen. Wie sonst ist es zu erklären, dass ein Kleinkünstler mit einem kommunistischen Känguru zusammen wohnt? Kabarettist und Autor Marc-Uwe Kling teilt in seinen Büchern und Filmen schon seit Jahren die Wohnung mit seinem Känguru. Wobei, sein Känguru? Vielleicht besser nicht. Es ist da sehr eigen, wenn es um Besitzverhältnisse geht. Oder hält man sich doch eher an dieses Zitat: "Mein, dein das sind doch bürgerliche Kategorien", wie das Känguru zu sagen pflegt, meistens wenn es sich von Marc-Uwe etwas "ausleiht".
Laut eigener Aussage kämpfte das Känguru im Vietnamkrieg auf der Seite des Vietkongs und kam anschließend als Vertragsarbeiter in die DDR. Allerdings enthüllte ein Weggefährte, dass es erst gegen Ende des Krieges geboren sei und lediglich aus dem Beutel seiner Mutter den letzten amerikanischen Hubschrauber nach gewunken hat. Wer jetzt denkt: "Gott, wie niedlich." Die ersten Worte des Kängurus waren: "Ich bin nicht niedlich!"
Das Känguru ist Kommunist und kämpft für eine gerechtere Weltordnung
Apropos Beutel: Den eigenen nutzt das Känguru nicht zum Transport von Nachwuchs, sondern als Stauraum. Dort finden sich Sachen wie im Suff gestohlene Aschenbecher, seine heiß geliebten Schnapspralinen oder rote Boxhandschuhe. Der Beutel wirft aber auch die Frage nach dem Geschlecht des Kängurus auf. Obwohl es sich sehr männlich gibt, haben nur weibliche Kängurus einen Beutel. Auf das Geschlecht seines Mitbewohners angesprochen, sagt Mark-Uwe Kling im Interview mit Neues Deutschland das Känguru sei "bi-trans-metro-sexuell". Was die Frage eindeutig und endgültig beantwortet.
Hauptberuflich ist das Känguru Kommunist und kämpft für eine gerechte Weltordnung, Brot für alle und die Ächtung vom sogenannten Musikfernsehen. Deswegen ist es auch Gründer des "Jüdisch-Bolschewistische Weltverschwörung e. V." und des "Asozialen Netzwerks", eine "Anti-Terror-Organisation", welche sich gegen "den Terror […] der Medien und der Regierung […] der Religion und der Wirtschaft" richtet. Die hochtrabenden Pläne des Kängurus scheitern aber meistens, mitunter an der eigenen Faulheit. Die war aber kein Hindernis für es jetzt schon im zweiten Kinofilm die Hauptrolle zu übernehmen. Darauf eine Schnapspraline.