Stimmungsaufheller in krisenhafter Zeit: Um 11.11 Uhr ist in Hochburgen des närrischen Frohsinns die neue Karnevalssession eingeläutet worden. Tausende Kostümierte ließen sich in Köln und Düsseldorf vom schlechten Wetter nicht abhalten. An den Kiosken waren diesmal Müllsäcke besonders gefragt - als Überzieh-Jacke gegen den Regen.
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sagte, der Karneval komme zur rechten Zeit: «Ich bin überzeugt, wir alle können ein bisschen Energie bei diesen vielen Krisen, die wir erleben, gebrauchen.» Man feiere durchaus mit dem Bewusstsein, was in der Welt vor sich gehe, «aber wir sind nicht gelähmt».
In Köln hatten sich wieder Zehntausende Feiernde versammelt. 1.400 Beamtinnen und Beamte waren auf der Straße, gut 200 mehr als im Vorjahr. Im Auftrag der Stadt waren auch 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes und mehr als 1.000 Kräfte von privaten Sicherheitsunternehmen unterwegs.
In der Fastnachtshochburg Mainz wurde die fünfte Jahreszeit mit dem Narrhallamarsch und einem dreifach donnernden Helau begrüßt. Gefeiert wurde auch in Trier und Koblenz.
Narren übernehmen das Zepter
Zudem feierten Menschen außerhalb der rheinischen Hochburgen der fünften Jahreszeit entgegen. In einigen Rathäusern in Niedersachsen etwa läutete die Prinzenproklamation die symbolische Machtübergabe ein. Endlich habe das Leben wieder Sinn und Ordnung, rief etwa Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) den Jecken zu. «Selbst in den herausfordernden Zeiten müssen wir lachen dürfen.»
In Thüringen übernahmen die Narren das Zepter und stürmten vielerorts die Rathäuser. In der ostdeutschen Karnevalshochburg Cottbus in Brandenburg eroberten die Närrinnen und Narren das Rathaus - zumindest symbolisch. Kurz zuvor, pünktlich um 11.11 Uhr, markierte ein Schuss aus der Konfettikanone den Start der Session.
Viele Zünfte in Baden-Württemberg läuteten ebenfalls die fünfte Jahreszeit ein - auch wenn die schwäbisch-alemannische «Fasnet» offiziell erst in einigen Wochen am Dreikönigstag beginnt. Im oberschwäbischen Kißlegg stand das Gießen des kleinen Narrenbaums an - in der Hoffnung, dass er bis zum Beginn der Fastnacht zu einem Prachtbaum heranwächst.
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