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Junges Theater Augsburg thematisiert Inklusion auf der Bühne

Junges Theater

Aus Langeweile wird beim Jungen Theater Kreativität, auch ohne Worte

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    Eine Brücke der Verständigung: Das Junge Theater Augsburg bringt das inklusive Stück „Blödes Bild!“ für hörende und taube* Zuschauer auf die Bühne.
    Eine Brücke der Verständigung: Das Junge Theater Augsburg bringt das inklusive Stück „Blödes Bild!“ für hörende und taube* Zuschauer auf die Bühne. Foto: Frauke Wichmann, Junges Theater Augsburg

    Gesagt wird lange Zeit nichts auf der Bühne. Trotzdem ist die Langeweile, die die beiden Schauspieler Julia Keren Turbahn und Jan Kress sowie die Musikerin Ellen Mayer mit ganzem, auch akrobatischen Körpereinsatz vorspielen, mit Händen zu greifen. Kinder kennen das Gefühl: Egal, wie man sich dreht und verdreht, ob man liegt oder Papierkügelchen schmeißt: Die Langeweile lähmt. Den ersten Satz „Mir ist langweilig!“ hätten die Darsteller nicht sprechen müssen, um die Situation zu beschreiben. Ihre Gestik, Mimik und die Gebärden der Deutschen Gebärdensprache sagen alles – auch denen, die diese Sprache nicht beherrschen.

    Das Bilderbuch „Blödes Bild“ war Anregung

    „Bühne frei!“ heißt die „Inklusive Öffnung“ des Jungen Theater Augsburg – und diesmal wurde sie freigegeben für Taube* - sowohl vor als auch auf der Bühne. Ja, „Taube“ ist das Wort, mit dem sich die gehörlosen Aktivisten wieder identifizieren und das Sternchen zeigt, dass auch mitgemeint ist, wer schwerhörig, CI-tragend oder spätertaubt ist. Dass auch Hörende ihren Spaß an diesem neuen Kinderstück ab 5 Jahren haben, war bei der Premiere deutlich zu erleben.

    „Blödes Bild!“ ist der Titel eines Bilderbuchs von Johanna Thydell, das Regisseurin Susanne Reng nur als Anregung für ihr Kinderstück genommen hatte. Ausgehend von dieser Geschichte über das Verhältnis von Geschwistern, hat sie eine knapp 50-minütige bewegungsreiche Darstellung kreativer und kommunikativer Prozesse auf die abraxas-Bühne gestellt, die den Zuschauern das Wunder der Kommunikation zwischen zwei Menschen – aber auch zwischen Schauspielern und Publikum vorstellt.

    Der Körper erzählt von der Begeisterung fürs Malen

    Dieses Geschwisterpaar – der „große Bruder“ und die „kleine Schwester“ – erlebt offensichtlich Inklusion in der Familie. Denn beide gebärden im Gespräch, aber die Schwester wiederholt oder ergänzt laut die in der Sprache der Tauben* übliche Gebärdensprache – sie „übersetzt“ damit auch für das hörende Publikum, allerdings ganz beiläufig.

    Jan Kress, Schauspieler, Tänzer und Performer aus Berlin, ist selbst gehörlos und deshalb geübt darin, seine Gefühle und Gedanken sichtbar und verständlich darzustellen. Sein körperbetontes Spiel wird von Julia Keren Turbahn gespiegelt - hier ergeben die großen überdeutlichen Gesten, die fürs Kindertheater charakteristisch sind, wirklich Sinn und gesprochene Worte geraten in den Hintergrund. Kress zeigt nicht nur die typischen Attitüden des „vernünftigen“ Großen, sondern versucht auch seiner kleinen „dummen“ Schwester Regeln zu vermitteln, mal mehr, mal weniger geduldig. Um seine Begeisterung fürs Malen zu beschreiben, gestaltet er mit dem ganzen Körper, wie sich Ideen und Inspirationen entwickeln: aus dem Bauch heraus wandern sie über den Kopf nach außen bis sie in den tanzenden Fingerspitzen angekommen sind. Ein wunderbares Bild für Kreativität, das Worte nicht annähernd so anschaulich benennen könnten.

    Vieles erklärt sich ganz ohne Worte

    Noch vieles mehr erklärt sich von selbst, auch ohne Worte. Das Schlagzeug von Ellen Mayer ist z.B. in der Lage, nur über seine Vibration Gegenstände hüpfen zu lassen. Und wenn die kleine Schwester über Schnee redet, lässt sie die Papierkügelchen schneien und ihr Bruder assoziiert dazu einen dicken Schneemann. Der spielerische Umgang der beiden Figuren miteinander findet sich auch bei der Auswahl der Gebärden wieder. Klare Bilder haben auch in der Deutschen Gebärdensprache klare Gesten wie „Fenster“ oder „Sonne“. Das macht es Hörenden leicht, sich auf diese fremde Sprache einzulassen. Schirmherr und Stadtrat Benedikt Lika sprach in der Begrüßung seine Hoffnung aus, dass „der eine oder andere Hörende Lust bekommen könnte, die Gebärdensprache zu lernen“. Das wäre ein wichtiger Schritt hin zu mehr Inklusion.

    „Blödes Bild!“ ist eine von zwei „Profitheater“-Produktionen innerhalb des vierjährigen Prozesses, in dem sich das Junge Theater Augsburg inklusiv ausrichtet und den Cassandra Darabos (auch Regieassistentin beim Kinderstück) leitet. Gefördert von „Aktion Mensch“ soll hier auch kulturell Inklusion ermöglicht werden, nach dem Stück „Irreparabel“ für Jugendliche hier also mit einem Kinderstück. Zum Projekt gehören auch der inklusive Theaterspielclub „FreiSpiel21“ für Jugendliche und Theaterworkshops in betreuten WGs der Caritas. Das ist vielleicht das Auffallendste an diesem langjährigen Projekt: Es bezieht sich nicht nur auf Inklusion im Publikum, sondern wirkt auch inklusiv auf der Bühne.

    Öffentliche Aufführungstermine von „Blödes Bild!“ im abraxas sind am 10.10., 12.10., 03.11. und 08.11. jeweils am Nachmittag. Für Schulklassen können weitere Termine unter der Woche gebucht werden.

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