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Jubiläum: Musica Suevica: Musik für die Kirche, Musik aus Schwaben

Jubiläum

Musica Suevica: Musik für die Kirche, Musik aus Schwaben

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    Der Chor Musica Suevica bei einem Auftritt in Heilig Kreuz.
    Der Chor Musica Suevica bei einem Auftritt in Heilig Kreuz. Foto: Christina Bleier

    Als der Dirigent Franz Wallisch ein Plätzchen gefunden hat im Café Dichtl und seinen Strohhut ablegt, da schaut er sich um im Kaffeehaus – und erinnert sich an einen alten Chorkollegen. In diesem Café sei Erich Gackowski immer gerne gesessen. Mit einer Zigarre im Mundwinkel, Notenpapier vor der Nase, bereit Musik zu schreiben, die er in den Archiven der Heilig-Kreuz-Kirche aufgestöbert hat. So beschreibt der Wallisch den einstigen "Spiritus Rector" des Augsburger Chores, den er selbst seit 40 Jahren leitet. 

    Musik für die Kirche, Musik aus Schwaben, das sind die Grundfesten im Repertoire der Musica Suevica. Gackowski hat den Chor von Beginn an mit geprägt, in dem er Musik wiederentdeckte, ins Reine schrieb, neu arrangierte. Auch ein Werk von ihm – "Lustige Musikanten", Allegro, Walzer, Scherzo vivace – wird Franz Wallisch beim Konzert des Chors bald dirigieren. 40 Jahre Musica Suevica feiert der Dirigent mit seinem Ensemble, in einem Konzert im Goldenen Saal des Rathauses. Der Name Mozart ist dabei der rote Faden, der sich durch das Programm zieht. Und die Geschichte des Ensembles.

    Konzerte mit Musica Suevica: 400 Menschen besuchten die Gottesdienste

    Die Musica Suevica ist das Stammensemble der katholischen Kirche Heilig Kreuz, gestaltet dort bis zu sechs Orchestermessen im Jahr, singt auch an den Hochfesten. Bis 2020 leiteten die Dominikaner das Geschehen in der Heilig-Kreuz-Kirche, gut 400 Leuten besuchten manchmal dort die Messen und Konzerte – "früher war 20 Minuten vor Beginn kein Sitzplatz mehr zu bekommen", erinnert sich Wallisch Aber dann gingen die Dominikaner, und "jetzt gibt es keine Stammgemeinde mehr", bedauert er. Aber weder dieser Umbruch noch eine Pandemie konnten die Musica Suevica aus dem Takt bringen. Die gut 30 Sänger und Sängerinnen proben heute immer dienstags in Heilig Kreuz. Aber Wallisch weiß: "Man muss sich sein Publikum erarbeiten." Und dazu soll das Jubiläumskonzert beitragen.

    Gackowski und Wallisch hatten Zugang zu den Archiven von Heilig Kreuz, fanden dort kostbare Werke aus vergangenen Jahrhunderten. Gackowski hinterließ Wallisch viel Stoff, als er 2013 starb – "da liegt heute noch so ein Stapel", sagt der Dirigent und hält die Hand hoch über der Tischkante. Dabei zeigen die alten Bilder des Chores, wie weit diese Werke die Sänger und Sängerinnen gebracht hat: Nicht nur im Goldenen Saal sangen sie, auch in der Basilika von Ottobeuren, in den Klosterkirchen von Roggenburg und Oberelchingen. Damit in den Konzerten auch ein Orchesterklang die Stimmen trägt, hat der Chor ein Netzwerk gestrickt. Zu den treusten Gefährten gehören Mitglieder des Münchner Rundfunkorchesters – sie gestalten mit der Musica Suevica das Jubiläumskonzert. Priska Eser, Kerstin Rosenfeldt, Roman Payer und Raphael Sigling werden als Solosänger auftreten, Doren Dinglinger trägt den Part der Solovioline.

    Die Familie Mozart führt musikalisch durch den Abend

    Fast alle Komponisten des Abends vereint ein Bezug zu einer Familie, die in Schwabne verwurzelt ist: die Familie Mozart. In der Runde würdigt das Konzert dabei auch eine Frau. Nannette Streicher, geboren in Augsburg als Tochter Nummer sechs des Klavierbauers Johann Andreas Stein, avanciert selbst zur geschätzten Klavierbauerin in Wien, soll Beethoven und Mozart persönlich gekannt haben. Von ihr präsentieren die Instrumentalisten einen "Marche" für Holzbläser.

    Das Mozarthaus in Augsburg.
    Das Mozarthaus in Augsburg. Foto: Ulrich Wagner

    Aus der Feder des Augustinerchorherrn P. Matthäus Fischer (1763 – 1840), der in Heilig Kreuz wirkte und sich für Wolfgang Amadeus' Werk einsetzte, bietet das Konzert einen Auszug des "Alexander Magnus" für Soli, Chor und Orchester. Und schließlich, ein Mozart höchstpersönlich: Der Chor singt die Cantate "Der erste Frühlingstag" von Franz Xaver, Sohn des Wolfgang Amadeus. "Der war genauso schlitzohrig wie er", erklärt Wallisch – obwohl der begnadete Pianist

    Weiteres kündigt Wallisch an: Pietro Pompeio Sales Arie für Tenor und Orchester sei "an Dramatik nicht zu überbieten", doch der Höhepunkt, das sei das "Te Deum" des Italieners Giuseppe Sarti. 200 Werken von gut 85 Komponisten hat die Musica Suevica bis heute gesungen. Orchestermessen, Mozart, Haydn, sowieso, aber eben auch Wiederentdecktes, Fundstücke. Viel Stoff aus 40 Jahren.

    Info: "40 Jahre Musica Suevica", am 2. Juli, 19.30 Uhr, im Goldenen Saal.

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