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  3. Jazz, auf der Muschel geblasen: Steve Turre im Porträt

Musik
19.06.2024

Der Posaunist Steve Turre bläst Jazz auf der Seemuschel

Muscheln gelten als die ältesten Blasinstrumente der Menschheitsgeschichte. Steve Turre spielt auf ihnen Jazz.
Foto: Christopher Kayfield

Musikalische Delikatesse: Der Posaunist Steve Turre spielt seine Soli auf Muschelschalen. Dabei folgt er einem Naturklang, der die halbe Welt verbindet.

Saxofon, Piano oder Trompete kennt jeder Jazzfan. Aber dann gibt es auch noch die "Exoten". Die "Singende Säge" etwa, die Ätherwellengeige oder so etwas Abgefahrenes wie das Samchillian, eine Art Keyboard, das aussieht wie eine Kombination aus Fitnessgerät und Nintendo DS. Und dann sind da noch Muscheln. Die Seemuscheln von Steve Turre.

Der Posaunist Steve Turre ist seit 1974 auch Muschelbläser

Häufig liegen sie nur achtlos am Strand oder in drittklassigen Souvenirläden herum. Aber Seemuscheln sind mehr als Briefbeschwerer. Die von der Natur geformten Hörner gelten als die ältesten Blasinstrumente der Menschheit und eignen sich – vor allem in Turres Händen – vorzüglich für Jazz. Muschelklang ertönte mittlerweile auf 19 Alben des markanten Ziegenbarts aus New Jersey. Ihre Premiere feierte die Muschel 1974, als ihn der Trompeter Woody Shaw darum bat, ein geheimnisvoll grummelndes, hypnotisches Intro zu einer Latin-Nummer beizusteuern. Da spielt Steve Turre noch Posaune, ein "seriöses" Instrument. Doch diesen bunten, von Mutter Natur recht eigenwillig geformten Dingern haftet etwas Mystisches, Göttliches an, das Assoziationen an die Rettung der Menschheit vor dem Zorn Jupiters durch das Muschelsignal Tritons weckt. Etwas, das auch Urinstinkte reanimieren kann. Wenn der Konsument denn bereit ist, sie in der modernen Musik zu akzeptieren.

Zum ersten Mal hörte Turre den urzeitlichen Ton, als er noch keine 18 war, bei einem Konzert des blinden Alles-Bläsers Rashaan Roland Kirk 1966 in San Francisco. "Einer der Allergrößten, ein Visionär ohnegleichen!" Kirk besaß den Ruf, alle möglichen blasbaren Utensilien in seine Performance einzubauen: Polizeipfeifen, Sirenen, Nasenflöten, Kazoos. Nicht um des billigen Gags willen, sondern weil er sich durch solche Klangquellen eine Form der Spiritualität erhoffte. "Bei der Zugabe fingerte Rashaan plötzlich in seinem Gerätekoffer herum und zog eine Muschel hervor, auf der er nur einen Ton spielte." Turre bemüht sich hörbar um Authentizität: "Uuuuhhhuuuuhhhhhhh!" Fast zehn Minuten dauert das. Zirkularatmung. "Ich war wie vom Blitz gerührt, von diesem Ton, von seiner Qualität. Er war wunderschön! Später bin ich zum ihm in die Garderobe gegangen und habe ihm erzählt, wie sehr mich dieser Klang gefangen nahm. Und da sah ich auch zum ersten Mal diese unglaubliche Muschel und durfte sie sogar berühren!"

Von Samoa bis Tibet werden weltweit Muscheln geblasen

Im pazifischen Raum symbolisiert ihr Ton das Herannahen besonderer Ereignisse, etwa wenn der König kommt. Auf Samoa nimmt selbst im 21. Jahrhundert noch die Polizeistunde mit einem Muscheltuten ihren Anfang, auf den Fidschi-Inseln informiert der Klang, dass der Bäcker Brot aus dem Ofen holt, und in Tibet ruft das Signal die buddhistischen Mönche zum Gebet. Selbst in Deutschland, im fränkischen Neuendettelsau, gab es bis 1979 einen Muschelchor, den der Missionar Heinrich Zahn nach seiner Rückkehr aus Papua-Neuguinea gründete. Steve Turre ließ die Muschelmusik nicht mehr los: 1970 kaufte ihm seine Mutter auf Hawaii eine Muschel, die als "ready to blow" angeboten wurde. Und er lernte schnell. Etwa, dass er nicht nur eine, sondern gleich mehrere brauchte. Kleine Muscheln erzeugen höhere Töne, große tiefere. So wurde er zum Sammler und besitzt heute über 100.

Nachschub erhält der praktizierende Buddhist im "Maxilla & Mandible Shop" in Manhattan, in dessen Regalen Tierskelette oder tote Spinnen liegen, oder im seriösen "Evolution Nature Store", der auch dem Artenschutz entsprechende Einfuhrzertifikate mitliefert. Dort verkaufen sie Muscheln in jeder Preis- und Größenlage, welche mit kalkigen Stacheln oder Mini-Exemplare von fünf Zentimetern Durchmesser. Muscheln, die man am Strand finden kann, taugen nichts. Wasser, Sand und Wind würden Löcher und Risse hinterlassen und sie für die Musik unbrauchbar machen, sagt Turre. Er selbst entwickelte eine Methode, um die rauen Kanten der spieltauglichen Muscheln lippenfreundlich zu präparieren. Zunächst schliff er deren Öffnung rund, um dann mit Acryl eine Art Mundstück darauf zu bauen.

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Steve Turres neustes Album trägt den Titel "Sanyas"

Seither integriert Steve Turre den Muschelklang in jede Jazzband. Bei Van Morrison, Dizzy Gillespie, Herbie Hancock oder Tito Puente, und natürlich auf eigenen Alben wie seinem aktuellen, mit dem Titel "Sanyas" (Smoke Sessions/Membran). Es ist das erste Livealbum unter eigenem Namen, aufgenommen mit einer Formation der Generationen im New Yorker Smoke's Jazz Club. Ein Galadinner mit formidablen Musikern, exquisiten Zutaten und einer besonderen Delikatesse: Muscheln in kochender Hardbop-Sauce. Sein Spezialrezept. "Ich will mit keiner Tradition brechen, sondern einfach nur ich selbst sein", sagt der Chefkoch. "Und das ist schwer genug. Aber darin kann auch der Zauber liegen."

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