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Irsee: Schätze aus der Römerzeit: 32. Tagung der historischen Vereine im Kloster Irsee

Irsee

Schätze aus der Römerzeit: 32. Tagung der historischen Vereine im Kloster Irsee

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    Funde wie diese faszinieren: 2021 entdeckte die Stadtarchäologie in Augsburg einen römischen Schatz mit knapp 5600 Silbermünzen aus dem ersten und zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt.
    Funde wie diese faszinieren: 2021 entdeckte die Stadtarchäologie in Augsburg einen römischen Schatz mit knapp 5600 Silbermünzen aus dem ersten und zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt. Foto: Silvio Wyszengrad

    "Die Römer ziehen immer!" Was Raphael Gerhardt, der Leiter des Günzburger Heimatmuseums, bei seiner Vermittlungsarbeit ganz direkt erfahren hat, gilt im übertragenen Sinne auch für die nach wie vor virulente und immer wieder überraschende Forschungsarbeit der Historiker und Archäologen zur antiken Geschichte der Region. Und Gerhardts These wurde nicht zuletzt bei der jüngsten Arbeitstagung der historischen Vereine, Heimatvereine und Museen in Schwaben im Kloster Irsee bei Kaufbeuren bestätigt: Das Interesse an dem traditionsreichen Symposium, das sich heuer eben dem römischen Erbe im Regierungsbezirk widmete, war so groß, dass etliche Interessenten abgewiesen werden mussten. 

    Römische Spuren in Augsburg und Kempten werden in Irsee zum Thema

    Obwohl die Römerforschung und -begeisterung in der Region schon seit dem 19. Jahrhundert blühe, wie Christof Paulus, Historiker und neuer Vorsitzender des Historischen Vereins für Schwaben, darlegte, sorgen die Besatzer, die das Voralpenland ab kurz vor Christi Geburt prägten, immer noch für Überraschungen. Dem spektakulären Silbermünzenfund von 2021 in Augsburg-Oberhausen könnten angesichts der regen Bau- und damit verbundenen Grabungstätigkeit dort noch weitere Hochkaräter folgen, hofft Stadtarchäologe Sebastian Gairhos. Zudem seien die in den vergangenen Jahren gehobenen Funde erst zum Teil gereinigt und ausgewertet. 

    Gleiches gelte für die Ergebnisse der jüngsten Grabungen in Kempten – neben der Provinzhauptstadt auf dem Gebiet des heutigen Augsburg ein weiteres wichtiges römisches Zentrum in der Region. Der Archäologie-Professor Salvatore Ortisi von der Ludwig-Maximilians-Universität München berichtete von luxuriösen Privathäusern, die dort ergraben wurden und die den Vergleich mit römischen Metropolen nicht zu scheuen brauchten. 

    Archäologischer Fund: 1900 Gräber am Ortsausgang der Stadt Günzburg

    Die Wissenschaftler stießen aber auch auf bisher unklare städtebauliche Verwerfungen und Zerstörungen. Soeben abgeschlossen und veröffentlicht ist, laut Museumsleiter Gerhardt, die Auswertung der Funde von einer rund 1900 Gräber umfassenden Nekropole am westlichen Ortsausgang von Günzburg

    Auch zur Bevölkerungsstruktur in römischer Zeit im Voralpenland gab es in jüngster Zeit neue Erkenntnisse, wie Bernd Steidl von der Archäologischen Staatssammlung München erläuterte, die derzeit auch an ihrer neuen Dauerausstellung arbeitet. So sei entlang der Donau oder auch nordöstlich von Augsburg ein massiver Zuzug von Germanen erfolgt, die sich – im Gegensatz zur einheimischen keltischen Bevölkerung – eng mit der römischen Elite verbunden hätten. Steidl vermutet, dass es sich dabei um Verbündete oder Hilfstruppen der römischen Armee gehandelt habe, die bewusst an der Nordgrenze des Reiches angesiedelt wurden. 

    Wann erhält Augsburg ein neues römisches Museum?

    Die Erforschung der Römer in Schwaben boomt also nach wie vor. Doch wie ist es um die Vermittlung des (neuen) Wissens bestellt? Das Leuchtturmprojekt, der Bau eines neues römisches Museum in Augsburg, könnte 2026 starten, berichtete der städtische Kulturreferent Jürgen Enninger den Tagungsteilnehmern, von denen etliche auf eine schnelle Umsetzung der Pläne drängten. Schließlich werde über das Thema "schon seit 45 Jahren" diskutiert, meinte eine von ihnen. Nach dem klaren Votum des Stadtrats für den Predigerberg als Standort, gehe es jetzt "zentral ums Geld", betonte Enninger. 

    Ein eigenes Römermuseum wäre auch der Traum der Kemptener Stadtarchäologin Maike Sieler. Zumindest aber wurde die 35 Jahre alte Präsentation im archäologischen Park der Allgäu-Metropole im vergangenen Jahr grundlegend überarbeitet und digital ergänzt. An anderen römischen Erinnerungsorten der Region, die größtenteils ehrenamtlich betreut werden, wäre man schon dafür dankbar. Felix Guffler von der Bezirksheimatpflege Schwaben nannte als Beispiel den teilrekonstruierten Apollo-Grannus-Tempel im Lauinger Stadtteil Faimingen – immerhin in römischer Zeit ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt, Militärstandort und Kurort, an dem mit einiger Wahrscheinlichkeit Kaiser Caracalla Station gemacht hat. "Dort ist seit 1997 so gut wie nichts mehr passiert", beklagte Guffler. 

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