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Interview: Metal-Legende Udo Dirkschneider: „Corona bremst uns nicht mehr aus“

Interview

Metal-Legende Udo Dirkschneider: „Corona bremst uns nicht mehr aus“

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    Udo Dirkschneider, geboren am 6. April 1952 in Wuppertal, wurde als Frontmann der Heavy Metal-Gruppe Accept in den frühen 1980er Jahren bekannt.
    Udo Dirkschneider, geboren am 6. April 1952 in Wuppertal, wurde als Frontmann der Heavy Metal-Gruppe Accept in den frühen 1980er Jahren bekannt. Foto: tm-Studios

    Die Welt hat sich verändert. Corona hat über zwei Jahre vieles ausgebremst, insbesondere die Kultur und jetzt tobt ein Krieg in der Ukraine...

    Udo Dirkschneider: Corona hat ja eigentlich alle von uns betroffen. Zumindest hatte ich in dieser Zeit genügend zu tun. Wir haben mit "Game Over" in dieser Zeit ein neues Album veröffentlicht und dazu eine neue DVD. Außerdem waren wir zu diesem Zeitpunkt eine der wenigen Bands, die während des Lockdowns ein Konzert geben durften.

    Das war in Bulgarien...

    Dirkschneider: Ja, in Plovdiv im September des vergangenen Jahres. Da waren 2500 Fans da und die Corona-Lage in Bulgarien ziemlich entspannt. Die hatten zu der Zeit niedrige Infektionszahlen. Das, was derzeit in der Ukraine geschieht, ist einfach grauenhaft. Das ist richtig übel. Wir hatten ja in der Vergangenheit sowohl in Russland wie auch in der Ukraine immer wieder viele Auftritte. Zudem ist mein Gitarrist ein Ukrainer, und er ist derzeit in seinem Land. Wir stehen zwar in ständigem Kontakt, aber ich habe riesig Angst um ihn. Da gibt es bei mir so manche Tränen. Im Oktober waren ja auch Konzerte in

    Die Hochwasserflut gab es auch noch in Deutschland. Ihr Sohn Sven, der in Rheinland-Pfalz wohnt, war heftig betroffen. Sein Musikstudio wurde völlig zerstört. Der Keller und das Erdgeschoss waren überflutet. Wie geht es seiner Familie und ihm jetzt?

    Dirkschneider: Ja, Sven hat es hart getroffen. Seine Familie und er konnten zwischenzeitlich bei seinen Schwiegereltern einziehen. Die vergangenen zwei Jahre waren alles andere als lustig.

    Ihr Sohn spielt in Ihrer Band Schlagzeug. Vater und Sohn in einer Band - das ist nicht vielen vergönnt...

    Dirkschneider: Ich bin schon unwahrscheinlich stolz auf ihn. Aber unser Verhältnis ist jetzt nicht das typische Vater-Sohn-Verhältnis. In der Band sind wir alle Freunde und da genießt er auch keine Sonderstellung.

    Am 6. April wird Udo Dirkschneider 70, am 22. April erscheint sein Album "My Way".
    Am 6. April wird Udo Dirkschneider 70, am 22. April erscheint sein Album "My Way". Foto: tm studios

    Dabei wurde Ihnen ihr Sohn von Saxon-Sänger Biff Byford empfohlen. Haben Sie als Vater sein Talent verkannt?

    Dirkschneider (lacht): Nein, ich wusste, dass er gut ist, aber nicht dass er so gut ist. Mein Sohn hatte eine Ausbildung zum Mediengestalter und hat nebenbei Schlagzeug gespielt. Mit Saxon war Sven als Schlagzeug-Roadie auf einer Tournee unterwegs. Als deren Drummer Nigel Glocker wegen Krankheit ausfiel, versuchte es Byford mit ihm. Ich habe zu diesem Zeitpunkt auch einen Schlagzeuger gesucht und Byford sagte zu mir: Der Junge ist absolut U.D.O-tauglich.

    Gibt es da manchmal einen Generationen-Konflikt?

    Dirkschneider: Überhaupt nicht. Das liegt aber auch daran, dass alle in der Band wesentlich jünger sind als ich. Das gefällt mir, und ich fühle mich wohl.

    Sie werden am 6. April 70...

    Dirkschneider: Und werde auch immer wieder gefragt, wie lange ich noch Heavy-Metal machen will. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich zu Hause sitze und Monopoly spiele. Alterszahlen sind für mich Nummern, und ich habe überhaupt keine Planung, wie lange ich noch auf der Bühne stehe. Vielleicht sprechen wir uns noch mal, wenn ich 80 bin.

    Für viele sind Sie auch immer noch die Stimme von Accept. Mit dieser Band haben Sie früher große Erfolge gefeiert.

    Dirkschneider: Aber Fragen nach Accept nerven mittlerweile nur. Ich habe Accept gegründet, und wir haben uns vor zig Jahren getrennt. Die machen ihr Ding, und ich habe meine eigene Band. Damit ist eigentlich alles gesagt. Wer sich für diese alten Geschichten noch interessiert, kann alles in unseren Biografien nachlesen.

    Der „Spiegel“ schrieb über Sie: Er ist wie seine Fans, ein bisschen spießig, nur mit mehr Kohle. Was meinen die damit?

    Dirkschneider: Vermutlich sehen die mich als einen Typ, der fest mit beiden Beinen auf dem Boden steht - und dass ich mit der Musik mein Geld verdiene. Das ist ja kein Verbrechen.

    Am 22. April erscheint ihr neues Album "My Way". Ein Sammelsurium aus Songs, die Ihnen in ihrem Leben viel Spaß bereitet haben. Da kommt nicht nur Frank Sinatra zu Ehren...

    Dirkschneider: Das sind alles Songs, die auch mein Leben geprägt haben. Wie „Faith Healer“ von Alex Harvey. Da bin ich damals noch um die Häuser gezogen. Oder „Paint it Black“ von den Stones. „Nut Bush City Limits“ von Tina Turner gehört dazu. Von ihr war ich tatsächlich mal ein großer Fan. Wir haben diese Songs alle umarrangiert und dazu habe ich meinen eigenen Stempel aufgedrückt.

    Schielen Sie dann auch auf die Charts?

    Dirkschneider: Wenn ich ganz ehrlich bin – nicht wirklich. Früher war das anders, wenn du in den Top-Ten warst. Dieser Effekt ist verpufft, und es hat auch keine großen Auswirkungen. Dazu ist das Geschäft zu schnelllebig.

    Nach über zwei Jahren Pause sollen die Live-Konzerte jetzt langsam wieder beginnen …

    Dirkschneider: Ja, wir haben viel vor. Im Sommer steht eine Europa-Tour an und und ab September beginnt in Deutschland unsere Game-Over-Tour. Ich denke, Corona wird uns nicht mehr ausbremsen. Ich vermute auch, dass die Fans langsam pandemiemüde sind und der Hunger nach Konzerten wieder da ist.

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