Meg, acht Jahre lang musste man Sie auf der Kinoleinwand vermissen. Wo haben Sie bloß gesteckt, was haben Sie getrieben?
MEG RYAN: (lacht) Ach, nichts Wildes. Etwas rumhängen ...
Rumhängen? Das ist ja fast schlimmer als "mal eine Pause brauchen". Waren Sie etwa zu faul zu filmen?
RYAN: Ertappt! (lacht) Nein, immer, wenn ich das gefragt werde, ist es mir unangenehm zu sagen, dass ich total beschäftigt war. Es ist fast einfacher zu sagen, dass ich nichts gemacht habe. Ich plane nie weit im Voraus, ich bin kein Strategiemensch. Ich reagiere lieber spontan. Außerdem war viel Zeit von Covid belegt, dann schrieb ich ein Drehbuch, inszenierte den Film ... Also ein bisschen zu tun hatte ich wirklich!
Was war der Auslöser, jetzt cineastisch über Vergangenheit und Gegenwart, Jugend und Altern, Erinnerungen und verpasste Lebenswege zu sinnieren?
RYAN: Mich hat Covid dazu gebracht, dieses Drehbuch zu schreiben – und überhaupt herauszufinden, wie das geht. Das war ja eine Premiere. Die Grundidee war, dass der Flughafen auch ein Lockdown für dieses Ex-Paar ist, die Hauptfiguren, die festsitzen, weil ihre Flüge wegen Schlechtwetters nicht starten. Mich hat die Vorstellung interessiert, was wäre, wenn man mit seinem Ex festsitzt: Würdest du all die ungelösten Fragen auf den Tisch bringen und klären wollen? Oder was würde passieren? Den richtigen Drive bekam es, weil er ein Hardcore-Realist ist und sie eher jemand, der an Magie und Zufälle glaubt. Also, eigentlich war es die Pandemie, die den Stein ins Rollen brachte. Aber dann rollte er!
Sie haben diesen Film einer gewissen Nora gewidmet. Ist damit Nora Ephron gemeint, die Mutter aller Romcoms, der Sie mit "Sleepless in Seattle" oder "E-Mail für Dich" auch Ihre Karriere verdanken?
RYAN: Genau! Nora war natürlich eine große, wichtige Lehrerin für mich. Ich bin voller Dankbarkeit für sie und musste besonders während des Drehens oft an sie denken.
Wie war Ihre Beziehung? War sie auch eine Art Filmpatin für Sie?
RYAN: Es war vor allem ihr cineastischer Einfluss, der mich stark prägte. Aber sie war auch eine Person, in deren Universum man sich gerne bewegte. Ich war so gern auf ihren Dinnerpartys und konnte sie immer um Rat fragen. Sie war mit Tipps sehr großzügig. Es geht schon um mehr als nur um unsere Film-Beziehung.
Sind Freundschaften für Frauen etwas Lebenswichtiges?
RYAN: Für mich sind sie das. Mag sein, dass viele Frauengespräche sich um Männer drehen. Aber die Intimität zwischen Frauen überdauert manch einen Ehemann! Frauen sind ihre besten Freundinnen, aber auch ihre größten Feindinnen. Sie können furchtbar zueinander sein, aber wissen, dass sie sich gegenseitig brauchen.
Wie kam es, dass Sie nun mit 62 Jahren unter die Regisseure gehen wollten? Und was für eine Regisseurin sind Sie, im Vergleich zu Nora?
RYAN: Ich weiß nicht, ob man mich mit ihr vergleichen kann. Aber das Regieführen hat sich ziemlich ... hm, nicht einfach, aber sehr natürlich angefühlt. Ich habe gesagt, was ich cineastisch zu sagen hatte, habe es aufgeschrieben und vor der Kamera zum Leben erweckt. An einem Tag saß ich noch an meinem Schreibtisch, allein, mit einer Tasse Kaffee, und am nächsten hatte ich plötzlich 150 Leute um mich, die eine Meinung zu deinem Stoff haben und ihn mit dir für ein Publikum lebendig machen wollen. Das ist für mich immer noch etwas Magisches.
Warum wollten Sie Hauptdarstellerin und Regisseurin in Personalunion sein?
RYAN: Ich hatte erst vor, jemand anderen für die Hauptrolle zu engagieren. Aber die Schauspielerinnen, die wir wollten, konnten wir nicht bekommen. Casting ist auch immer so eine komische Sache, gerade bei einem Paar. Wir durchliefen also verschiedene Stadien, bevor die Rolle zuletzt bei mir landete. Wahrscheinlich war es ganz gut, dass ich das nicht von Anfang an wusste, sonst hätte ich mich nie daran getraut. Aber weil ich mich so lange mit diesem Projekt beschäftigt hatte und viel Zeit mit dem Schreiben verbracht hatte, ging es.
Haben Sie je erwogen, statt David Duchovny Ihren echten Ex für die Rolle zu casten, also Dennis Quaid?
RYAN: Nein.
Würden Sie je eigene Lebenserfahrungen mit ins Drehbuch schreiben?
RYAN: Es ist für das Publikum immer spannend zu überlegen, ob und wo es Parallelen zum Leben eines Künstlers gibt, auch in der Musik: Schreibt ein Songwriter doch über das eigene Leben? Gewährt er Einblicke in seine Biografie? Ich glaube nicht, dass Kunst so funktioniert, sondern abstrakter. Vielleicht ist man die Linse, durch die ab und zu das zum Vorschein kommt, was man im Leben gelernt hat.
Was ist die größte Veränderung, die Sie an sich selbst bemerken?
RYAN: Ich bin heute viel entspannter. Und es hat lange gedauert, auch nur in die Nähe von „entspannt“ zu kommen. Sich von Erwartungen zu lösen und herauszufinden, was man selbst will, das ist ein langer Prozess, der wohl nie endet. In manchen Dingen komme ich mir vor wie ein Profi, in anderen wie ein Vollidiot. Aber das ist doch auch in Ordnung.
Hat sich Ihre Vorstellung von Liebe im Laufe der Jahre verändert?
RYAN: Ich weiß nicht, ob ich jemals eine Antwort auf diese Frage finden könnte! Ich will's versuchen: Ich bin sicher, dass ich erwachsener geworden bin. Ich bin sicher, dass ich als junge Frau mal ziemlich fantasievolle und bunte Vorstellungen von der Liebe hatte, die natürlich über die Jahre gereift sind. Hm, das Thema wäre vielleicht sogar einen eigenen Film wert!
Zur Person
Meg Ryan, 62, ist durch den Sensationserfolg "Harry und Sally" 1989 zu "America's sweetheart" geworden und blieb für eine ganze Generation die unangefochtene Königin aller Romantic Comedys. Jetzt hat sie in "What happens later" nicht nur Regie geführt, sondern auch die Hauptrolle übernommen.