Herr Sfar, Ihr Buch „Die Synagoge“ handelt von Ihrer Jugend in den 1980er-Jahren in Nizza. Damals boten Sie Ihrem Vater an, die Synagoge zu bewachen, um nicht mit ihm im Inneren beten zu müssen.
JOANN SFAR: „Die Synagoge“ ist eine sehr konstruierte Autobiografie. Alles ist wahr, aber damit die verschiedenen Protagonisten nicht erkennbar sind, habe ich manchmal zwei, drei echte Personen zu einer Figur verwoben, zum Beispiel die Skinheads. Es kam mir manchmal so vor, als schriebe ich einen historischen Roman, da alles lange zurückliegt. Ich hatte das Glück, in einer sehr kosmopolitischen Umgebung aufzuwachsen. Mein Großvater mütterlicherseits war ein ukrainischer Jude, der im Krieg gekämpft hatte und dafür die französische Staatsbürgerschaft erhielt. Seine Freunde waren Libanesen, Iraner, Polen, die alle in Nizza gelandet waren. Das hat mich geprägt.
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