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Interview: „Die Menschen haben Konzerte wieder neu schätzen gelernt“

Interview

„Die Menschen haben Konzerte wieder neu schätzen gelernt“

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    Karl-Heinz Steffens, Dirigent und Klarinettist, bringt in diesem Jahr wieder ein ganzes Orchester nach Friedberg zum Musiksommer, sein Norrköpings Symfoniorkester.
    Karl-Heinz Steffens, Dirigent und Klarinettist, bringt in diesem Jahr wieder ein ganzes Orchester nach Friedberg zum Musiksommer, sein Norrköpings Symfoniorkester. Foto: Ulrich Wagner

    Herr Steffens, Sie sind als Dirigent ja immer viel unterwegs, wo erreichen wir Sie gerade?
    KARL-HEINZ STEFFENS: In meinem Wohnzimmer in Berlin. Die Ferien haben begonnen und ich freue mich, mal zu Hause zu sein. In der vergangenen Saison gab es viele sehr weite Reisen, zum Beispiel nach Neuseeland… sehr weit weg.

    Nach der durch Corona bedingten Pause gibt es endlich wieder auch Orchesterkonzerte. Wie sehr haben Sie diese vermisst?
    STEFFENS: Wir sind ja nun schon seit dem Ende der Pandemie wieder fleißig am Arbeiten und erinnern uns nur noch sehr ungern an diese doch schwierige Zeit. Weltweit hat aber durch Corona ein schöner Wandel stattgefunden.  Die Leute haben klassische Konzerte wieder neu schätzen gelernt. Ich glaube, in Friedberg freut man sich auch wieder sehr, dass ein europäisches Spitzenorchester vorbeikommt.

    Sie leiten seit 2020 das „Norrköpings Symfoniorkester“. Wie kam es zu diesem Engagement?
    STEFFENS: Ich wurde 2018 in Norrköping zu einem Zyklus aller vier Brahms-Sinfonien eingeladen. Dann war es Liebe auf den ersten Blick und wir haben uns auf eine längerfristige Zusammenarbeit verständigt.

    Das Orchester gibt ein Konzert in Amsterdam und reist dann nach Friedberg – keine alltägliche Tour…?
    STEFFENS: Nein …ich habe natürlich das Amsterdam-Konzert schamlos ausgenutzt, das Orchester danach nach Friedberg einzuladen. Das muss ja logistisch alles passen. Die Musiker freuen sich sehr auf Friedberg und die Atmosphäre im Musiksommer. Ich sage ja immer, dass das Norrköpings Symfoniorkester das freundlichste Orchester der Welt sei und dann passt das wunderbar nach Friedberg

    Bruckner, Mozart, Beethoven, Grieg…auf was freuen Sie sich besonders?
    STEFFENS: Diese Frage kann ich wie immer schlecht beantworten. Wir spielen ja in diesem Jahr quasi nur Meisterwerke. Das Orchester kann bei Beethoven und Bruckner seine ganze Klasse zeigen, führt uns mit Griegs Per Gynt in seine nordische Heimat und mit unseren Weltklasse-Solisten sind wir bei Beethovens Tripel-Konzert und der großen Kammermusik wieder auf höchstem Niveau dabei. Und ich werde doch noch einmal das Klarinettenkonzert von Mozart spielen, ein Werk, das mich durch mein ganzes künstlerisches Leben begleitet hat und das in St. Jakob besonders herrlich klingen wird.

    Sie haben 2002 das Festival initiiert mit den ehrenamtlichen Organisatoren der „Bürger für Friedberg“ – 2006 hatten Sie erstmals den Opern-Star Angela Denoke für Jazz nach Friedberg geholt. Daraus ist ja im Laufe der Zeit mehr geworden …
    STEFFENS: Ja, im Laufe der Jahre hatten wir so manchen Star in Friedberg, aber auch viele junge Talente, die dann eine Weltkarriere gestartet haben. Angela zum Beispiel hat ihre Liebe zum Cross-over hier in Friedberg entdeckt und das ist dann zu einem festen Baustein in ihrer großartigen Karriere geworden. So ist also aus dem ehrenamtlich organisierten kleinen Festival eine feste Größe in der deutschen Festival-Landschaft geworden.

    Konzerte im Schloss sind ja sehr gefragt und im großen Saal meist ausverkauft. Können Sie sich mal wieder ein Konzert im Schlosshof vorstellen?
    STEFFENS: Natürlich. Da warten wir ja seit Jahren drauf, es klingt ja auch so schön im Hof. Aber Open-Air ist natürlich immer mit Hindernissen verbunden. Ein Dach für den Hof wäre dafür natürlich eine tolle Sache gewesen.

    Auf was kann sich das Publikum noch freuen?
    STEFFENS: Wie eh und je versuchen wir in den fünf Tagen eine größtmögliche Bandbreite toller Musik anzubieten. Vom gigantischen Orchestersound in Kirche und Halle, tollen Solisten, einer jazzigen Reise um die Welt, bis hin zur sonntäglichen Matinee, wo die Friedberger Musiksommer-Familie traditionell den Abschluss feiert.

    Wie lange haben Sie noch Energie für den Friedberger Musiksommer?
    STEFFENS: Michal Friedländer und ich sind ja mittlerweile an so vielen verschiedenen Projekten, auch hier in Berlin inhaltlich beteiligt, so dass uns Friedberg als feste Konstante in unserem Leben über die Jahre sehr lieb geworden ist. Das könnte für uns ruhig noch so lange weitergehen, bis unsere Freunde in Friedberg sagen: Schluss. Denn ohne die „Bürger für Friedberg“ und ihre Helfer wäre es unmöglich.

    Der Friedberger Musiksommer

    • In diesem Jahr startet der Friedberger Musiksommer früher, er findet vom 21. bis 25. August statt.
    • Zum Auftakt stehen am 21. August Bruckner und Mozart in St. Jakob in Friedberg auf dem Programm (21. August, 19.30 Uhr). Karl-Heinz Steffens dirigiert das Norrköpings Symfoniorkester
    • Beim Gala-Konzert (Rothenberghalle, 22. August, 19.30 Uhr) wird das Orchester unter der Leitung von Steffens Beethovens Eroica-Sinfonie spielen.
    • Die Nachtmusik im Friedberger Schloss (23. August, 19.30 Uhr) ist ausverkauft.
    • Das Kinderkonzert findet am Samstag, 24. August, um 15 Uhr in der Rothenberghalle statt.
    • Den Jazz mit Angela Denoke gibt es in diesem Jahr ausnahmsweise am Samstag, 24. August, um 19.30 Uhr in der Rothenberghalle.
    • Der Musiksommer endet traditionell mit einer Matinee, Karl-Heinz Steffens „plaudert“ dann auch über die Musik (Rothenberghalle, 25. August, 11 Uhr)
    • Tickets gibt es telefonisch über 0821/609299 oder per E-Mail an info@friedberger-musiksommer.de.
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