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Interview
08.03.2022

Literaturwissenschaftlerin Seifert: "Der Begriff Frauenliteratur kann weg"

Die Leipziger Buchmesse ist auch in diesem Jahr abgesagt worden - zum dritten Mal in Folge.
Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Werke von Autorinnen wurden in der Vergangenheit abgewertet, weibliche Themen als banal abqualifiziert. Haben es Autorinnen bis heute schwerer? Literaturwissenschaftlerin Nicole Seifert hat nachgeforscht.

Zum Einstieg die Frage nach der Lektüre. Was lesen Sie denn gerade?

Nicole Seifert: Ich lese gerade zwei Bücher: Zum einen Emine Sevgi Özdamar „Ein von Schatten begrenzter Raum“ und dann habe ich eben angefangen mit „Automaton“ von Berit Glanz und bin auch ganz begeistert. Damit würde ich mich am liebsten jetzt in die Ecke verziehen und weiterlesen.

Sie haben drei Jahre nur Bücher von Frauen gelesen. Was ist Ihr Resümee, was zeichnet weibliches Schreiben aus?

Seifert: Wenn man in die Literaturgeschichte schaut, dann gibt es Themen, über die Frauen immer geschrieben haben, die sich aber viel mehr durchziehen, als ich das dachte. Das hat mich auch als Literaturwissenschaftlerin überrascht. Das sind zum Beispiel Bilder des Gefangenseins, des Ausgeschlossenseins, der Flucht, die so in der Literatur von Männern – oder auch in der Männer-Literatur, wie ich es gerne provokant nenne – nicht vorkommen. Frauen haben eben immer über ihr Leben im Patriarchat geschrieben.

Und wie ist ihr Befund für die Gegenwartsliteratur?

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Seifert: So ein Befund wäre vermessen, ich lese ja auch immer nur einen Ausschnitt. Natürlich haben Frauen inzwischen andere Möglichkeiten, leben in derselben Welt wie Männer. Mein Punkt ist aber immer: Frauen schreiben zwar heute über alles, aber in der oft noch männlich dominierten Literaturkritik in den Feuilletons kommt das oft nicht gut an, man möchte fast sagen, ist nicht so gewollt. Ich habe mir für mein Buch einige heftige Verrisse von Autorinnen angeschaut und verglichen und war selber sehr überrascht, dass die wirkten, als seien sie nach Schema F geschrieben worden. Da werden immer noch dieselben Begriffe verwendet, die ich historisch auch gefunden habe, werden weibliche Themen als banal abqualifiziert.

Auf dem Cover ihres Buches „Frauen Literatur“ ist das Wort Frauen durchgestrichen. Warum?

Seifert: Frauenliteratur ist ja ein Begriff, der eigentlich immer abwertend verwendet wird, um die Literatur von Frauen abzugrenzen von der eigentlichen richtigen Literatur, als sei sie irgendwie schlechter. Und den Begriff Männer-Literatur gibt es eben nicht. Deshalb finde ich, der Begriff Frauenliteratur kann weg, es ist einfach Literatur. Und Frauen wurden ja auch wirklich aus der Literaturgeschichte gestrichen: Es gab unendlich viel mehr Schriftstellerinnen, als man gerne annimmt, sie wurden nur nicht in den literarischen Kanon aufgenommen.

Für Literaturwissenschaftlerin und Buchautorin Nicole Seifert ist klar: Der Begriff "Frauenliteratur" kann weg.
Foto: Sabrina Adeline Nagel

Sie machen eine unglaubliche Schieflage in der Schule, wo kaum Werke von Schriftstellerinnen gelesen werden, wie auch in der Universität aus. Wie lässt sich das ändern?

Seifert: Was die Schule betrifft, bräuchte man Gruppen, die Alternativen erarbeiten und in den jeweiligen Bundesländern zum zuständigen Ministerium gehen. Und wir bräuchten dann auch neue Lehrmaterialien. Die können die Lehrenden nicht selbst erarbeiten, das muss aufbereitet werden. Diese Texte fehlen, die primären Texte nicht. Und was die Universität betrifft: Nach allem, was ich so höre, gibt es jetzt viel mehr Widerspruch von den Studierenden. Den gab es bei uns nicht. Für mich war völlig klar: Der Kanon ist männlich. Das habe ich bewusst gar nicht infrage gestellt. Und das ist jetzt anders, da wird viel dagegen gehalten. Ich habe auch schon entsprechende Rückmeldungen bekommen, dass mein Buch dabei hilft, mit Argumenten zu widersprechen. Das freut mich total.

Vermissen Sie etwas, seit Sie keine Werke von Autoren mehr lesen?

Seifert: Bisher überhaupt nicht. Das mag aber auch daran liegen, dass ich ja fast drei Jahrzehnte lang sehr überwiegend Literatur von Männern gelesen habe. Und ich muss auch sagen: Die Lust am Lesen, oder auch die Notwendigkeit zu lesen, war ein bisschen eingeschlafen und ist jetzt sehr aufgeweckt worden durch diese Lektüren der letzten Jahre. Das hat mir tatsächlich neue Welten eröffnet, und zwar so bunte, große Welten, dass ich das Gefühl habe, da bin ich noch immer ganz am Anfang. Und dazu kommt ja noch, dass ich nicht nur die Literatur von Frauen vorher vernachlässigt hatte wie wir alle, sondern eben auch die von Autorinnen of Colour und auch queere Literatur. Und auch da gibt es wahnsinnig viel zu entdecken. Deshalb gibt es für mich tatsächlich aktuell nur selten Grund, Literatur von Männern zu lesen.

Frauen lesen mehr als Männer. Der Anteil von Autorinnen macht bei den literarischen Verlagen aber nur ein Drittel aus, wie Sie schreiben. Warum lesen Frauen so gerne Literatur von Männern?

Seifert: Weil wir im Patriarchat leben. Die Aufwertung des Männlichen und die Abwertung des Weiblichen sind tief verwurzelt in unserer Kultur. Darauf basieren auch unsere Erzählmuster. Das haben natürlich auch Frauen komplett verinnerlicht. Und auch wenn man in die Verlagsprogramme schaut, wer da ein schlichtes grafisches Cover bekommt und wer ein buntes, konkret szenisches, das ist alles geschlechtlich gelabelt, das spielt da alles mit rein.

Auch große literarische Werke von Schriftstellerinnen werden oft mit diesem gefühligen Touch vermarktet. Warum denn nur?

Seifert: Die Buchkäuferinnen sind, wie Sie ja sagen, in der Mehrzahl. Man will natürlich eine möglichst große Zielgruppe erreichen. Und speziell Literatur von Frauen wird dann oft ein bisschen nach unten gecovert, um nicht so super-literarisch und intellektuell zu wirken. Auch die Romane von Elizabeth Strout, Pulitzer-Preisträgerin, haben zum Beispiel Cover, als wären sie vor allem sehr unterhaltsam und würde sich nur an Frauen richten. Männer fühlen sich da gar nicht angesprochen. Da gibt es schon noch an vielen Stellen etwas aufzubrechen.

Auf der Shortlist des Leipziger Buchpreises stehen bei der Belletristik drei Bücher von Frauen, zwei von Männern. Den deutschen Buchpreis gewann zuletzt Antje Ravik Strubel . Da zumindest kann man doch keine Schieflage ausmachen …

Seifert: Das ist so, seit die Jurys paritätisch besetzt sind. Das war vor wenigen Jahren noch anders. Mir aber sind diese Listen alle immer zu Weiß. Dass Sharon Dodua Otoo mit „Adas Raum“ auf keiner dieser Listen war, kann ich zum Beispiel überhaupt nicht begreifen. Es wird gerade erst begonnen, darauf zu achten, dass auch die Jurys die Gesellschaft besser abbilden. Erst in dem Moment tut sich etwas, vorher nicht.

Aber immerhin, es tut sich etwas.

Seifert: Ja. nur leider war das historisch noch nie eine Garantie dafür, dass es so bleibt. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Sobald Autorinnen auftauchten, gab es großes Geschrei, jetzt reiche es aber mal mit diesen Schriftstellerinnen. Oder denken Sie an die Jahrtausendwende: Fräuleinwunder, Frauen können auch schreiben, wer hätte das gedacht? Das ist schon immer erst so ein Schritt vor und dann zwei zurück.

Eine Buchempfehlung noch zum heutigen Weltfrauentag?

Seifert: Von Franziska Schutzbach „Die Erschöpfung der Frauen“. Das ist ein unglaublich gut lesbares Buch, und man hat danach einfach noch mal sehr viel mehr verstanden, wie unsere Gesellschaft funktioniert, wer was macht und warum und auf wessen Kosten.

Nicole Seifert: Frauen Literatur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt. Kiepenheuer & Witsch, 224 S., 18 Euro.

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