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Interview: Star-Wars-Schauspieler Hayden Christensen: "Darth Vader hat mein Leben verändert"

Interview

Star-Wars-Schauspieler Hayden Christensen: "Darth Vader hat mein Leben verändert"

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    Hayden Christensen spielt wieder Anakin Skywalker für die neue Disney-Serie Obi-Wan Kenobi.
    Hayden Christensen spielt wieder Anakin Skywalker für die neue Disney-Serie Obi-Wan Kenobi. Foto: Stillmoving.net For Disney

    Herr Christensen. Ich hoffe, dass Sie uns einen Vorgeschmack darauf geben, was in der Serie zu sehen sein wird. Die Erwartungen der Fans sind ja enorm. Wird man Sie überhaupt „sehen“ können?

    Hayden Christensen: (lacht) Nun, die Chronologie der Serie fällt exakt in die Zeit, in der ich schon Darth Vader bin. Ich kann leider nicht genauer sagen, wie genau ich auftauchen werde.

    Warum nicht?

    Christensen: Weil das ein Spoiler für die Fans wäre. Ich kann aber sagen, dass ich nicht nur engagiert wurde, um mich hinter einer Maske zu verstecken. Aber alles andere muss geheim bleiben, ich will niemandem den Spaß verderben.

    Ein letzter Versuch, etwas aus Ihnen herauszubekommen: Werden denn die Kämpfe mit den Lichtschwertern so meisterlich geplant und ausgeführt sein wie in den Prequels?

    Christensen: Na, das hoffe ich doch! (lacht) Die Kampfchoreografien für diese Serie sind unfassbar beeindruckend, muss ich sagen. Und es gibt einige davon! Ich freue mich auch schon sehr darauf, die fertige Fassung von dieser Serie zu sehen.

    Wie fühlt es sich für Sie an, wieder bei „Star Wars“ dabei zu sein? Wie hat man Sie zur Rückkehr überzeugt?

    Christensen: Man musste mich nicht überzeugen, ich war sofort von der Idee begeistert! Ich freute mich irre über die Einladung, meine Rolle wieder aufzunehmen. Es fühlt sich grandios an, sich wieder mitten in der "Star Wars"-Welt zu bewegen. Diese Rolle war mir immer schon sehr wichtig. Ich habe nie aufgehört, über sie nachzudenken, sie blieb immer bei mir.

    Empfinden Sie beim Spielen dieser Rolle heute weniger Druck als bei den ersten drei Filmen?

    Christensen: Nun ja, es ist nun mal „Star Wars“. Da sind die Erwartungen der Fans halt gigantisch, das würde ich nie auf die leichte Schulter nehmen. Mir sind die Fans extrem wichtig und ich wünsche mir sehr, dass wir sie mit dieser Story zufrieden stellen können. Unser Ziel war immer, dass das Publikum die Geschichte von ganzem Herzen lieben wird – und ich glaube, das ist uns gelungen. Wir befinden uns mit der Serie an einem sehr interessanten Punkt in der „Star Wars“-Timeline. Ich bin extrem gespannt, wie die Fans darauf reagieren werden.

    Darth Vader ist vermutlich einer der berühmtesten Bösewichte der Filmgeschichte. Sie spielten ihn schon mit und ohne die ikonische Maske, die von der Samurai-Kultur beeinflusst war. Was bedeutet Ihnen persönlich diese Maske?

    Christensen: Sie hat größte Bedeutung, klar! Als wir die Prequel-Filme drehten, war ich ja hauptsächlich als Anakin Skywalker zu sehen, dem Mann, der erst noch zu Darth Vader werden würde. Erst am Ende von Episode drei wird er vollends zu Vader. Das Ende der damaligen Entwicklung der Figur war der Moment, als ich Helm und Maske angelegt habe. Das war der Abschluss und Abschied einer Figur, die mein Leben verändert hat. Jetzt an diesem Punkt anzuknüpfen, ist daher sehr emotional für mich. Es ist eine Rückkehr zu dieser Welt, eine Rückkehr zu dieser Figur. Es war fast surreal, den Helm und den Anzug wieder aufzusetzen.

    Finden Sie, dass Darth Vader eine deutlich realistischere Figur darstellt als die ewig weisen und stets ausgeglichenen Jedi-Ritter? Haben wir nicht alle diese zwei Seiten in uns?

    Christensen: Doch, das macht diese Figur so ansprechend: Sein Weg auf die dunkle Seite wurde auf sehr glaubhafte und nachvollziehbare Weise erzählt, wie er mit seinem Schicksal ringt, wie er realisiert, dass er zu Großem vorbestimmt ist. Das macht seinen Abstieg zur dunklen Seite so realistisch und schmerzhaft. In den Original „Star Wars“ Filmen steht Darth Vader ja klar für das ultimativ Böse. Aber durch die Prequel-Trilogie wird sein Werdegang dorthin genau beschrieben – und damit wird die Figur in ein neues Licht gerückt.

    Gehen wir in der Geschichte etwas zurück: Es ist genau 20 Jahren her, dass „Star Wars“-Schöpfer George Lucas Sie für die Rolle aussuchte. Sie setzten sich als Unbekannter gegen 400 Bewerber durch, stachen sogar Leonardo DiCaprio aus. Wissen Sie heute genau, warum Lucas sich damals für Sie entschieden hat – und wie Sie sich heute damit fühlen?

    Christensen: Ich weiß noch genau, wie ich vorgesprochen habe, der Casting-Prozess dauerte ewig! Am Schluss stand ein Screen-Test mit Natalie Portman, um zu sehen, ob die Chemie stimmt. Diese Erfahrung allein war für mich schon großartig und lehrreich – aber ich hatte trotzdem nie damit gerechnet, dass ich eine reelle Chance auf die Rolle hätte. Das schien völlig außer Reichweite für mich zu sein. Selbst als ich den Anruf mit der Zusage bekam, konnte ich es nicht so recht glauben. Und ja, diese Rolle hat mein ganzes Leben verändert.

    Inwiefern?

    Christensen: Nicht nur karrieretechnisch. Auch in meinem Privatleben hat sich danach alles verändert.

    Wie denn?

    Christensen: Ach, alles! (lacht) Wenn ich auf mein Leben schaue, teilt es sich auf „die Zeit vor Star Wars“ und „die Zeit danach“. Dieses Telefonat damals hat alles verändert. Diese Rolle hat mich definiert, hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Ich war damals erst 21. Aber selbst heute noch spüre ich das Privileg, mit dieser großen, wichtigen Figur assoziiert zu werden. Sie ist immer noch etwas Besonderes für mich, und ich weiß auch den Wendepunkt immer noch zu schätzen.

    Hat Anakin Skywalker auch einen Einfluss auf Hayden gehabt?

    Christensen: Ich glaube, dass alle Rollen, die man spielt, einen auch verändern. Anakin hat mich sicher geprägt, immerhin habe ich gut vier Jahre meines Lebens als diese Figur gelebt und geatmet, in fast jedem Moment. Natürlich bin ich mit ihm verschmolzen. Ich glaube jeder Schauspieler kennt dieses Gefühl, dass man eine Rolle, die man spielt, immer auch in gewisser Weise verinnerlicht und sie nicht mehr von einem zu trennen ist.

    Zwischen den Filmen und dieser Serien liegen viele Jahre, in denen sich die Technik enorm weiterentwickelt hat. Wie haben Sie die Dreharbeiten in dieser Hinsicht erlebt?

    Christensen: Das war natürlich was anderes! Die Filme haben wir damals vor grünen und blauen Leinwänden gedreht, damit die Spezialeffekte und Hintergründe später eingefügt werden können. Jetzt drehen wir in einer komplett digitalen Umgebung, in der die Bilder und Effekte direkt eingespielt werden, wir stehen also mitten in dieser Welt – und das fühlt sich ganz anders an. Wenn man die Sets betritt, wähnt man sich tatsächlich in „Star Wars“. Das ist einfach der Hammer. Dadurch ändert sich auch die Art, wie man spielt. Es ist viel leichter, wenn man die Umgebung tatsächlich sieht.

    Spielen Sie Darth Vader in dieser Serie weiterhin mit einem inneren Konflikt zwischen seiner hellen und dunklen Seite, oder ist er nun in seiner Position als Bösewicht angekommen?

    Christensen: Was Vader für mich als Figur so interessant macht, ist sein innerer Kampf. Ihn definiert seine Suche nach Identität, die große Frage, wo er wirklich hingehört. Vader versucht mit seiner Vergangenheit Frieden zu schließen. Sein Selbstbild macht ihm zu schaffen. Jeder weiß, dass immer auch ein Funken von Anakin Skywalker in Darth Vader stecken muss. Die Liebe zu seinem Sohn besiegelt ja sein Schicksal, und am Ende erlöst sie ihn auch. In seinen letzten Momenten wird Anakin in ihm wieder lebendig, also muss Anakin auch immer noch in ihm gesteckt haben.

    Wie kamen Sie bisher mit dem gigantischen Erfolg, Ihrem plötzlichen Ruhm, aber auch mit der harschen Kritik an Ihrem Spiel klar?

    Christensen: Ich besitze seit Jahren eine kleine Farm in Kanada, auf die ich mich zurückziehen kann. Das ist mein Zufluchtsort. Ich genieße die Ruhe dort sehr. Damit konnte dieser Rummel nie wirklich nah an mich herankommen. Ich hatte niemals das Gefühl, dass mir das alles über den Kopf wachsen würde. Aber es war auf jeden Fall ein wilder Ritt!

    Interessanterweise waren die Kritiker zunächst sehr hart zu Ihnen, doch retrospektiv hat sich das Gesamtbild geändert und Sie wurden für die Rolle gefeiert und gepriesen.

    Christensen: Ganz ehrlich? Natürlich war das damals sehr herausfordernd für mich. Aber ich bin darüber hinweg gekommen und irgendwie liegt das auch weit hinter mir.

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