Herr Schulze, eigentlich ist dieses Interview mit Ihnen ein Armutszeugnis für uns – 35 Jahre nach dem Mauerfall hoffen wir, dass Sie uns den Osten Deutschlands erklären können.
INGO SCHULZE: Das mache ich gern, wenn Sie mir im Gegenzug den Westen erklären. Die Schwierigkeit ist ja nicht, dass wir uns über unterschiedliche Sozialisationen und unterschiedliche Lebensbedingungen austauschen, sondern dass meistens der Osten zur Debatte steht, der Osten als die Abweichung von der Norm, also unausgesprochen von „Westdeutschland“, gedeutet wird. Es ähnelt ein wenig einer Ehe, in der nur das Verhalten des einen Teils zum Thema gemacht wird, dabei lassen sich ja beide nur als Teil der Beziehung begreifen.
Interview
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