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Hitparaden: Was sagen uns die Jahrescharts 2022?

Hitparaden

Was sagen uns die Jahrescharts 2022?

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    Till Lindemann von Rammstein: Auf Platz eins in Deutschland 2022 mit dem Album "Zeit".
    Till Lindemann von Rammstein: Auf Platz eins in Deutschland 2022 mit dem Album "Zeit". Foto: Malte Krudewig, dpa

    Das eine ist so gar keine Überraschung und bedeutet eine Rückkehr zum Langzeittrend, das andere dagegen ist eine pikante Ausnahmeerscheinung. Zusammen aber bringen die von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelten Jahressieger in den deutschen Hitparaden einen interessanten Zug zum Vorschein. 

    Geschlagen: Harry Styles und Ed Sheeran, Helene Fischer und Abba

    Erstens jedenfalls: Rammstein landen mit „Zeit“ und großem Vorsprung das erfolgreichste Album 2022 hierzulande. Dagegen kamen auch Weltstars wie Taylor Swift (4) und Harry Styles (5), Ed Sheeran (8) Adele (10) mit neuen Werken nicht an, direkt hinter den Deutsch-Rockern landeten sogar noch die fortgesetzten Topseller aus 2021, von Helene Fischer nämlich und Abba. Und bedeutet eben die Rückkehr zum Langzeittrend, nach dem bei den Alben deutsche Interpreten im eigenen Land regieren, den nur in den vergangenen beiden Jahren neben den Kult-Schweden auch AC/DC durchbrochen hatten. 2019 aber: Rammstein an der Spitze von acht Deutschen in den Top Ten, gleich fünf Mal war es in den letzten zehn Jahren

    Der Hit: So sieht „Layla“ von DJ Robin & Schürze im Video aus.
    Der Hit: So sieht „Layla“ von DJ Robin & Schürze im Video aus. Foto: Youtube/Screenshot

    Ganz anders bei den Singles, wo zwar oftmals Deutsche, vor allem Deutsch-Rappende die Wochenspitze kapern, aber in der Jahresrechnung dann: 2021 Nathan Evans mit „Wellerman“, 2020 The Weekend mit „Blinding Lights“, 2019 Lis Nas X mit „Old Town Road“, 2018 Dynoro & Gigi D’Agostino mit „In My Mind“, 2017 Ed Sheeran mit „Shape of You“ … – jeweils samt großer Mehrheit internationaler Interpreten in den Top Ten. Nun aber: DJ Robin & Schürze! Nach neun Wochen an der Chartspitze, über 143 Millionen mal gestreamt hierzulande, gewinnt ihre „Layla“ deutlich vor „Heat Waves“ von Glass Animals und „Beautiful Girl“ von Luciano. 

    Wenn "Layla" auf "Dicke Titten" trifft im Krisenjahr 2022

    Ende Juli schon zahnten die Gfk-Verantwortlichen, als sie den wegen Sex- und Chauvinismus kritisierten Ballermann-Knaller Ende Juli als offiziellen Sommerhit in Deutschland ausrufen mussten. Der Song werde kontrovers diskutiert … – aber: „Aufgabe der Offiziellen Deutschen Charts ist es, Trends und Entwicklungen im Musikmarkt neutral und transparent darzustellen.“ 

    Und welche Entwicklungen bilden sich dann nun also ab in der Jahresschau, im Miteinander von „Layla“ und etwa „Dicke Titten“, einem Song auf dem prämierten Rammstein-Album? In Zeiten, in denen so viel von Krisen und Ängsten und dem Gefühl der Überforderung die Rede ist, in denen um Differenzierung in den vielen Moraldebatten gerungen wird, da knallt es hier umso wuchtiger und über alle Sensibilität hinweg. Was bei Rammstein das mit Riesenaufwand inszenierte Bedeutungsspiel zwischen Ironie und Pathos ist, ist bei „Layla“ die reine, oberflächliche Quatschkanonade. Gemein ist ihnen aber: Die Deutschen wollten 2022, dass es einfach knallt.

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