Wenn das Image angekratzt ist und karrieremäßig nichts vorwärtsgeht, einfach mal den Namen ändern. Dann ist die Schießerei im Club oder das mittelmäßige Album schnell vergessen, mag sich Puff Daddy gedacht haben, als er sich Anfang der 2000er-Jahre in P. Diddy umbenannte. Seinen musikalischen Zenit hatte der US-Rapper bereits überschritten, da half auch die Umbenennung in Diddy nichts mehr. Statt Hip-Hop-Platten zu produzieren, versuchte er sich als Schauspieler, gründete ein Modelabel, verhökerte Wodka und mauserte sich zum millionenschweren Unternehmer.
Sean John Combs, wie Diddy bürgerlich heißt, verkörpert den American Dream
Jetzt erscheint sein neues Album „The Love Album: Off the Grid“. Nach 13 Jahren kehrt Sean John Combs, wie er bürgerlich heißt, zur Musik zurück und macht das, was er am besten kann: Bekannte Musiker und originelle Samples vereinen. Dass er ein Händchen dafür hat, alte Tracks wiederzuverwerten, beweist er schon, als er in den 90er-Jahren sein eigenes Label gründet und Hip-Hop-Größen wie Lil' Kim oder The Notorious B.I.G. zum Durchbruch verhilft. Der junge Afroamerikaner, im New Yorker Stadtteil Harlem aufgewachsen, die Mutter Model, der Vater Drogendealer, verkörpert den amerikanischen Traum, schafft es von ganz unten nach ganz oben.
Ende der 90er-Jahre gerät Combs in den Konflikt zwischen den Rappern der Ost- und Westküste, bei dem erst Tupac Shakur und später sein Freund B.I.G. erschossen werden. Seine Trauer verarbeitet Combs mit der Single „I’ll Be Missing You“ und einem Album, für das er einen Grammy erhält. Combs kooperiert mit Rappern wie Busta Rhymes oder Nas, arbeitet mit Pop-Sternchen wie Christina Aguilera und Justin Timberlake zusammen ebenso wie mit David Bowie oder dem Led-Zeppelin-Gitarristen Jimmy Page.
Combs lief beim New-York-Marathon mit und sammelte zwei Millionen Dollar
Neben der Musik weiß Combs, der sieben Kinder von vier Frauen hat, sich selbst zu vermarkten. Der 53-Jährige rangiert unter den reichsten Hip-Hop-Stars, das Time Magazin zählte ihn mal zu den einflussreichsten Menschen. Aber Combs investiert nicht nur in Goldkettchen und fette Karren, sondern unterstützt Jugendliche und Obdachlose. Beim New-York-Marathon sammelte er dank seines rasanten Tempos zwei Millionen Dollar Spenden. Jetzt veröffentlicht der Altmeister ein neues Album. Darauf zu hören sind angesagte Namen wie Justin Bieber, The Weeknd oder John Legend. Ob es für ein großes, musikalisches Comeback reicht?