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Graphic Novel: Französischer Klima-Comic: Das Ende der Welt lässt auf sich warten

Was wäre, wenn die Herausforderung des Klimawandels ein für alle Mal umfassend, lebendig und sogar amüsant erklärt würde? Genau das haben der französische Comicautor Christophe Blain und der Energieexperte Jean-Marc Jancovici versucht. In ihrem Gemeinschaftswerk „Welt ohne Ende“ veranschaulichen sie, welche Hebel betätigt werden sollten, um die Erderwärmung zu begrenzen. Mit mehr als 300.000 verkauften Exemplaren ist es in Frankreich ein großer Erfolg. Der Titel sei „ironisch und widersprüchlich“, sagt Blain im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Menschheit werde wohl nicht verschwinden, könne aber auch nicht weitermachen wie bisher. „Damit die Welt kein Ende findet, müssen wir jetzt handeln“, betont er und klingt dabei wie einer der Verfasser des Weltklima-Berichts.

Handeln, das heißt für ihn: zeichnen. Um zu erklären, zu informieren, um aufzurütteln. „Viele Menschen unterschätzen noch immer das Ausmaß des Klimaproblems, seine systemische Seite und die Tatsache, dass es kein Entrinnen gibt“, sagt Jancovici. Ihm und seinem Partner gelingt es in dem Buch, vermeintlich trockene Zusammenhänge humorvoll und unterhaltsam darzustellen. Mutter Natur tritt als nackte Frau mit üppiger roter Haarmähne auf, die Energie erscheint in Form einer Iron-Man-Figur.

Comic "Welt ohne Ende": Ein Dialog der beiden Autoren ist das Erzählgerüst

Wie entsteht Energie und welche Auswirkungen hat ihre Erzeugung auf die Erwärmung der Erde? Was sind Treibhausgase und wie entwickeln sie sich? Sind steigende Temperaturen überhaupt so schlimm? Nun ja, erwidert Jean-Marc Jancovici in dem Dialog, der das Erzählgerüst darstellt: „Einige Grad mehr in 20.000 Jahren haben das Antlitz der Erde umgekrempelt. Was werden einige Grad mehr in einem Jahrhundert bewirken?“ Die Antwort gibt er selbst: Orkane, Waldbrände, Dürreperioden, die Hungersnöte und Völkerwanderungen auslösen.

Viel Energie mit Iron Man in „Welt ohne Ende“
Viel Energie mit Iron Man in „Welt ohne Ende“ Foto: Blain/Jancovici, Reprodukt

Jeder könne einen Beitrag leisten, das Schlimmste zu verhindern. Von der strikten Reduzierung der Auto- und Flugzeug-Nutzung bis hin zu einem bewussteren Einkaufen und weniger Fleischkonsum. „Es gibt nicht die eine große Methode, die wir ein- für allemal anwenden können“, sagt der 51-jährige Blain. Es gehe nur Schritt für Schritt.

Klimaexperte Jean-Marc Jancovivi: Atomkraft ist die umweltfreundlichste Energie

Als es um die verschiedenen Produktionsweisen von Energie und deren Träger geht, erweist sich Jancovici als Anhänger einer französischen Haltung durch und durch. Atomkraft als extrem konzentrierte Energie sei die effizienteste und umweltfreundlichste Lösung, sagt er. Katastrophen wie in Tschernobyl und Fukushima könnten in französischen Atomkraftwerken gar nicht eintreten. Die Reaktion der Deutschen sei tausendfach tödlicher als alle nuklearen Unfälle zusammengenommen. Hätten sie anstelle von Kohle- und Braunkraftwerken ihre Kernkraftanlagen behalten, hätten sie bis Ende 2021 so viel CO2 vermieden wie die gesamten Emissionen ihres Landes für ein Jahr: „Man schafft die Kraftwerke ab, um die Angst vor ihnen abzuschaffen.“

Trotz vieler bedrückenden Nachrichten endet der Comic mit einem optimistischen Grundton: „Völker, die von ihrer natürlichen Umgebung dazu gezwungen werden, entwickeln mehr Gemeinsinn.“ Demnach kann die aktuelle Situation positive Folgen haben. „Droht uns denn das Ende der Welt, Jean-Marc?“, fragt Christophe Blains Figur zuletzt. Die Antwort ist moderat beruhigend: „Nicht sofort, wenn’s gut läuft.“

Christophe Blain, Jean-Marc Jancovici: Welt ohne Ende – Vom Energiewunder zum Klimawandel. Aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock. Reprodukt, 196 Seiten, 39 Euro.

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