Mit Toten Witze zu machen ist ja eine prekäre Angelegenheit – aber hier muss er zu Wort kommen, der Modezar, vor gut drei Jahren gestorben, Karl Lagerfeld. Legendär doch der von ihm überlieferte Spruch: „Jogginghosen sind das Zeichen einer Niederlage. Man hat die Kontrolle über sein Leben verloren, und dann geht man eben in Jogginghosen auf die Straße.“ Was der verlässlich Scharfzüngige wohl sagen würde, da es nun mit dem Hauch der Haute Couture geadelte Designer-Jogginghosen gibt?
Lässig trifft Bling-Bling: Jogginghose von Adidas und Gucci als Ausdruck des Zeitgeists
Aber eigentlich ist ja nur konsequent, dass Gucci jetzt mit Adidas kooperiert, eine Kollektion präsentiert hat, farbstark, mit großen Marken-Logos. Denn der Zeitgeist, er hört ja am liebsten, was rappt – die Rappenden wirken auch stilbildend in die Alltagskultur.
Und da trifft eben das ehemals Sportliche wie zu Sneakers gepimpte Turnschuhe auf das Zurschaustellen von Luxusmarken als Gewinner-Nachweis. Lässigkeit trifft Bling-Bling, vermeintlich cool trifft vermeintlich chic – und im Zuge der Kapitalisierung trifft Haute Couture zusehends Streetstyle. So wird aus dem Ex-Indiz des Kontrollverlusts eben ein Designteil für um die tausend Euro von Kreativdirektor Alessandro Michele: Posen mit der Luxus-Jogginghose! Echt jetzt? Wie geil ist das denn?
Was hätte Karl Lagerfeld wohl zur Luxus-Jogginghose gesagt?
Hätte Karl Lagerfeld nicht dazu gesagt. Man hätte sich eher über Sätze freuen können, die pointiert kritisch befragen, was denn das für eine Gesellschaft, was das für Zeiten sind, in denen das cool und chic sein soll. Denn mit beidem kannte sich der kleine große Karl ja aus. Aber eben auch mit Spaß. Noch so ein Zitat nämlich: „Alles, was ich sage, ist ein Witz. Ich bin selbst ein Witz.“ Bloß die Design-Jogginghosen, die sollen keiner sein?