Madonna mia! Skandal um eine Deutsche in Italien! Cecilie Hollberg leitet seit 2015 die berühmte Galleria dell’Accademia in Florenz, in ihrem Museum steht Michelangelos David, der Marmor-Muskelmann. Eigentlich wollte Hollberg nur den Massentourismus kritisieren, der durch Florenz flutet – griff dabei aber tief in die Kiste der poetischen Vergleiche, unter Gürtellinien-Höhe: „Wenn eine Stadt zu einer Prostituierten geworden ist, ist es für sie schwierig, wieder Jungfrau zu werden“, sagte sie. Und entflammte damit ein italienisches Feuerwerk der Empörung. Man stelle sich stellvertretend eine gestikulierende Florentinerin vor, Daumen an Zeigefinger – hier ihre Flüche, leicht zensiert: Gute Frau aus dem Land der Dichter und Denker! Ganz Florenz soll eine Rotlichtmeile sein? Mamma Firenze eine Dirne? Was heißt das für uns, die redlichen Söhne und Töchter der Stadt, sind wir ...?
Skandal in Florenz: Museumsdirektorin zieht kritischen Vergleich
Zum Trost der Florentiner: Schlimmer geht immer. Thomas Bernhard, der größte Grantler unter den Schriftstellern, machte es sich einst zum Sport, jede Stadt mit bösen Vergleichen zu überkübeln: In Graz sei „nur der Stumpfsinn zu Hause“. In Wien herrsche das „rotzige Wienertum“. Augsburg? „Diese Lechkloake!“
Vielleicht trägt eine saftige Beleidigung mehr zum Ruhm einer Stadt bei als Selbst-Lobhudelei? Jede süddeutsche Siedlung unter dem Weißwurst-Äquator rühmt sich als „nördlichste Stadt Italiens“. Berlin nennt sich gar Spree-Athen. Und im deutschen Elbflorenz Dresden staunt man, warum diese Florentiner sächseln. Da helfen die Worte des Philosophen Sören Kierkegaard: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“