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Zumutung oder Zukunftsmodell: An der Selbstbedienungskasse zahlen?

Pro und Contra

Frage der Woche: Lieber an der Selbstbedienungskasse zahlen?

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    SB-Kassen sind im Einzelhandel inzwischen in immer mehr Geschäften zu finden.
    SB-Kassen sind im Einzelhandel inzwischen in immer mehr Geschäften zu finden. Foto: Oliver Berg, dpa

    Pro: Self-Service-Stationen sind ein Segen für Schnelleinkäufer

    Da will man Pizza machen, wiegt das Mehl ab und merkt: Mist, keine Hefe mehr, also noch mal schnell in den Supermarkt. Und dann steht man da und wartet... bis acht Leute vor einem ihre überquellenden Einkaufswägen aufs Band entladen, mit den Joghurts, Chips und Aufbackbrötchen die Minuten an einem vorbeiziehen und innerlich schon der penetrante Ruf nach der zweiten Kasse laut wird. Nett, wenn der Vordermann einen vorlässt, aber warten muss man trotzdem.

    Ein Glück, wenn dann Selbstbedienungskassen in Sicht sind und einen vom kollektiven Gewarte erlösen. Einfach scannen, zahlen, fertig. Die Self-Service-Stationen sind ein Segen für spontane Schnelleinkäufer, sie sind das maschinengewordene Sie-können-gern-vorgehen, also ganz nach vorn. Denn anstehen muss man selten, weil sich mit dem Wocheneinkauf niemand an den Scanner wagt.

    Statt zu warten, wird man selbst aktiv und kann in eigenem Tempo einkaufen. Klar, auch an der SB-Kasse kann es mal länger dauern, wenn man die Hefe aus Versehen dreimal scannt oder ewig auf dem Display herumdrückt, weil das Produkt ohne Strichcode nicht auffindbar ist. Aber meistens läuft es und das Scannen kann auch ein bisschen Spaß machen, weil man sich wieder fühlt wie früher als Kind im Kaufladen.

    Aber wer denkt an die Arbeitsplätze, die Kommunikation, das Zwischenmenschliche, mögen Self-Service-Gegner dagegenhalten. Und überhaupt, was soll die Hektik, man kann sich an der Kasse auch einfach mal meditativ im Warten üben. Und es stimmt ja auch, ein Hallo-Danke-Tschüss ist immer noch netter als das Piepen einer Maschine. Aber im Supermarkt geht es ums Einkaufen und nicht um innere Einkehr und zwischenmenschliche Verbindungen, also ab an die SB-Kasse. (Felicitas Lachmayr)

    Contra: An der Supermarktkasse ist endlich mal Zeit für Tagträumerei

    Es gibt sie noch, diese Inseln im Alltag, auf denen wir unser gedankliches Handtuch ausbreiten und ein wenig Tagträumerei betreiben können. Sie heißen Bushaltestelle, Wartezimmer oder Büroküche. An diesen Orten verrinnt die Zeit so langsam wie der Käse in der Mikrowelle, vor der man steht, während kurz nichts, also wirklich gar nichts passiert.

    Auch das Anstehen an der Supermarktkasse ist so eine Situation. Da lässt es sich wunderbar grübeln. Über Petersilienwurzeln und Pastinaken. Wo war da noch mal der Unterschied? Oder über die Frage, welchen Sinn Einkaufszettel haben, wenn man sie sowieso auf dem Küchentisch liegen lässt. Warum also freiwillig eine SB-Kasse nutzen? Die machen ziemlich oft Ärger: Einmal nicht aufgepasst und falsch gedrückt, schon muss ein Mitarbeiter kommen. Und dann immer diese Sucherei: Welche Sorte Äpfel sind das noch mal, Pink Delicious, Granny Jonagold, Golden Lady? Und wo auf dem Bildschirm sind die Schoko-Croissants versteckt?

    Zumal da noch die folgenden Fragen offen sind: Wo sollen all die Lustkäufe stattfinden und Kinder quengeln, wenn niemand mehr an den Süßigkeiten über dem Warenband vorbeikommt? Wer erkundigt sich in Zukunft nach unserer Payback-Rewe-Lidl-Deutschlandcard-App? Und was geschieht mit den ganzen Warentrennern, die uns Deutschen über Jahrzehnte hinweg regelrecht ans Herz gewachsen sind, weil sie uns auch kurz vor Ladenschluss noch das Gefühl von Ordnung geben?

    Darüber sollte man noch mal in Ruhe nachdenken. Beim Warten an der Bushaltestelle zum Beispiel. In der Mittagspause vor der Mikrowelle. Oder vielleicht mal wieder beim Anstehen an der Supermarktkasse. (Philipp Nazareth)

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