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Zeitzeichen: Sonnengruß mit Hundewelpen: Neue Auswüchse des Yoga-Wahnsinns

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Sonnengruß mit Hundewelpen: Neue Auswüchse des Yoga-Wahnsinns

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    Puppy Yoga ist jetzt im Trend, doch für die kleinen Vierbeiner ist das meistens alles andere als entspannend.
    Puppy Yoga ist jetzt im Trend, doch für die kleinen Vierbeiner ist das meistens alles andere als entspannend. Foto: Rolf Vennenbernd

    Einfach mal den Alltagsstress loslassen, sich eine kurze Pause gönnen und die Aufmerksamkeit ganz dem eigenen Befinden widmen. Also schnell die Matte ausrollen und schon kann es losgehen! 

    Yoga wird immer populärer, um Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen und entspannter durchs Leben zu gehen. Bereits 3,5 Millionen Menschen folgen der aktuell beliebtesten deutschen Yoga-Influencerin Mady Morrison auf YouTube und entfliehen mit ihren Videos regelmäßig der schnelllebigen Zeit. Doch es scheint, als würden die „Yoga-Flows“ mit aneinandergereihten Bewegungsfolgen wie dem Krieger oder der Kobra nicht mehr ausreichen. Die Übungen werden mittlerweile mit den absurdesten Dingen kombiniert. Von Hot Yoga (also in einem sehr heißen Raum), über Death Metal Yoga (Yoga-Stunden begleitet von Rockmusik, der Sonnengruß heißt hier Höllengruß), bis hin zu Face Yoga (Gesichtsyoga) ist alles dabei. Letzteres kommt auch bei Stars wie Gwyneth Paltrow oder Meghan Markle gut an. 

    Das Konzept wird bereits in vielen Großstädten in Deutschland angeboten

    Aber damit nicht genug, die Yoga-Matte kann auch ganz schnell durch ein Fahrrad ersetzt werden. Das Fahrradyoga wirbt zusätzlich mit vielversprechenden Übungen wie dem „Speichen-Spanner“ oder dem „Radler-Gruß“. Und wem das noch zu alltäglich ist, für den ist Harry-Potter Yoga vielleicht etwas. Während man den Geschichten des jungen Zauberers lauscht, bringt der Lotussitz auch ein bisschen Magie ins eigene Leben. Aber keine Angst, auch das Feierabendbier lässt sich mittlerweile mit der Yoga-Praxis kombinieren, nämlich beim Beer-Yoga. Hier kann man sich auf den „Biergruß“ und den „Bierbaum“ freuen und sich gleichzeitig einen Bierbauch antrainieren.

    Der Herabschauende Hund wurde bei den Trends ein wenig zu ernst genommen, denn zu diesen gehört auch das „Puppy Yoga“, also Yoga-Stunden mit Hundewelpen. Die kleinen Racker nehmen passiv an den Sitzungen teil, laufen herum und schlecken auch schon mal an Arm und Bein. 

    Das Konzept wird bereits in vielen Großstädten in Deutschland angeboten wie in München, Nürnberg, Stuttgart oder Hamburg und findet auch in anderen Ländern großen Anklang. Puppy Yoga soll den Sport noch spaßiger machen, Stress abbauen und durch das Ausschütten von Glückshormonen und Endorphinen allgemein eine beruhigende Wirkung haben. Klingt zuckersüß? Finden nicht alle, denn in Italien ist das Puppy Yoga nun seit 29. April illegal. Das Gesundheitsministerium in Rom hat sich nach mehreren Beschwerden von Tierschutzverbänden dazu entschieden, Yoga-Stunden mit Welpen zu verbieten. Ab jetzt dürfen nur noch erwachsene Tiere für eine tiergestützte Therapie eingesetzt werden. Die kleinen Vierbeiner sollen zu oft ausgenutzt, schlecht behandelt und objektifziert worden sein. 

    Häufig sind die jungen Hunde gestresst und überfordert mit der Situation. Deutschland könnte bald mit Italiens Entscheidung mitziehen, denn auch die Tierschutzrechtsorganisation Peta äußert sich kritisch zum Puppy Yoga: „Die vielen verschiedenen Eindrücke, neue Gerüche, Berührungen und fremde Personen können dazu führen, dass die Welpen keine ausreichende Bindung zu ihrer Bezugsperson aufbauen können oder das Vertrauen in diese ganz verlieren“. Die Hunde befänden sich in einer maßgebenden Phase ihrer Sozialentwicklung und könnten durch Puppy Yoga eventuell auch Verhaltensstörungen entwickeln. Peta befürwortet deshalb die Entscheidung des italienischen Gesundheitsministeriums und fordert die deutsche Politik zum Nachziehen auf. 

    Die eigentlich süße Idee bringt viele Probleme mit sich

    Hinzu kommt, dass die Yoga-Praktizierenden während der Stunde so begeistert von den Welpen sein könnten, dass sie die Tiere voreilig adoptieren, ohne sich dem Aufwand und der Kosten bewusst zu sein. Und: Woher kommen die Vierbeiner und was passiert mit ihnen, sobald sie zu groß für das Konzept sind? Meistens werden sie aus professioneller Zucht geholt und während die Tierheime vor Überfüllung fast platzen, steigt die Nachfrage nach Zuchthunden wieder stark an. 

    Puppy Yoga ist jetzt im Trend, doch für die kleinen Vierbeiner ist das meistens alles andere als entspannend.
    Puppy Yoga ist jetzt im Trend, doch für die kleinen Vierbeiner ist das meistens alles andere als entspannend. Foto: Rolf Vennenbernd

    Die eigentlich süße Idee, ein paar Dehnübungen in der Gesellschaft von kleinen Hunden zu machen, bringt also leider ziemlich viele Probleme mit sich. Wer das Puppy Yoga trotzdem testen möchte, sollte sich im Vorhinein auf jeden Fall intensiv mit dem Yoga-Studio seiner Wahl auseinandersetzten, um zu wissen, dass ein guter Umgang mit den Welpen garantiert wird. Aber warum nicht auch einfach wieder Yoga in seiner ursprünglichen Form machen? Lenkt der ganze Zusatz nicht irgendwie vom Sinn der Praktik ab? Die Idee der indischen Lehre liegt doch darin, sich auf seinen Körper und Geist zu besinnen und sich ohne äußere Ablenkung auf sich selbst zu konzentrieren. Was ist eigentlich los mit uns, dass wir immer einen extra Kick brauchen? Wenn wir so weitermachen, landen wir irgendwann beim Alien Yoga, bei dem wir unser eigenes Ufo aus Alufolie basteln können. Spaß beiseite, die meisten dieser Yoga-Trends sind ziemlich unsinnig und verfehlen das Ziel des meditativen Sports. Aber wer gar nicht ohne Hund kann, macht am besten Yoga zu Mady Morrisons Videos, in denen ihr süßer Labrador Nyle fast immer mit von der Partie ist. 

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