Der Großvater wünscht sich eine Gans auf dem Teller, aber der Sohn isst weder Fleisch noch Fisch und die Tante verzichtet sowieso auf alles Tierische. Beim Weihnachtsessen alle Vorlieben zu berücksichtigen, ist ein heikles Unterfangen. Dem Großvater will man das Seitan-Schnitzel nicht zumuten, die Veganer und Vegetarierinnen nicht mit Knödel und Blaukraut abspeisen. Stundenlang in der Küche stehen und fünf verschiedene Gerichte kochen ist aber auch keine Option. Man hat ja auch noch anderes zu tun an Weihnachten. Glühwein trinken zum Beispiel oder in letzter Minute Geschenke verpacken. Was also zubereiten, damit alle am Tisch zufrieden sind? Und was tun, damit Geschmacksfragen nicht zum Streitthema werden?
Nachfrage bei Rosa Wimmer, Leiterin der Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung in München. "Am einfachsten ist es, eine Hauptspeise mit Fleisch und dazu eine vegetarische oder vegane Alternative einzuplanen", sagt sie. Neben der Gans könnten Kaspressknödel oder Hirsepflanzerl serviert werden. Wichtig dabei: Zu beiden Gerichten sollten dieselben Beilagen wie Blaukraut, gemischtes Ofengemüse oder Salat passen. Wenn die zwölfköpfige Großfamilie am Tisch sitzt, kann es auch sinnvoll sein, ein Buffet aufzubauen. "Da kann vom Salat bis zum Gänsekeulchen alles dabei sein", sagt Wimmer. Auch Gerichte wie Pizza, Raclette oder Fondue, bei denen jeder und jede den Belag oder die Zutaten frei wählen kann, eignen sich gut.
Essen an Weihnachten: Ein Topf, ähm Eintopf als Lösung
"In manchen Familien ist es Brauch, an Heiligabend ein Eintopfgericht zu essen", sagt die Expertin. "Warum also nicht mal ein veganes Blumenkohlcurry kochen und die Gans am ersten Weihnachtstag servieren?" Zum friedvollen Weihnachtsessen gehören schließlich auch Offenheit und Toleranz. "Probier doch mal ein Stück Gans, die ist so zart." Solche Aufforderungen sollten sich Fleischliebhaber sparen, die Vegetarier am Tisch werden sich schon etwas gedacht haben beim Fleischverzicht. Andererseits sollten Veganer und Vegetarierinnen beim Anblick des Gänsebratens nicht gleich die Nase rümpfen und den Mitessenden mit einer Moralpredigt übers Tierwohl den Appetit verderben. Über Geschmack lässt sich streiten, aber vielleicht nicht unbedingt an Weihnachten. (AZ)
- Hier der Link zu unserem alljährlichen Adventskalender: https://www.augsburger-allgemeine.de/kultur/gesellschaft/gesellschaft-unser-adventskalender-was-sie-zu-weihnachten-schon-immer-fragen-wollten-101961540
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