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Weihnachtsgeschichte: Faktencheck: Wer waren die Heiligen Drei Könige wirklich?

Weihnachtsgeschichte

Faktencheck: Wer waren die Heiligen Drei Könige wirklich?

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    Die Heiligen Drei Könige bringen dem neugeborenen Jesuskindlein Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke. Doch wer waren die Männer aus Morgenland dem wirklich?
    Die Heiligen Drei Könige bringen dem neugeborenen Jesuskindlein Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke. Doch wer waren die Männer aus Morgenland dem wirklich? Foto: Jürgen Ziegelmeir

    weihnachtenGestatten: Appelius, Amerius und Damascus. Kennen Sie nicht? Wie wäre es mit: Larvandard, Hormisdas und Gushnasaph? Auch nicht? Und was ist mit: Tanisuram, Mika und Sisisba. Nein? Aber Caspar, Melchior und Balthasar kennen Sie bestimmt. Genau: die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland, die als Figuren in keiner Krippe fehlen. Bringen sie doch dem Jesuskindlein Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke. So weit, so bekannt. Allerdings – ein Blick in die Bibel offenbart Überraschendes: Die Heiligen Drei Könige haben in diesem einschlägigen Werk gar keine Namen. Und bei noch genauerer Lektüre fällt auf: Es ist weder von Dreien noch von Königen noch von Heiligen die Rede. Also alles Lug und Trug? Nicht ganz. Aber wer waren die Männer aus dem Morgenland wirklich? Ein Faktencheck.

    Im Matthäusevangelium werden die Figuren lediglich als „magoi“ bezeichnet, was aus dem Griechischen stammt und so viel wie „Magier“, „Weise“ oder „Sterndeuter“ heißt. Klar ist zumindest, dass diese Weisen dem Jesuskind drei Gaben bringen. Auf den genialen Einfall, dass es deshalb auch drei Personen gewesen sein müssen, kam erst der Theologe Origenes im 3. Jahrhundert nach Christus. Und zu Königen geadelt wurden die Weisen erst im 6. oder 7. Jahrhundert. Alles unter dem Rang eines Königs wäre dem Jesuskind gegenüber ja auch unwürdig.

    Die Geschichte der Heiligen Drei Könige

    In der Bibel sucht man die Heiligen Drei Könige vergeblich. Bei Matthäus ist nur von Magiern und Sterndeutern die Rede. Erst im 6. Jahrhundert wurden sie zu Königen, da man annahm, dass nur Herrscher derart wertvolle Geschenke überreichen können. Und wohl auch, weil im Alten Testament prophezeit wurde, dass Könige das Kind beschenken würden.

    In alten Darstellungen sind teils mehr Könige zu sehen. Irgendwann setzte sich die Zahl drei durch. Vermutlich deshalb, weil sie mit Gold, Weihrauch und Myrrhe auch drei Gaben brachten. Im 9. Jahrhundert kristallisierten sich für die drei Könige langsam die Namen Caspar, Melchior und Balthasar heraus. Darstellungen eines schwarzen Königs gibt es seit dem 8. Jahrhundert. Zuerst war das Caspar, später Melchior.

    Wer den Mohr darstellt, unterscheidet sich von Kirchengemeinde zu Kirchengemeinde. Hintergrund war, dass die drei Könige die damals bekannten drei Erdteile Europa, Afrika und Asien repräsentierten. Der schwarze König stand für Afrika. Die Gebeine der Heiligen Drei Könige sollen im Kölner Dom liegen. (gau)

    Faktencheck: Wer waren die Heiligen Drei Könige wirklich?

    Mit den Namen ist das ähnlich. Sie kamen erst mit der Zeit auf. Und bevor sich Caspar, Melchior und Balthasar einbürgerte, hießen sie eben auch Appelius, Amerius und Damascus (hebräisch) oder Larvandard, Hormisdas und Gushnasaph (syrisch) oder Tanisuram, Mika und Sisisba (äthiopisch). Leider steht in der Bibel auch nirgends geschrieben, dass – wie heute allgemein angenommen wird – Caspar aus Afrika, Melchior aus Europa und Balthasar aus Asien stammt. Im Matthäusevangelium ist lediglich von Weisen „aus dem Osten“ die Rede, was eher auf das Persische Reich hindeutet. Erst im Spätmittelalter wurden die damals bekannten Erdteile und Kulturen auf die drei Könige gemünzt.

    Das einzige, was tatsächlich in der Bibel steht, sind die Gaben, die die Weisen Jesus als Geschenk bringen: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Doch zu früh gefreut: Forscher gehen davon aus, dass es sich dabei lediglich um symbolische Gaben handelt. Das Gold ehrt Jesus als Königssohn. Weihrauch steht für Reinigung, Verehrung und Gebet. Und Myrrhe verweist schon auf Christus Tod, da in der Antike mit dem aus den Baumrinden des Myrrhenstrauchs gewonnenen, leicht würzig-süß duftenden Safts Tote einbalsamiert wurden.

    Die Buchstaben C+M+B, die Sternsinger auf Haustüren oder Türbalken schreiben, stehen nicht etwa als Abkürzung für Caspar, Melchior und Balthasar. Stattdessen kürzen sie den lateinischen Segensspruch „Christus mansionem benedicat“ (zu Deutsch: „Christus möge dieses Haus segnen“) ab.
    Die Buchstaben C+M+B, die Sternsinger auf Haustüren oder Türbalken schreiben, stehen nicht etwa als Abkürzung für Caspar, Melchior und Balthasar. Stattdessen kürzen sie den lateinischen Segensspruch „Christus mansionem benedicat“ (zu Deutsch: „Christus möge dieses Haus segnen“) ab. Foto: Bernhard Weizenegger

    Muss die Weihnachtsgeschichte neu geschrieben werden?

    Ganz nebenbei: Die Buchstaben C+M+B, die Sternsinger auf Haustüren oder Türbalken schreiben, stehen nicht etwa als Abkürzung für Caspar, Melchior und Balthasar. Stattdessen kürzen sie den lateinischen Segensspruch „Christus mansionem benedicat“ (zu Deutsch: „Christus möge dieses Haus segnen“) ab. Dieser Brauch findet sich übrigens auch nicht in der Bibel, sondern stammt aus dem 16. Jahrhundert.

    Am Ende des Faktenchecks stellt sich die Frage: Muss die ganze Weihnachtsgeschichte über den Haufen geworfen und neu geschrieben werden? Nein. Weihnachten darf trotz der wissenschaftlichen Erkenntnisse bleiben, wie und was es ist. Denn ehrlich gesagt: Ohne das Jesuskind in der Krippe, Ochs, Esel und den Heiligen Drei Königen wäre Weihnachten doch nicht mehr dasselbe.

    Das Buch zum Fakten-Check: Simone und Claudia Paganini: Von wegen Heilige Nacht! Gütersloher Verlagshaus, 157 S., 14 €

    Lesen Sie dazu auch den ersten Teil des Faktenchecks zur Weihnachtsgeschichte über die Geburt Christi sowie den zweiten Teil über Ochs, Esel und die Frage nach dem Stall.

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