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Was sich Kinder zu Weihnachten wünschen

Weihnachten

Was sich Kinder heute wünschen – und was das bedeutet

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    Im Weihnachtspostamt in Himmelpfort in Brandenburg.
    Im Weihnachtspostamt in Himmelpfort in Brandenburg. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Mit Kinderwünschen lassen sich ganze Kulturgeschichten erzählen. Allein: Wie haben sich die im Lauf der Zeit verändert? Wie fallen die Wünsche im Vergleich der Länder und Weltteile aus und was erzählen sie damit von Wohlstand und Technisierung, von Dekadenz und Notwendigkeit – von Krieg und Frieden? Aber mit den Wünschen lässt sich auch schon ganz direkt untersuchen, wie die Gegenwart in Deutschland wirklich aussieht. Insofern ist also das, was derzeit in den sieben Weihnachtspostfilialen der Deutschen Post eintrifft, sind diese Tausenden an Wunschzetteln (die alle einzeln auch beantwortet werden sollen) ein Spiegel für den Zustand des Landes.

    Seit Corona schwingt in den Wünschen der Kinder auch die Sorge mit

    Und da zeigt sich, dass es dieses Land in der Summe vieler Einzelinteressen noch zu einem Sockel an Tradition bringt. Denn die Klassikerwünsche wie Gesellschaftsspiele, Bastelsets, Malstifte, Autos oder Puppen samt Zubehör leben. Milo hätte gern eine Eisenbahn in Rot und Orange. Lisa schreibt: „Ich wünsche mir eine Nähmaschine, weil ich schon immer eine eigene Decke nähen wollte.“ Dana wünscht sich ein richtiges Pferd, „aber wenn das nicht geht, wäre ein Holzpferd auch gut“.

    Nach einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des BVS geben die Deutschen durchschnittlich 150 Euro pro Kind für Geschenke aus. 
    Nach einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des BVS geben die Deutschen durchschnittlich 150 Euro pro Kind für Geschenke aus.  Foto: Christoph Soeder, dpa

    Diese Einblicke haben die Verantwortlichen und Helferinnen der Filialen von Engelskirchen bis Himmelpforten kürzlich gegenüber der Deutschen Presseagentur preisgegeben. Einige Kinder wünschen sich zum Fest je nach Region eben vom Weihnachtsmann oder vom Christkind auch besondere Erlebnisse, zum Beispiel mit einem Flugzeug zu fliegen, einen Tag im Freizeitpark oder einen Auftritt mit der Ballettschule.

    In drei Bereichen aber zeichnen sich die besonderen Kennzeichen der Gegenwart ab. Und zwei davon zeugen durchaus auch von grundlegenden Veränderungen am Sockel der Tradition. Den Helferinnen in Engelskirchen fällt seit einigen Jahren auf, dass Kinder sich häufiger als früher gemeinsame Zeit mit der Familie wünschen. „Zusammen mit den Eltern oder Großeltern spielen oder einen Ausflug machen, aber auch Gesundheit für die Familie oder dass Oma und Opa noch lange leben mögen – das hat seit Corona auffallend zugenommen“, sagt Birgit Müller. Sie ist seit 34 Jahren Helferin in der Christkind-Postfiliale. „Da schwingt mehr Sorge drin mit als früher, sowohl für das eigene Befinden als auch für das Befinden anderer.“ Das ist das Eine, es betrifft die unmittelbare Umgebung der Kinder.

    Immer mehr Kinder wünschen sich ein Handy

    Das Andere ist die größere Lage. Denn auch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten beschäftigen viele Jungen und Mädchen. „Früher war auch schon oft der Wunsch nach Frieden in Briefen zu finden, aber es wirkte oft wie von den Eltern diktiert, so am Ende dran gehängt ‚und dann wünsche ich mir noch Frieden auf Erden‘“, sagt Müller. „Heutzutage schreiben die Kinder das oft mit eigenen Worten, es wirkt durchdacht. Ich glaube, die Kinder bekommen vom Weltgeschehen sehr viel mit und machen sich ihre eigenen Gedanken dazu.“

    Zusammengenommen zeigt das, dass sich durchaus Wesentliches an den Grundfesten des Kindseins in Deutschland verändert hat.

    Der dritte große Bereich der Weihnachtswünsche im Jahr 2024 weist dagegen auf eine neue Konstante in bereits frühen Lebensjahren hin: Immer mehr Mädchen und Buben wünschen sich das, was ohnehin in den vergangenen Jahren auf Platz eins des Ersehnten stand – das Handy, gerne auch mal ergänzt vom Tablett. Rosemarie Schotte, ehrenamtliche Leiterin des Weihnachtspostamts im unterfränkischen Himmelstadt weiß zu berichten: „Handys werden oft schon von Kindergartenkindern gewünscht.“

    Denn die anderen haben meist schon eins, sagt jedenfalls eine aktuelle repräsentative Untersuchung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Dort heißt es: „Während von den Sechs- bis Neunjährigen erst 17 Prozent über ein eigenes Smartphone verfügen, sind es von den Zehn- bis Zwölfjährigen bereits drei Viertel (76 Prozent). Unter den 13- bis 15-Jährigen haben 90 Prozent ein Smartphone, ab 16 Jahren mit 95 Prozent nahezu alle.“ Und: „Unter den Sechs- bis Neunjährigen haben 42 Prozent ein eigenes Tablet, unter den 16- bis 18-Jährigen 68 Prozent.“

    Trotz Krisenstimmung: Die Ausgaben für Weihnachtsgeschenke bleiben stabil

    Wie sich die wachsende Vernetzung und der Wunsch nach noch mehr zu den Sorgen zur unmittelbaren Umgebung und zur Weltlage verhält – darüber gibt es keine Studie, aber das bietet vielleicht Stoff für eine adventliche Besinnung. Wie auch das: Trotz der oft diagnostizierten wirtschaftlichen Krisenstimmung im Land bleiben die Ausgaben bei den Weihnachtsgeschenken für den Nachwuchs stabil – der zumindest da wohl nichts merken soll. Nach einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des BVS geben die Verbraucher durchschnittlich 150 Euro pro Kind aus.

    Unterdessen ist bei einer der deutschen Weihnachtswunschpoststellen auch Brief von weit, weit weg eingetroffen: Ein Junge aus Ghana träumt davon, einmal Schnee zu sehen und anzufassen.

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