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Was sich – auch mit Blick auf den Anschlag von Magdeburg – aus der Weihnachtsgeschichte lernen lässt

Kommentar

Wir brauchen dringend mehr Vernunft und Empathie

Daniel Wirsching
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    Ein Neugeborenes, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt, und das der Retter, der Messias, der Herr sein soll? Der Sohn Gottes – ein Mensch? Wer soll das glauben? Viele Millionen tun es.
    Ein Neugeborenes, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt, und das der Retter, der Messias, der Herr sein soll? Der Sohn Gottes – ein Mensch? Wer soll das glauben? Viele Millionen tun es. Foto: Philipp von Ditfurth, dpa

    Die Geschichte, die sich Menschen Jahr für Jahr an Weihnachten erzählen – so sie denn nicht bloß ein Geschenk nach dem anderen auspacken – ist eine Zumutung: Ein Engel, der zu Hirten spricht? Ein Neugeborenes, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt, und das der Retter, der Messias, der Herr sein soll? Der Sohn Gottes – ein Mensch? Wer soll das glauben?

    Nun, weltweit tun es viele Millionen Menschen. Immer noch, immer weitere, immer wieder von Neuem. Kirchlichen Skandalen oder der im Westen rasant fortschreitenden Säkularisierung zum Trotz. Krisen und Kriegen zum Trotz. Einem Anschlag wie dem auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt zum Trotz. Ihr Glaube schenkt ihnen Mut, selbst wenn er „un-glaubhaft“ und eine Zumutung sein kann. Die Botschaft der Weihnachtsgeschichte – Christ, der Retter ist da! – vermag Hoffnung zu stiften. Wo findet sich dieser Tage eine Geschichte, über die sich das ebenfalls sagen ließe?

    Im Journalismus geht es um Schnelligkeit, entscheidend ist Richtigkeit

    Die Geschichten des Jahres 2024 waren vielfach Geschichten der Hoffnungslosigkeit. Journalistinnen und Journalisten recherchierten sie, schrieben sie auf, verbreiteten sie – weil das ihr Beruf ist und weil die Wirklichkeit eben ist, wie sie ist. Ein ABC der Abgründe: Grausamkeiten und Gewalt, Streit und Skandale, Tod und Trauer, Versagen und Verbrechen.

    Journalisten darf es nicht darum gehen, Sachverhalte positiver darzustellen. Doch auch sie fragen sich: Gibt es nicht wenigstens Funken von Hoffnung? Die Branche befasst sich intensiv damit. Mit den Phänomenen Nachrichtenmüdigkeit und Nachrichtenvermeidung infolge von Berichterstattung über negative Themen. Und mit „konstruktivem Journalismus“. Denn natürlich gab und gibt es sie: Geschichten, die Wirklichkeit beschreiben und zugleich Hoffnung machen. Etwa, weil sie auf Lösungsansätze hinweisen. Bisweilen sind diese Geschichten erst auf den zweiten Blick zu erkennen, mitunter braucht es dafür Zeit. Wie es Zeit braucht zum Nachdenken und Verstehen, gerade im Journalismus – und gerade bei sich überschlagenden Nachrichtenlagen. Im Journalismus geht es um Schnelligkeit, entscheidend ist Richtigkeit.

    Wie wichtig das ist, zeigte sich einmal mehr nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt, als schon kurz nach der Festnahme des Täters Elon Musks‘ X mit Desinformation geflutet wurde und einige – darunter welche, die sich Journalisten nennen – genau zu wissen meinten, wer in Mithaftung genommen werden müsse. Erst nachdenken, dann kommentieren: (Soziale) Medien würden zu einem besseren Ort. Und nicht nur sie.

    Der öffentliche Diskurs benötigt dringend ein Mehr an Vernunft und Empathie

    Wer die Weihnachtsgeschichte aus dem Evangelium nach Lukas liest, stößt auf einen nicht ganz so bekannten, nicht ganz so häufig erzählten und interpretierten Satz. In unterschiedlichen Übersetzungen heißt er: „Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“ Heißt: „Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.“ Heißt: „Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“ Gleich, was am Ende der Erwägungen steht – es ist ein Wert an sich, wenn es Erwägungen überhaupt gibt. Und wenn nicht allein der Kopf, sondern auch das Herz berührt wird. Der öffentliche Diskurs benötigt dringend ein Mehr an Vernunft und Empathie. Auch das sagt uns die Weihnachtsgeschichte. Wir sollten sie in diesem Jahr besonders aufmerksam lesen oder ihr zuhören.

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    3 Kommentare
    Rainer Kraus

    Wir sollten beten, dass der Allmächtige mit einem Engel die göttlichen Eingebung nach Berlin entsendet oder Hirn regnen lässt, damit es nicht wieder heißt: "Platsch, wieder daneben".

    Gerold Rainer

    Die Mehrheit der Deutschen und der Ausländer wollen hier ein gutes Auskommen. Es gibt ein paar Quertreiber, die diese friedliche, tolerente Gesellschaft zersetzen wollen. Denen möchte ich nicht einmal zu Weihnachten Empathie schenken. Die Vernunft fehlt bei den Politikern, die den Störenfrieden unangemessen viel Freiraum schenken und jugendlichen Gewalttätern großzügige Strafrabatte geben.

    Marianne Böhm

    Ich mag die Weihnachtsgeschichte, weil sie etwas erzählt das es schon lange nicht mehr gibt.. Sentimentalität, Hoffnung dass es wieder so wird wie es mal war. Wir können es an unseren Kindern, Enkeln sehen.. alle was man verändert, anders macht sprechen sie an.. warum machen wir es nicht mehr so wie im letzten Jahr, warum gibt es ein anderes Essen.. warum kommen Oma, Opa nicht. Man vermisst liebgewordene Gewohnheiten.. die Menschen in unsicheren Zeiten auch Sicherheit, Beständigkeit geben. Journalismus hat heute ein schnelles Verfallsdatum, was zu vielen Informationen führt.. die schnell geschrieben sind, aber vom Empfänger nicht so schnell verarbeitet wird. Seit Tagen werden Hiobsbotschaften ständig wiederholend gesendet.. Wo bleibt die stade Weihnachtszeit die sich die Menschen in dieser Zeit wünschen. Kriege, Terror, Leid, Not, Unrecht.. gehen natürlich weiter, auch ohne mich, ohne Medien.. Frieden ist in dieser Zeit nicht erwünscht weil es nicht mehr unser Frieden sein darf.

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