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Umwelt: Im Meer schwimmt mehr Plastik als vermutet

Umwelt

Im Meer schwimmt mehr Plastik als vermutet

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    Eine Plastiktüte im Meer gelangt irgendwann zerkleinert als Mikroplastik in die Nahrungskette.
    Eine Plastiktüte im Meer gelangt irgendwann zerkleinert als Mikroplastik in die Nahrungskette. Foto: Andrey Nekrasov/ZUMA Press Wire, dpa

    Eine Studie zu Plastik im Meer enthält eine gute und eine schlechte Nachricht: Einerseits landet der Analyse zufolge jährlich wesentlich weniger Kunststoff pro Jahr in den Ozeanen als bislang angenommen. Andererseits aber ist die langfristig angesammelte Menge weit größer – denn der Abfall verweilt länger im Wasser als bislang geschätzt. Das berichtet eine niederländische Forschungsgruppe im Fachblatt Nature Geoscience

    Die steigende Menge an Plastikmüll im Meer ist ein großes Problem für die Umwelt. So können die Abfälle für Tiere wie Schildkröten oder Wale tödliche Folgen haben – etwa wenn sie Kunststoffteile mit Nahrung verwechseln. Zudem wird der Müll durch chemische und physikalische Prozesse immer stärker zerkleinert und kann als Mikroplastik – Teilchen mit einem Durchmesser unter fünf Millimeter – in die Nahrungskette gelangen. 

    Seit Langem versuchen Studien, die Menge an Kunststoff zu ermitteln, die jedes Jahr in die Meere gelangt. Die Ergebnisse solcher Schätzungen sind jedoch sehr unterschiedlich. Zudem lassen sie sich nur schwer mit der Menge in Einklang bringen, die sich auf der Wasseroberfläche ansammelt. So treiben auf dem Wasser früheren Schätzungen zufolge etwa 250.000 Tonnen Plastik, der jährliche Eintrag wurde jedoch auf ein Vielfaches davon geschätzt – diese Kluft ließ sich bislang kaum erklären.

    Knapp die Hälfte des Plastikmülls stammt aus der Fischerei

    Das Team um Mikael Kaandorp von der Universität Utrecht legt nun eine neue Berechnung vor: Sie beruht auf mehr als 20.000 Beobachtungen und Messungen vor allem an Stränden und an der Meeresoberfläche, aber auch in der Tiefsee. Aus diesen Daten modellierten die Forschenden die Entwicklung für den Zeitraum von 1980 bis 2020. Demnach gelangen jährlich etwa 500.000 Tonnen Plastikmüll in die Meere. Knapp die Hälfte (45 bis 48 Prozent) davon stammt aus der Fischerei, rund 40 Prozent (39 bis 42 Prozent) gelangen von Küsten in die Meere und der Rest (12 bis 13 Prozent) über Flüsse. Zum Vergleich: Frühere Studien schätzten den Plastikeintrag in Gewässer – allerdings auch Binnengewässer– pro Jahr auf etwa 4 bis 12 Millionen Tonnen.

    Eine gute Nachricht ist das nur auf den ersten Blick: Denn insgesamt enthielten die Meere im Jahr 2020 der Studie zufolge etwa 3,2 Millionen Tonnen Plastik – wesentlich mehr als bisher angenommen. 3,1 Millionen Tonnen davon – mehr als 95 Prozent – seien relativ große Stücke über 25 Millimeter. Allerdings betont das Team, dass seine Berechnungen nur für jene Kunststoffe gelten, die – zumindest anfangs – auf der Wasseroberfläche treiben. Dazu zählen etwa Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol. Das sei zwar der Großteil der Plastikabfälle, aber andere Stoffe mit einer größeren Dichte als Wasser, etwa Polyvinylchlorid (PVC) oder Polyethylenterephthalat (PET), würden nicht berücksichtigt. Sie stellen demnach immerhin 35 bis 40 Prozent der Kunststoffmasse in den Meeren.

    Weil auch ein Teil des anfangs treibenden Plastiks mit der Zeit zerfällt, von Algen besiedelt wird und absinkt, schätzt das Team die derzeitige Menge an der Wasseroberfläche auf rund 2 Millionen Tonnen. Demnach sinken pro Jahr etwa 220.000 Tonnen Plastik – ohne die nicht berücksichtigten schweren Kunststoffe wie PVC und PET – auf den Meeresgrund, davon 6000 Tonnen Mikroplastik. „Das heißt, dass es länger dauern wird, bis die Effekte von Maßnahmen zum Kampf gegen Plastikmüll sichtbar sein werden“, sagte Kaandorp mit Blick auf die längere Verweildauer des Kunststoffs. „Noch schwieriger wird es, eine Situation wiederherzustellen, wie sie früher einmal war. Und wenn wir jetzt nicht handeln, werden diese Auswirkungen noch viel länger andauern.“ (dpa)

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