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Ukraine-Krieg: Umfrage: Die meisten Jugendlichen nehmen Wladimir Putin als böse wahr

Ukraine-Krieg

Umfrage: Die meisten Jugendlichen nehmen Wladimir Putin als böse wahr

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    Jugendliche greifen für Informationen zur aktuellen Lage in der Ukraine sehr stark auf klassische Medien wie TV, Radio oder die Webseiten großer Tageszeitungen zurück.
    Jugendliche greifen für Informationen zur aktuellen Lage in der Ukraine sehr stark auf klassische Medien wie TV, Radio oder die Webseiten großer Tageszeitungen zurück. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Russland hat die Ukraine angegriffen - diese Nachricht verbreitete sich auch unter Jugendlichen rasend schnell. Fachleute vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk fanden in einer Befragung von 181 Jugendlichen heraus, dass sich die jungen Menschen ihre Erstinformationen in dieser weltpolitischen Krisensituation vor allem über traditionelle Medien besorgten: 45 Prozent schalteten demnach bevorzugt das TV ein, 18 Prozent hörten im Radio die neuesten Entwicklungen und 25 Prozent informierten sich über Internetauftritte öffentlich-rechtlicher Anbieter und großer Tageszeitungen.

    Krieg in der Ukraine: Die Jugendlichen wissen grob, was passiert

    Social Media spielte hingegen eine untergeordnete Rolle. Das werde sich im weiteren Fortschreiten der Krise vermutlich ändern, so Medienpädagogin und Studienleiterin Maya Götz. „Im weiteren Verlauf der Ereignisse wird es immer wichtiger werden, dass Jugendliche hinsichtlich ihrer Informationskompetenz geschult werden“, betont sie.

    Ein Forschungsteam um Medienpädagogin Maya Götz hat Jugendliche befragt, wie sie sich in der Ukraine-Krise informieren und wie sie Präsident Putin einschätzen.
    Ein Forschungsteam um Medienpädagogin Maya Götz hat Jugendliche befragt, wie sie sich in der Ukraine-Krise informieren und wie sie Präsident Putin einschätzen. Foto: Christian Rudnik

    Die Befragung fand am 23. und 24. Februar statt, also am Vortag und Tag der Invasion Russlands in die Ukraine. Neun von zehn der befragten Jugendlichen konnten den Konflikt und die Bedrohungslage wiedergeben: „Es geht darum, dass die Russen in das Gebiet der Ukraine einmarschieren wollen“ (Junge, 14 Jahre, 23. Februar).

    Am Tag des Kriegsbeginns: „Die Ukraine wird von Russland bedroht und angegriffen“ (Mädchen, 14 Jahre, 24. Februar). Das Verständnis der Lage ist bei gut der Hälfte der befragten Jugendlichen eher einfach und auf den Fakt „Russland greift die Ukraine an“ (Junge, 13 Jahre) begrenzt, resümiert das Befragungsteam rund um IZI-Leiterin Maya Götz.

    Jugendliche beschreiben Putin als "Idiot", "Zerstörer der Demokratie", "machtgeiler Penner"

    Zudem fanden die Fachleute heraus: Obwohl die Bedrohungssituation schon am Mittwoch deutlich sichtbar war, gaben nur knapp drei von zehn Befragten an, dass sie in der Schule thematisiert worden sei. Am Donnerstag stieg dieser Wert auf rund jede zweite Person. Mit Familie oder im Freundeskreis sei das Thema bei gut einem Fünftel der Befragten besprochen worden. Viele der interviewten Jugendlichen waren bei der Informationssuche zu den aktuellen Ereignissen auf sich gestellt, entsprechend bedeutsam waren Medien, um sich über die Situation zu informieren.

    Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Befragung beschreiben den russischen Präsidenten Wladimir Putin als bösen und schlimmen Menschen mit viel Macht und zahlreichen negativen Eigenschaften (gefährlich, aggressiv, machtbesessen, geldgierig, arrogant, unehrlich, brutal …), als „Diktator, der Krieg will“ (Junge, 16 Jahre) oder „Zerstörer der Demokratie“ (Junge, 15 Jahre). Er wird als „gefährlich und unehrlich“ (Mädchen, 14 Jahre), als „ein böser Mensch und ein Diktator, der Menschen tötet“ (Mädchen, 15 Jahre) beschrieben.

    Menschen suchen Schutz in einem Keller eines Gebäudes, während die Sirenen neue Angriffe ankündigen. Russland hat am Donnerstag einen umfassenden Angriff auf die Ukraine gestartet und Städte und Stützpunkte mit Luftangriffen oder Granaten beschossen.
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    Am Donnerstag hat Russland die Ukraine angegriffen. Menschen sind auf der Flucht und verlassen die Städte. Unsere Bilder zeigen Szenen des Kriegs.

    In den Beschreibungen pathologisieren viele Jugendlichen ihn, beschreiben ihn als „Spinner“ oder „abgerückt von der Realität, größenwahnsinnig“ (Mädchen, 16 Jahre) oder beschimpfen ihn als „Idiot“, „machtgierigen Penner“ oder „Arschloch, was denkt, es kann sich alles erlauben“ (Mädchen, 15 Jahre). Seine Handlungen werden als nicht nachvollziehbar beschrieben, was auch als beängstigend wahrgenommen wird: „Er (ist) ein gemeingefährlicher Mensch, vor dem man Angst haben kann.“ (Mädchen, 13 Jahre) „Die Jugendlichen verspüren eher Wut als Angst, Putin wird wüst beschimpft“, fasst Maya Götz zusammen.

    Die Jugendlichen setzen Hoffnung in die Bundesregierung

    In Einzelfällen verteidigen Jugendliche mit russischer Zuwanderungsgeschichte die Aggression von Seiten Russlands als den einzigen Weg, einen angeblichen Genozid zu verhindern. Einzelne bewundern Putin: „Ich finde ihn sehr selbstbewusst und er kämpft für Frieden und Gerechtigkeit in der ganzen Welt“ (Mädchen, 15 Jahre, 24. Februar) und fordern Respekt ein, denn „er gehört zu den mächtigsten Menschen der Welt“ (Junge, 15 Jahre). Einige zweifeln in diesem Zusammenhang an der ausgewogenen Berichterstattung über ihn: „Er wird immer schlecht dargestellt hier in Deutschland, aber ich habe Zweifel, ob das alles stimmt.“ (Mädchen, 17 Jahre)

    Fast alle der befragten Jugendlichen wünschen sich von der Bundesregierung, dass sie in dieser Situation die Ukraine unterstützt und „sich entschlossen gegen ihn (Putin) stellt“ und „die Ukraine zusammen mit der Nato verteidigt“ (Mädchen, 15 Jahre) und dass sie starke Sanktionen gegen Russland einleitet. Einzelne Stimmen fordern ein hartes, durchaus auch militärisches Eingreifen.

    Die große Mehrheit wünscht sich, die Bundesregierung solle „weiterhin versuchen, mit Russland diplomatisch ins Gespräch zu kommen“ (Mädchen, 14 Jahre). Ein Junge (15 Jahre) schlägt vor, dass alle friedlichen Sanktionen ausgeschöpft werden sollen, „um Russland die finanziellen Mittel für den Krieg zu nehmen.“

    In Einzelfällen werden aber auch Zweifel deutlich, ausgelöst durch Wladimir Putins Drohgebärden: „Ich habe gerade gehört, wie Putin sagte, dass alle, die ihm im Weg stehen, es bereuen werden und das macht einem dann schon Angst."

    Alle Informationen zur Eskalation erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Ukraine-Konflikt.

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