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Trump mit Pommes, Söder mit Döner: Volksnähe durch Essen

Zeitzeichen

Wenn die Pommes politisch werden – wie sich Politiker mit Essen inszenieren für die Volksnähe

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    Schick in Schürze: Trump hat sein Jackett gegen die Arbeitskleidung bei McDonald's eingetauscht.
    Schick in Schürze: Trump hat sein Jackett gegen die Arbeitskleidung bei McDonald's eingetauscht. Foto: Doug Mills/The New York Times Pool via AP/dpa

    Die Bilder wirken, als wäre sie von einer KI generiert: Der ehemalige und vielleicht auch zukünftige US-Präsident Donald Trump steht an der Fritteuse in der McDonald‘s-Küche und füllt Pommes in Papiertütchen. Alles begleitet von Kameras. „Ich wollte schon immer bei McDonalds arbeiten, aber ich habe es noch nie gemacht“, sagt er zum Besitzer des Fast-Food-Restaurants. Nach seiner kurzen Schicht in der Küche verteilt er Essen an die Kunden, winkt fröhlich aus dem Drive-In-Fenster und sinniert darüber, ob er seiner Gegnerin im Kampf um die US-Präsidentschaft, Kamala Harris, Blumen oder Pommes zum 60. Geburtstag schenken soll.

    Diese hat sich ebenfalls kulinarisch auf Social Media in Szene gesetzt. Sieben Videos umfasst ihre Playlist „Cooking with Kamala“ auf ihrem YouTube-Kanal, in denen sie mit Star-Koch Tom Colicchio oder „The Office“-Star Mindy Kaling zusammen kocht. Allerdings sind die Videos vier Jahre alt und stammen noch aus dem Wahlkampf 2020.

    Trump gibt beim McDonald‘s Pommes aus, Söder steht am Döner-Drehspieß

    Aber auch diesseits des Atlantiks wissen Politiker um die Macht von Bildern mit Essen. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder stellte sich in die Döner-Bude und schneidet Drehspieß-Fleisch, lädt seine Social-Media-Fans zum Döneressen ein und unter „#söderisst“ zeigt er sich auf Instagram mit Weißwurst auf dem Teller, mit vollem Mund Melone mampfend oder Pichelsteiner kellend in der Küche des Kabinetts.

    Schon Altkanzler Gerd Schröder ließ sich mit seiner heiß geliebten Currywurst ablichten und ging auf die Barrikaden, als VW diese von der Karte der Werkskantine in Wolfsburg nahm. „Wenn ich noch im Aufsichtsrat von VW säße, hätte es so etwas nicht gegeben“, schrieb er auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn, denn: „Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion.“

    Angela Merkel wurde in der ukrainischen Stadt Odessa mit Döner fotografiert

    Seine Nachfolgerin Angela Merkel löste Wirbel aus, als sie 2009 in der ukrainischen Stadt Odessa mit dem Messer in der Hand an einer Dönerbude fotografiert wurde. Vielleicht hat Söder dort die Inspiration für seinen eigenen Auftritt am Drehspieß gefunden. Und der aktuelle Bundeskanzler Olaf Scholz setzte beim Treffen mit Macron in Hamburg auf Fisch-Brötchen-Diplomatie.

    Aber warum diese Inszenierung von Politikern mit Essen? Wollen wirklich abertausend Follower das Mittagessen des Ministerpräsidenten sehen? Persönlich können Politiker zwar nicht mit jedem am Küchentisch sitzen oder mit dampfendem Döner neben einem in der Kälte stehen, aber sie können zumindest suggerieren, dass sie in den gleichen Schuhen stecken wie ihre Wählerinnen und Wähler. Auch wenn das gerade in der Spitzenpolitik nicht unbedingt stimmt.

    Es soll volksnah wirken, der Politiker als Freund und Kumpel. Es soll dieselbe Unmittelbarkeit vermitteln, die auch Influencer nutzen, um alle möglichen Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen. Werbung mit menschlichem Gesicht. Nur vermarkten Politiker anstatt irgendwelchen Krimskrams sich selbst und ihre Parteien. Letzten Endes sind Wahlen so auch nur ein Beliebtheitswettbewerb und da wird auch aus dem Bauch heraus entschieden.

    In Bayern hat der Fleischkonsum laut der Bayerischen Ernährungsstudie abgenommen

    Wenn es keine überzeugenden politischen Inhalte gibt, die das Hirn ansprechen, versucht man das Herz mit ergreifenden Reden zu erobern, und wenn das nicht funktioniert, geht man ein Stockwerk oder Organ tiefer. Ob alt oder jung, ob links oder rechts, beim Essen kommen alle zusammen. Das heißt aber noch lange nicht, dass Ernährung unpolitisch ist, wie die hitzige Debatte über Veggie-Tage, Zuckersteuer und Lebensmittelpreise beweisen. Vielleicht sollte Söder bedenken, dass der Fleischkonsum in Bayern, laut der neuen Ernährungsstudie, zuletzt gesunken ist, bevor er wieder ein Bild mit einem Berg Bratwürstel machen lässt.

    Manche Parteien versuchen das Thema Essen noch unmittelbarer in ihre Agenda zu ziehen, doch die Forderung nach einer Dönerpreisbremse hat den Linken im Wahlkampf im Osten nicht wirklich weitergeholfen. Vielleicht wäre ein guter Hashtag zum Thema Essen besser gewesen?

    Vielleicht ist die Auseinandersetzung mit Essen auch ein Plan B, wenn die politische Karriere vorbei ist. Eine Beschäftigung in der Gastronomie nach einem hohen Staatsamt wäre wahrscheinlich wesentlich unproblematischer als Schröders Job bei Gazprom. Der hätte vielleicht bei seiner Currywurst bleiben sollen, Trump wäre den meisten wahrscheinlich auch lieber hinter dem McDonald‘s-Tresen als im Oval-Office, und Söder hat mit „#söderisst“ schon den Grundstein für sein künftiges Imperium als Food-Influencer gelegt.

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