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Technik: Was das Smartphone mit unserem Gehirn macht

Technik

Was das Smartphone mit unserem Gehirn macht

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    Kinder, die viel am Handy hängen,  können sich oft weniger gut in die Lage anderer Menschen hineinversetzen.
    Kinder, die viel am Handy hängen, können sich oft weniger gut in die Lage anderer Menschen hineinversetzen. Foto: Harald Oppitz, KNA

    Zu Hause, unterwegs oder auf der Arbeit: Die meisten haben das Smartphone immer mit dabei. Der ständige Gebrauch könne nicht nur ein Zeitfresser sein, sondern sich auch negativ auf das Gehirn auswirken, befürchten Fachleute. „Der Effekt, den Handynutzung auf unser Gehirn hat, hängt davon ab, wie wir die Geräte nutzen und was wir an diesen Geräten machen“, sagt Hirnforscher Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig.

    Viele Menschen nutzen das Handy in einem Multitasking-Modus. „Das kann man kaum voneinander trennen, weil die Geräte uns ständig begleiten, wir immer darauf schauen oder wir es, wenn wir nicht darauf schauen, aktiv unterdrücken müssen, das Handy in die Hand zu nehmen“, sagt Korte. Smartphones können einer Studie zufolge selbst dann die Aufmerksamkeit beeinflussen, wenn man sie nicht nutzt. Zudem hat das Handy negativen Einfluss auf die Arbeitsgeschwindigkeit und die kognitive Leistungsfähigkeit. Anders gesagt: Mit dem Smartphone arbeiten Menschen langsamer. 

    Mit übermäßiger Handynutzung geht Zeit des Tagträumens verloren

    „Einige Studien zeigen, dass man im Multitasking-Modus doppelt so lange braucht, um etwas zu lernen. Man macht 40 Prozent mehr Fehler und kann das, was man gelernt hat, schlechter abrufen“, sagt Korte. „Menschen, die sehr häufig im Multitasking-Modus arbeiten, haben ein schlechteres Gedächtnis.“ Dies sei jedoch reversibel, betont er. „Wenn man sein Verhalten ändert, wird nach einiger Zeit die Gedächtnisleistung wieder genauso gut wie vorher.“ 

    Zudem gehen dem Experten zufolge mit übermäßiger Handynutzung Zeiten des Tagträumens und Nichtstuns verloren. „Studien zeigen, dass digitale Medien einen auch weniger kreativ machen können, wenn wir sie zu viel nutzen, weil der Leerlauf verloren geht“, sagt Korte. Dabei seien gerade dies die Zeiten, in denen man auf die besten Ideen komme. 

    Besonders bei Kindern könne zu viel Zeit vor dem Smartphone oder Tablet negative Auswirkungen haben. „Man sieht an Kindern, die bereits in der Kindergarten- und Grundschulzeit intensiv Zeit vor Tablets und Smartphones verbringen, dass ein wichtiger Verbindungsstrang zwischen den beiden großen Spracharealen, dem Broca-Areal und dem Wernicke-Areal, leidet“, erklärt der Hirnforscher. Eine Folge davon könnten Sprachentwicklungsstörungen sein. Zudem könnten sich die Kinder oft weniger gut in die Lage anderer Menschen hineinversetzen. 

    Computerspielsucht ist seit 2017 von der WHO als Krankheit anerkannt

    Auch Isabel Brandhorst, Leiterin der Forschungsgruppe internetbezogene Störungen und Computerspielsucht am Universitätsklinikum Tübingen, sieht den Trend mit Sorge: „Die Nutzergruppe wird gerade auch mit TikTok immer jünger. Es wird immer weniger geschriebene Sprache eingesetzt und entsprechend sind die sozialen Netzwerke immer zugänglicher für Kinder, die die Schriftsprache noch nicht beherrschen.“

    Internet- und Handynutzung kann auch abhängig machen. Computerspielsucht wurde bereits 2017 von der Weltgesundheitsorganisation als Krankheit anerkannt. Zu den Kriterien gehöre etwa eine verminderte Kontrolle über das Nutzungsverhalten, erklärt Brandhorst. Außerdem: „die Priorisierung gegenüber anderen Lebensbereichen wie Schule, Familie, Freunde, aber auch Körperhygiene, Gesundheit und Schlaf. Das dritte Kriterium ist die Fortsetzung des Verhaltens trotz negativer Konsequenzen.“ Um von einer Erkrankung zu sprechen, müsse dieses Verhalten in der Regel über zwölf Monate auftreten und bedeutsames Leiden hervorrufen, erklärt Brandhorst. Diese Kriterien ließen sich analog auf eine Soziale-Netzwerk-Nutzungsstörung übertragen. Offiziell anerkannt ist diese Störung aber bisher nicht. 

    Nutzung eines Handys ist laut Hirnforscher Korte nicht per se schädlich

    Die übermäßige Nutzung von Smartphones und sozialen Medien, die vorwiegend per Handy konsumiert werden, steht auch im Verdacht, sich negativ auf die Psyche auszuwirken. Studien deuten auf einen Zusammenhang mit Depressionen und Angststörungen hin, doch andere stellen keine Korrelation fest. Daten, die benötigt werden, um eine eindeutige Einschätzung zu treffen, würden „von großen Firmen wie Meta oft unter Verschluss gehalten“, heißt es in einem Statement des Science Media Center. 

    Die Nutzung eines Handys ist laut Hirnforscher Korte nicht per se schädlich. „Aber die Art, wie wir die Geräte nutzen, tut uns nicht gut.“ Ein gesunder Umgang bedeute, dass die „Barriere zwischen uns und dem Gerät so groß ist, dass wir nur auf den Knopf drücken, wenn das auch wirklich notwendig ist“, so Korte. Dafür könne man etwa die räumliche Distanz vergrößern: das Handy zum Beispiel beim Lesen abends nicht direkt neben sich legen oder das Gerät in sozialen Interaktionen einfach ausschalten. (Carla Benkö, dpa)

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