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Spirituosen: Nicht nur für Abende im ledernen Ohrensessel: Ist Whisky der neue Gin?

Nicht nur für Abende im ledernen Ohrensessel: Ist Whisky der neue Gin?
Spirituosen

Nicht nur für Abende im ledernen Ohrensessel: Ist Whisky der neue Gin?

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    Der Whiskymixer mixt den

    Einmal vorweg: Whisky, oder Whiskey – an der Schreibweise scheiden sich manchmal die Geister, auch wenn klar ist: Im Irischen spricht man von Whiskey und im Schottischen von Whisky – wird aus unterschiedlichen Getreidearten destilliert. Gerste, Weizen, Roggen und Mais. Letzteres freilich nur für Bourbon Whisky. Sobald die schlierige Flüssigkeit die Zunge eines – manchmal selbst ernannten – Kenners benetzt, sortieren diese die Sorten als floral, süß, frisch, würzig, rauchig, malzig und holzig ein. Das ganze gipfelt darin, dass der Hochprozentige in seinen Geschmacksvariationen nach Datteln, Karamell oder Pfirsich schmeckt.

    Goldene Getreidearten für die Whisky-Herstellung

    Als Helene Schneider das erste Mal Whisky probiert hat, schmeckte die damals 30 Jährige nichts raus – ihr schoss nur ein Gedanke in den Kopf: „Warum tun sich das Leute an?“. Jetzt kann die Mitbetreiberin des Singold Whisky Unternehmens in Wehringen nur über ihre Reaktion lachen. Schließlich dürfe man nicht vergessen, dass Whisky ein hochprozentiger Schnaps ist. Erst mit 40 oder mehr Volumenprozent darf das Destillat Whisky genannt werden. „Whisky trinken kann man lernen“, sagt Schneider heute. Die Spirituose liegt durch Serien wie „Peaky Blinders“ wieder im Trend. Über 32.400 Flaschen Whisky wurden 2020 im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel laut Bundesverband der deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure verkauft. Zum Vergleich: es waren im gleichen Jahr 20 Tausend Gin Flaschen.

    Man unterscheidet bei den Whiskyarten zwischen Malt, Grain, Bourbon und Rye. Die vier Begriffe, die wegen des englischen Ursprungs auch im deutschen Sprachgebrauch verwendet werden, stehen für die unterschiedlichen Getreidesorten, die beim Brennen benutzt werden. Malt steht für den Whisky aus Gerste, Grain für den aus Weizen. Bourbon wird eben nur aus Mais hergestellt und Rye steht für den verwendeten Roggen – und hat einen ganz besonderen Geschmack sagt Schneider: „Rye Whisky schmeckt nussig und fast nach Marzipan.“

    Das Fass bringt den Whisky-Geschmack erst ins Rollen

    In sieben Jahren hat die 37-Jährige gelernt, mit ihrem Geschmacksinn die Nuancen zu ertasten und weiß die Aromen zu schätzen. Ihre Faszination gilt aber vor allem dem Prozess der Herstellung. Wenn die Flüssigkeit aus der kupferfarbenen Destille kommt, dann sei diese farblos und recht süß. „Erst die Reifung im Fass gibt dem Whisky seine Farbe und seinen Geschmack.“

    Der Lieblingswhisky von Helene Schneider wird zuerst in einem amerikanischen Bourbonfass gelagert und anschließend in einem Portweinfass gefinished. Die Bourbonfässer bekommt die SinGold Destillerie aus Amerika, dort darf man die „Barrels“ aus amerikanischer Weißeiche nur einmal benutzen. Der Whisky aus Wehringen wird aus regionalem Weizen und Gerste hergestellt. Internationaler wird es dann mit den portugiesischen Portweinfässern, die zwar leer sind, aber auf deren Innenseite der süße und tiefrote Wein seine Spuren hinterlassen hat.

    So changieren die Whiskys zwischen hellen, goldgelben Tönen bis hin zu braun-roten Färbungen. Abhängig, ob wie beim US-amerikanischen Bourbon nur ein ganz neues Fass verwendet wurde, oder vielleicht ein Rum-, Sherry- oder Portweinfass als Lagermöglichkeit diente. Der hochprozentige Alkohol entzieht dem Holz dabei die Aromen, die unter anderem auch dadurch entstehen, dass das Fass ausgebrannt wird. Denn auch im Holz steckt Zucker, der karamellisiert und die Kohleschicht dient als zusätzlicher Filter.

    Um diese besondere Farbe und einen individuellen Geschmack zu bekommen, hat der Whisky nach europäischem Gesetz mindestens drei Jahre zu lagern – an der Jahresgrenze wird wie beim Alkoholgehalt die Bezeichnungsgrenze für Whisky gesetzt. Helene Schneider und ihr Mann Hans-Jürgen Filp probieren ihre Whiskys regelmäßig, wenn die drei Jahre vorbei sind, und entscheiden danach, ob sie den Whisky endgültig abfüllen wollen.

    Zeit und Produkte zu Herstellung machen Whisky teuer

    Üblich seien acht bis zwölf Jahre und natürlich gibt es auch den Whisky mit Lagerzeiten bis zu 50 Jahren. Ein Garant, dass der Whisky am Ende auch schmeckt, sei das aber nicht. Denn: Jeder Geschmack sei verschieden. Wer noch nie Whisky probiert hat und nicht recht weiß, ob es torfig, rauchig, süß oder fruchtig schmecken soll, der kann durch Tastings oder mal ein Glas Whisky in der Bar herausfinden, was persönlich mundet. Schließlich gäbe es einen guten Grund, wieso Supermärkte häufig an die zwanzig Sorten Gin von kleinen Destillerien führen, aber als Whisky nur kommerzielle Marken wie Jack Daniels und Jim Beam anbieten: Die Zeit und die Voraussetzungen, die für die Herstellung von Whisky fließen, haben ihren Preis. „Und wenn man nicht weiß, ob der Whisky, der häufig 40 Euro oder mehr kostet, einem persönlich schmeckt, ist die Hemmschwelle zum Probieren natürlich größer.“

    Für sich selbst ist Whisky ein Genuss-Alkohol, den man langsam trinken sollte, sagt Schneider. An warmen Tagen kann man nach Gusto einen oder zwei Eiswürfel mit ins Glas geben. Wer seinen Whisky aber nicht verwässern will und ihn trotzdem gerne kalt trinkt, dem empfiehlt sie Steine. Nicht irgendwo aus dem Garten zusammengesucht, sondern spezielle Whisky-Steine, die nach ein paar Stunden im Kühlfach, das Getränk kalt halten.

    Whisky richtig mixen: Zitrus-Früchte gehen immer
    Whisky richtig mixen: Zitrus-Früchte gehen immer Foto: Lisa Gilz

    Das wäre zumindest die Sommerlösung für Puristen, was ist aber die Whisky-Alternative zu Longdrinks wie Gin-Tonic? Für manch einen kehren nur beim hören von „Jack-Cola“ Erinnerungen an Partys zurück, auf denen das Cola-zu-Whisky-Verhältnis nicht ganz der üblichen drei zu eins Regeln entsprach. Einen Whisky Sour für mehr als drei Personen mixen ist zeitaufwendig, der Spaß geht dann manchmal schon daran verloren, dass man feststellt, es fehlt ein Shaker im Haus – und wie war das noch mal mit dem Eiweiß?

    Aber etwas, das man vom Whisky Sour übernehmen kann, ist die Zitrone oder eben ihr Saft. Allgemein bieten sich Zitrusfrüchte für Mixgetränke mit Whisky an, erklärt Schneider. „Zumindest, wenn man es süßsauer mag.“ Ihr Liebling für warme Abende: Eine Lynchburg Lemonade. Dafür brauche man nur Triple Sec, ein wenig Limettensaft, den Whisky nach Wahl und Zitronenlimonade. Beim Whisky biete sich Bourbon an, aber funktionieren würde der Longdrink auch mit anderen Sorten. „Also für eine Gartenparty füll ich das alles in einen großen Glasbehälter mit einem Getränkespender“, sagt die Wehringerin. Oben drauf dann nur noch Eiswürfel.

    Rezept für eine Lynchburg Lemonade (nach Geschmack anpassen)

    Das braucht man:

    • 4 cl Whisky
    • 1 cl Orangenlikör Triple Sec
    • 1/4 Limette (Bio)
    • Zitronenlimonade zum aufgießen

    So gehts:

    • Ein großes Glas mit Eiswürfeln füllen
    • Whsiky und Triple Sec darübergießen
    • Den Saft der Limette in das Glas pressen. Das Stück ins Glas werfen
    • Gut umrühren und mit Zitronenlimonade auffüllen. (Rezept von SinGold)

    Solls doch ein Whisky Sour sein?

    Das braucht man:

    • 6 cl Whisky
    • 1 Eiweiß
    • 3 cl Zitronensaft
    • 2 cl Zuckersirup
    • Eiswürfel (zum Servieren)
    • Orangenschale (zum Garnieren)
    • Barsieb
    • Cocktailshaker

    Und so gehts:

    • Eiweiß, Zitronensaft, Zuckersirup und Whiskey in einen Cocktailshaker geben. Eis dazugeben und gut schütteln.
    • Durch das Barsieb gießen.
    • Eis entfernen und erneut schütteln.
    • In ein mit Eiswürfeln gefülltes Old Fashioned Glas gießen.
    • Mit Orangenzeste garnieren.
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