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Sollte man Politikern in den sozialen Medien folgen oder nicht?

Pro und Contra

Frage der Woche: Politikern in den sozialen Medien folgen?

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    Markus Söder beißt in einen frischen Döner. Der bayerische Ministerpräsident postet in den sozialen Netzwerken gerne mal Bilder aus seinem Privatleben, aber will man das sehen?
    Markus Söder beißt in einen frischen Döner. Der bayerische Ministerpräsident postet in den sozialen Netzwerken gerne mal Bilder aus seinem Privatleben, aber will man das sehen? Foto: Peter Kneffel, dpa

    Pro: Bei Lokal- und Landespolitikern findet man oft echte politische Kommunikation

    Man kann sich lustig machen über die merkwürdigen Insta-Auftritte vom Söder Maggus, über den triefenden Narzissmus von Porsche-Lindner oder über den Kanzler, der wichtige Regierungserklärungen in seine Notiz-App schreibt und sie anschließend als Screenshot hochlädt. Sollte man sogar. Auch dafür ist es gut, Politikerinnen und Politikern in den (un)sozialen Medien zu folgen. Viel entscheidender als die Peinlichkeiten so mancher Polit-Größe sind jedoch die Kanäle von Lokal- und Landespolitikern. Hier findet man häufig echte politische Kommunikation von Menschen, die im persönlichen Umfeld etwas bewegen wollen. Wer dann auch noch mit ihnen über die Accounts interagiert, löst das Versprechen ein, das uns Social Media in seinen Anfangsjahren gemacht hat: niedrigschwellige Partizipation am demokratischen Prozess, lösungsorientierter Austausch und gemeinsame Entscheidungsfindung. Es hätte alles so schön werden können.

    Selbstverständlich sieht man auch bei Lokalpolitikern den einen oder anderen komischen Beitrag. Doch wer noch nie etwas Peinliches gepostet hat, der schreibe den ersten Hasskommentar. Zudem geht wahrgenommene Peinlichkeit häufig mit den persönlichen Parteienpräferenzen einher. Insofern könnte es sein, dass es am Ende gar nicht der Post ist, der einen kopfschüttelnd zurücklässt, sondern die Politik der Person, die ihn abgesetzt hat. Wahrscheinlich ist man einfach nicht die Zielgruppe gewesen. Dann heißt es, den Menschen zu folgen, die man ohnehin gut findet, sodass wir alle wieder hübsch in unseren Bubbles verschwinden, so wie es der heilige Zuckerberg für uns vorgesehen hat. Amen. (Benedikt Dahlmann)

    Contra: Nach der fünften Cevapcici-Nahaufnahme hat man genug gesehen

    Olaf Scholz öffnet vor laufender Kamera seine abgewetzte Aktentasche, zieht Achtung, Akten heraus und wird dafür im Netz gefeiert. Eigentlich leeren ja nur Stars wie Katy Perry und Bella Hadid für Vogue-Videos ihre Handtasche, um Fans zu zeigen, welchen Lipgloss oder Kaugummi sie dabeihaben, aber auch ein Kanzler kann cool sein. Und dann macht er auch noch beim Kartoffel-Ranking (Süßkartoffel nur auf Platz sieben, ernsthaft?!) auf Tiktok mit!

    Politikerinnen und Politiker tun einiges, um Wählerinnen und Wähler in den sozialen Medien zu erreichen, Inhalte sind da im wahrsten Sinne oft wurst. Markus Söder posiert auf Instagram mit Döner, Currywurst und Salamibrot. Das Gesicht immer ein bisserl zu nah an der Kamera wirken die Selfies fast ein wenig großkopfert, aber der bayerische Ministerpräsident gibt sich bescheiden, isst Wassermelone auch mal mit Kernen und wünscht auf Tiktok schöne Ferie. Zahnfee76 ist hin und weg, so authentisch, der Mann. Herzchen-Emoji.

    In den sozialen Medien lässt sich Privates bestens mit Politischem mischen. Da werden Fotos von der Wahlkampfveranstaltung oder vom Empfang eines Amtskollegen veröffentlicht und dazwischen gibt es ein Reel vom Abendessen. Das soll Nähe suggerieren, aber spätestens nach der fünften Cevapcici-Nahaufnahme hat man genug gesehen. Nicht alle Politikerinnen und Politiker posten Persönliches, aber selbst wenn sie sich auf Inhaltliches beschränken, braucht man ihnen nicht zu folgen. Damit beschränkt man nur das eigene Denken, denn der Algorithmus spült in den Feed, was gefällt und weil einem selten das gesamte politische Spektrum gefällt, hängt man schneller in der eigenen Meinungsblase als das nächste Tiktok-Video viral geht. (Felicitas Lachmayr)

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    3 Kommentare
    Marianne Böhm

    Nein muss ich nicht wissen.. Er soll seinen Job gut, sogar sehr gut machen, aber es interessiert nicht was er privat macht oder wie sein Heim aussieht. Heute wirft man Privat und Arbeit zusammen urteilt, verurteilt.. und dann kommt dieser Murks raus den man in den Medien, Forum lesen kann. Also Leben und leben lassen.. Privat ist privat.. Wenn er einen Döner isst tut er es genauso gern wie ich, ist eine gute türkische Erfindung... !!!

    Wolfgang Leonhard

    Wie lange muss man dieses fürchterliche Bild noch ertragen, wenn man nach (leider immer selteneren) aktuellen Artikeln sucht?

    Thomas Keller

    Erwartet man etwa wirklich das Söder oder Andere persönlich die Beiträge schreiben? Dazu sollten die Herrschaften auch gar keine Zeit haben...

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