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Sky du Mont: Die deutsche Politik ist aktuell nur zum Heulen

Interview

Sky du Mont: „Ich habe viel gearbeitet und seriös gewirtschaftet“

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    „Muss ich mir das nur antun?“: Schauspieler Sky Du Mont.
    „Muss ich mir das nur antun?“: Schauspieler Sky Du Mont. Foto: Christian Charisius, dpa

    Herr Du Mont, sie touren gerade mit der szenischen Lesung „Der Ring des Nibelungen vor Gericht“. Dabei kommt Wagners Monumentalwerk als Gerichtsverhandlung auf die Bühne. Wie darf man sich das vorstellen?
    SKY DU MONT : Das ist durch diese Gerichtsverhandlung eigentlich nichts anderes als eine Erklärung, was da so abgeht in der Götterwelt. Ich halte das für sehr gelungen, denn Wagner ist ja erst einmal schwere Kost. Wenn das aber aufgeschlüsselt wird, weil die Götter menschlich dargestellt werden und die Hintergründe erklärt werden, hat sich für mich das Thema eröffnet.

    Die Opern-Tetralogie dauert mehr als 15 Stunden, die Gerichtsverhandlung nur zwei.
    DU MONT : Ja, der Opernzyklus ist der Wahnsinn! So aber wird das bunte und teilweise auch hammerharte Treiben wie in einer Gerichtsverhandlung anschaulich erklärt. Und sogar ich habe es verstanden. Und es ist ein Abend, bei dem die Leute auch lachen. Das kann ich mir in Bayreuth nicht vorstellen.

    Sie fungieren in dem Stück als Gerichtsreporter und Präsentator, heißt es. Was genau ist Ihre Rolle?
    DU MONT : Na ja, ich erzähle, was da so abläuft, wie die Götter vor Gericht für Ihre Taten verurteilt würden. Ich lockere die musikalische Wagnersche Inszenierung mit meinen Texten auf. Ich nehme zwar die Geschichte über die Götter und ihre Verbrechen durchaus ernst, aber präsentiere sie mit einer Art Augenzwinkern. Ich habe zuerst gedacht: Wagner, oh Gott! Aber ich mag das in dieser Form inzwischen gerne.

    Wie viel Spaß bereitet es Ihnen, mit so einem Stück über die Lande zu reisen? Ist das nicht auch anstrengend?
    DU MONT : Es ist tatsächlich das Los eines Schauspielers, auch mal über Land zu reisen. Aber ich lese sehr gerne, weil ich nicht mehr Theater spiele. Diesen Stress brauche ich nicht. Aber so eine Lesung verschafft einem auch engen Kontakt zum Publikum und man muss nicht ewig Texte memorieren.

    Sie haben schon mit Hollywood Stars wie Anthony Quinn, William Holden, Gregory Peck und Lee Marvin sowie mit Nicole Kidman und Tom Cruise in „Eyes Wide Shut“ gedreht …
    DU MONT : Darf ich eine Zwischenfrage stellen? Kennen Sie die alle noch?

    Tatsächlich, ja. Aber ich wollte eigentlich noch wissen, wer von denen ein Stinkstiefel ist und wer nicht?
    DU MONT: Da bin ich beruhigt. Ich habe kürzlich mit Leuten im Alter zwischen 30 und 40 Jahren gesprochen und denen erzählt, dass Gregory Peck damals der größte Star der Welt war. Und die hatten von dem noch nie etwas gehört. So vergänglich ist der Ruhm.

    Das macht sich der Mensch nur selten bewusst, wenn er mit großem Ehrgeiz danach strebt. Denn nur ganz wenigen gelingt es, in den Köpfen oder gar in den Herzen der nächsten Generationen hängenzubleiben.
    DU MONT : Ich glaube, die Menschen interessieren sich immer weniger für die Vergangenheit des Theaters oder des Films.

    Und welcher der Stars, mit denen Sie drehten, war der sympathischste?
    DU MONT : Ganz, ganz großartig war für mich Gregory Peck. Wir drehten damals mit unfassbar vielen Hollywood-Superstars gemeinsam in Portugal. Wir wohnten in einem Megahotel. Wenn du da die Minibar nur aufgemacht hast, kostete das schon ein kleines Vermögen. Darum blieb meine zu. Ich bin raus und ich habe an einem, wie man heute sagt, Streetfoodstand gegessen. Da sah er mich – und ich war voller Ehrfurcht. Doch er kam her und hat mich zum Essen eingeladen, wir haben geplaudert und er hat einen Satz gesagt, den ich nie vergesse: „Ich war nie der beste Schauspieler. Aber ich war der fleißigste.“ Darf ich dazu noch was sagen?

    Na klar.
    DU MONT : Ich habe Peck damals heimlich beim Drehen einer Szene zusammen mit dem großartigen Laurence Olivier beobachtet. Und ich achtete dabei immer auf diesen großen Theaterschauspieler. Dann schaute ich mir den Film im Kino an, denn ich wollte ja auch sehen, wie ich selbst herüberkam. Was soll ich sagen? Man guckte nur Gregory Peck an. Da habe ich zum ersten Mal begriffen, was Charisma ist. Olivier wäre auf der Bühne der Große gewesen, im Film strahlte Peck.

    Und gab es Stinkstiefel in der Hollywood-Kollegenschaft?
    DU MONT : Da habe ich eigentlich keine erlebt, zumindest nicht bei den Amerikanern. Mit Oscarpreisträger Lee Marvin aber hatte ich noch ein tolles Erlebnis. Als wir in den Bavaria-Studios drehten, und er an einem Beleuchter vorbeiging, der glaube ich, Sepp hieß. Er fragte ihn: Sepp, you wanna Coffee? Der Beleuchter fiel fast vom Scheinwerfer runter, dass einer der größten Schauspieler dieser Zeit ihn spontan einlud. Mich hat das zutiefst beeindruckt. Als er zurückkam, sagte ich ihm, dass damit keiner gerechnet hätte. Marvin zuckte die Achseln und antwortete in Englisch: „Hä, die Leute wissen doch, dass ich gerade einen Oscar bekommen habe, sie wissen, dass ich über eine Million Dollar für einen Film bekomme und dass ich eine Garderobe habe, die so groß ist wie ein ganzes Stockwerk. Muss ich mich da im Studio auch noch wie ein Arsch benehmen?“ Mich hat das tief beeindruckt. Ich dachte mir: Das sind wahre Stars, die müssen ihre Wichtigkeit nicht beweisen.

    Sie sagen, mit den Amerikanern waren Sie fein – und mit den deutschen Stars?
    DU MONT : Da gab es tatsächlich auch bescheidene Erfahrungen. Aber da möchte ich keine Namen nennen.

    Und Tom Cruise, der gilt ja auch als – ein bisschen seltsam, oder?
    DU MONT : Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich während des Drehs zwar mit seiner damaligen Frau Nicole Kidman oft in seinem riesigen Wohnwagen zusammen saß. Mit ihm habe ich nicht mehr als 15 Sätze gewechselt.

    Haben Sie aktuell neue Filmprojekte am Laufen?
    DU MONT: Ja, aber dazu kann ich mich noch nicht äußern. Aber lassen Sie Ihre Fantasie spielen…

    Ich habe beispielsweise gelesen, dass im nächsten Jahr die Fortsetzung vom „Schuh des Manitu“ ins Kino kommen soll.
    DU MONT : Dazu kann ich leider nichts sagen.

    Okay, unproblematischeres Thema. Sie werden das vielleicht schon oft gefragt worden sein: Woher kommt der Name Sky? Sie wurden als Marco Claudio Cayetano Neven du Mont in Buenos Aires geboren.
    DU MONT : Ja, meine Eltern sind vor den Nazis nach Argentinien geflohen. Eigentlich wollten die mich Kai nennen. Aber die Behörden sagten, das sei nicht möglich. Dann haben sie überlegt, mich Cayetano zu nennen. Als meine Mutter mit mir als Baby nach Hause kam, fragte mein älterer Bruder auf Englisch, was damals bei uns in der Familie gesprochen wurde: „Who is that (wer ist das?)?“ Und meine Mutter antwortete: „This is Kai.“ Er aber verstand: „This is sky.“ Seitdem nannte er mich Sky.

    Ich dachte, es wäre ein Künstlername.
    DU MONT : Als ich in Deutschland als Schauspieler anfing, haben die Kolleginnen und Kollegen wahrscheinlich auch gedacht: Wahrscheinlich heißt er Adam Scheiße-im-Teich und nennt sich Sky du Mont.

    Sie gelten ja als politischer Mensch, waren Mitglied der FDP und sind 2018 ausgetreten. Wie geht es Ihnen angesichts des jüngsten Wahlergebnisses in Brandenburg?
    DU MONT : Das ist eine Katastrophe mit der AfD. Man sollte mal die Gründe für deren Höhenflug versuchen zu finden und nicht nur alles auf die Migration schieben. Ich selbst weiß im Augenblick nicht, wen ich wählen würde. Sicher nicht die AfD, aber auch nicht die Grünen.

    Was macht die FDP falsch, dass sie von der Wählerschaft so marginalisiert wird? Die lagen zuletzt hinter der Tierschutzpartei.
    DU MONT : Ich weiß. Ich war ja mit Guido Westerwelle gut befreundet. Ich glaube, dass sich die Partei zu sehr an einigen wenigen Themen festkrallt, die für die Wähler aktuell nicht so wichtig zu sein scheinen. Die FDP wird aktuell nur mehr als Blockierungspartei wahrgenommen.

    Was ist Ihre politische Traumkonstellation nach der Ampel?
    DU MONT: Boah! Keine Ahnung, das ist aktuell zum Heulen. Fehlt nur noch Frau, na wie heißt sie …

    Vielleicht Sahra Wagenknecht?
    DU MONT: Ja, die! Das Programm von der ist gruselig. Die Frau ist wie ihr Mann Oskar Lafontaine schlau, aber die sind mir beide zu extrem. Den Oskar hat glücklicherweise Gerhard Schröder damals eingehegt.

    Von Politik zu Privatem. Darf ich eine etwas indiskrete Frage stellen? Wie kommt jemand, der als junger Mann so extrem gut wie Sie ausschaute, mit dem Thema Alter zurecht, selbst wenn man einräumen muss, Sie haben sich ziemlich gut gehalten?
    DU MONT : Das löst bei mir tatsächlich gemischte Gefühle aus, die aber nichts mit dem Äußeren zu tun haben. Einerseits hat mich das Alter wirtschaftlich befreit. Ich bekomme eine gute Rente. Denn ich habe viel gearbeitet und seriös gewirtschaftet. Und ich war keiner, der große Porsches brauchte oder der Riesenreisen gemacht hat. Heute kann ich deswegen auch Angebote absagen, wenn ich dazu keine Lust habe. Das konnte ich mir früher nicht ohne Weiteres leisten, weil ich einfach die Miete zahlen musste.

    Und auf der anderen Seite?
    DU MONT : Da spüre ich die Endlichkeit des Lebens immer stärker. Ich erzähle Ihnen ein Beispiel. Eigentlich würde ich wieder nach München ziehen, weil ich gerne dort bin. Ich habe ja früher schon mal 37 Jahre dort gelebt. Ich mag Bayern, die Seen, die Berge, die Nähe zu Italien. Aber ich denke mir: Boah, alles wieder neu, alles anders, das hält mich von einem Umzug ab. Da merke ich das Alter, weil ich viel schneller als früher denke: Muss ich mir das noch antun?

    Der Bild-Zeitung haben Sie verraten, Sie seien noch mal richtig verliebt. Was ist das für ein Gefühl?
    DU MONT : Von richtig verliebt habe ich nicht gesprochen. Ich habe nur gesagt, dass ich eine neue Partnerin habe.

    Sind Sie glücklich?
    DU MONT : Ja, denn eine Partnerschaft ist etwas Wunderbares, weil man Dinge teilen kann. Ob das Stimmungen sind, Reiseeindrücke, Musik. Teilen ist doch sowieso das Schönste. Zu zweit lässt sich das Leben einfach besser genießen.

    Zumal im Alter viele Menschen unter Einsamkeit leiden.
    DU MONT : Das stimmt, das begreife ich auch erst jetzt so richtig. Denn mit zunehmendem Alter gehen immer mehr Freunde und Bekannte. Erst jüngst ist ein Freund von mir gestorben. Und ich brachte es nicht übers Herz, seine Daten im Adressbuch zu löschen.

    Zur Person: Sky du Mont, eigentlich Marco Claudio Cayetano Neven du Mont, geboren 1947 in Buenos Aires, zählt zu den bekanntesten deutschen Schauspielern: Er spielte in nationalen Produktionen wie „Das Boot“ (1981), „Otto – der Film“ (19851), wie auch in internationalen Produktionen wie Stanley Kubricks „Eyes Wide Shut oder der amerikanischen Krankenhausserie „General Hospital. Seine Rollen in „Der Schuhe des Manitu“ und „(T)Raumschiff Surprise“ brachten ihm zwei Bambis ein. Der Wahl-Hamburger ist zudem erfolgreicher Schriftsteller und arbeitet auch als Synchronsprecher. Am Samstag, 12. Oktober, tritt er in der Stadthalle Gersthofen mit der dramaturgischen Rezitation „Der Ring der Nibelungen vor Gericht“ auf, Beginn 19.30 Uhr.

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