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Rezension: Hanya Yanagihara: "Zum Paradies" - so ist das Buch

Rezension

Hanya Yanagihara: "Zum Paradies" - so ist das Buch

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    Der Autor von "Zum Paradies": Hanya Yanagihara.
    Der Autor von "Zum Paradies": Hanya Yanagihara. Foto: dpa

    Ein Roman von über 900 Seiten von einer für ihre emotionale Erzählkunst gefeierten Bestsellerautorin, der den Titel „Zum Paradies“ trägt – das klingt verheißend! Nun zu schreiben, dass man beim Lesen auch durchs Fegefeuer der langatmigen, manierierten, auf Affekt bedachten Sätze und etliche Redundanzen gehen muss, hingegen hart. Stimmt auch tatsächlich nicht ganz. In ihrem neuen Epos nämlich glückt der amerikanischen Schriftstellerin Hanya Yanagihara, seit ihrem Roman „Ein wenig Leben“ ein Literaturstar, einiges.

    Da spielt eine mit dem Stil, verkleidet einen Teil des Textes als Werk des klassischen amerikanischen Realismus, glückt ihr ein berührender und mit großer Sensibilität geschriebener Part über New York während der Aidskrise, schildert sie eindrücklich das Abschiedsessen für einen todkranken Mann, wechselt sie dann wieder Ton und Zeit – lässt im dystopischen dritten Part eine emotionslose Erzählerin aus dem Jahr 2094 von einer Welt berichten, in der in den USA nach der xten Pandemie eine Gesundheitsdiktatur herrscht ... Wow. Über drei Jahrhunderte zieht sich ihr facettenreicher amerikanischer Gesellschaftsroman und spielt dabei immer ein ganz gegenwärtiges Thema: Was bedeuten Herkunft, Hautfarbe, Sexualität für ein Leben, wie determinieren sie den Menschen, wie unmöglich machen sie ihm den Weg zum Paradies?

    Berührend und sensibel: "Zum Paradies" von Hanya Yanagihara

    Yanagihara aber scheitert letztendlich an diesem Mammutprojekt – in mehrfacher Hinsicht. Da bremst sich eine Erzählerin nicht ein, will womöglich zu viel ihrer Kunst zeigen: Erzählt eben im Teil eins, in der sie eine Alternativhistorie entwirft, in der in Teilen der USA gleichgeschlechtliches Leben selbstverständlich ist, wie einst Henry James; lässt im zweiten Teil über Seiten auch einen Abkömmling des hawaiianischen Königshauses monologisieren, den aber niemand hören kann; wechselt dann zur Briefform im dritten.

    Aber nie gelingt es ihr, eine Dringlichkeit zum Lesen zu erzeugen. Warum? Weil Yanagihara zwar Effekte erzielen und Emotionen wecken kann, aber auch mit der Opulenz ihres Erzählens es nicht schafft, das Konstrukt ihres Romans glaubhaft zu füllen, vor allem im langatmigen dritten Teil. Schon ihr Roman „Ein wenig Leben“ über vier junge Männer und sexuellen Missbrauch war eine Herausforderung. Auch diesmal stehen vor allem sanfte Männer im Mittelpunkt, geht es um Liebe, Freundschaft, Einsamkeit und Scham. Ein schweres Buch, zu viel hineingepackt.

    Das Buch: Hanya Yanagihara: Zum Paradies. A. d. Englischen v. Stephan Kleiner, Claassen, 896 Seiten, 30 Euro

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