Pro: Models zwischen Hass und Hetze sind zu viel für die jungen Köpfe
Seien wir doch mal ehrlich: Social Media tut uns allen nicht gut. Man kann noch so kritisch denken und jede Information genaustens hinterfragen: Wer sich permanent vorbei an ungefiltertem AfD-Content und makellosen Gesichtern hin zu Liveübertragungen aus dem Gaza-Streifen scrollt, macht Hass, Angst und Selbstzweifel unweigerlich zu einem Stück der eigenen Realität – und das sogar, wenn nicht zusätzlich die Pubertät-Hormone mit einem durchgehen. Dass selbst die Älteren, die sich zu gern Differenziertheit und logisches Denken auf die Fahnen schreiben, dem Algorithmus erliegen können, zeigt ganz klar: Medienkompetenz lässt sich bei Jugendlichen nicht durch „Learning by Doing“ erreichen.
Gerade in einer Zeit, in der gesellschaftliche und politische Spannungen überkochen, ist es entscheidend, Jugendlichen nicht nur Zugang zu korrekten Informationen zu verschaffen, sondern sie aktiv dazu zu befähigen, diese einzuordnen. Das erfordert gezielte Anleitung und Bildung – bloßes Scrollen reicht nicht aus.
Klar, soziale Netzwerke sind genau das: Netzwerke. Minderheiten können sich online besser zusammenfinden und laut werden. Leider erhalten dort aber auch Menschen mit fragwürdigen Intentionen eine Bühne. Ein Verbot bis zum 16. Lebensjahr würde zumindest die Chance erhöhen, dass die Jugendlichen nicht nur die Inhalte, sondern Social Media als Ganzes verstehen, ohne den Gefahren ausgesetzt zu sein. Doch auch dann sind Lehrkräfte und Eltern gefragt, aufzuklären und die Kinder in puncto Medienkompetenz zu schulen. Denn ohne dieses Wissen ist Social Media schlicht gefährlich – egal ob mit 16 oder 60. (Nadine Ballweg)
Contra: Kinder müssen im Medienkosmos schwimmen lernen statt unterzutauchen
„Tut mir leid, aber das darfst du erst, wenn du älter bist.“ Diesen Satz hört jeder Pubertierende bestimmt total gern und in vielen Fällen provoziert er vor allem eine Reaktion: Trotz. Die verbotene Frucht schmeckt immer noch am besten und wer sie will, findet auch einen Weg, sie zu bekommen – sei es durch „ausgeliehene“ Accounts von älteren Freundinnen oder Freunden und Geschwistern oder im schlimmeren Fall über dubiose Alternativ-Plattformen. Wer heute dreizehn ist, kennt Smartphone und Internet, solange er denken kann – und vermutlich auch besser als die eigenen Eltern.
Keine Frage: Tiktok, Instagram und Co. können falsche Informationen liefern, ungesunde Vorbilder präsentieren, schlechten Einfluss haben. Doch genauso sind sie Sprachrohr, Informations-Tool und Netzwerk. Sie machen Stimmen laut, die zuvor nur wenig Gehör im Weltgeschehen gefunden haben. Dazu gehören auch die von jungen Leuten. Man sperrt ja auch keine Schwimmbäder für Kinder, aus der Angst, sie könnten ertrinken. Man bringt ihnen das Schwimmen bei. Klar, Gefahren sind ernst zu nehmen, doch die Probleme verschwinden durch eine Sperre nicht – sie werden unsichtbar.
Die Lösung ist nicht, junge Menschen komplett auszuschließen, sondern sie fit zu machen: Mehr Medienbildung in den Lehrplan, ehrliche Gespräche in der Familie, Schulungen für überforderte Eltern, damit sie ihre Kinder angemessen begleiten können und Plattformen, die echte Schutzmechanismen bieten. Medienkompetenz ist der Schlüssel, nicht ein Schloss vor der digitalen Tür. (Anna Stepanek)
Bleibt für mich die Frage, wo die Verantwortlichen ihr Wissen zu sozialen Medien, deren Nutzung bzw. die technischen Voraussetzungen zu deren Nutzung versteckt haben? Ohne großen technischen Aufwand lässt sich solch ein Verbot umgehen. Und definitiv sind bereits junge Nutzer dazu in der Lage. Wer soll folglich das kontrollieren, was nicht zu kontrollieren ist? Hier scheinen die australischen Verantwortlichen auf Wissenshöhe vieler deutscher Verantwortlicher zu sein. Wenig bis falsche Vorstellungen prägen den Kenntnisstand.
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