Wer das Osternest versteckt, darf sich auch amüsieren
Was heißt hier fies? Sollte es nicht besser heißen: fantasievoll? Oder ideenreich? Natürlich spricht nichts dagegen, ein Osternest auf die Rasenmitte zu platzieren oder es wie jedes Jahr in die gleiche Schublade hineinzuschieben. Allerdings ist dann der lustigste Part von Ostern – das Suchen nämlich – in vermutlich rekordverdächtigen 0,15 Sekunden schon wieder beendet.
Aber warum sich selbst um den schönsten Spaß bringen? Schließlich sind es – Vorsicht Spoiler! – meist die Eltern, die sich in aller Herrgottsfrühe am Ostersonntag aus dem Bett quälen, in Windeseile Schokoeier, Nester und kleine Geschenke verstecken, um ja nicht vom Nachwuchs erwischt zu werden. Dafür darf man sich später dann auch ein wenig amüsieren, – ich sehe was, was du nicht siehst! – wenn beim Familienfest dann alle wild herumstöbern.
Warum nicht die frühe Morgenstund‘ dazu nutzen, die Tischplatte anzuheben und darunter ein flaches Geschenk zu tackern. Bücher passen fein hinter Heizungsverkleidungen. Sollte der oder die Suchende dafür später einen Schraubenzieher brauchen, dort bitte nicht das Bilderbuch verstecken. So viel Fairness muss sein…
Die pragmatische Seite: Es gibt keinen Grund, Wohnung oder den Garten akribisch aufzuräumen und dabei die besten Verstecke zu beseitigen. Blumentöpfe, der Grill, Gartenhandschuhe, dichte Büsche, Holzstapel sind ideale Geheimnisträger. Zugebundene Gräser aufbinden, Nest hinein, wieder zubinden… Warum nicht? Profi-Osterhasen-Eltern haben übrigens das mobile Versteck entwickelt – unter der Baseballkappe eines Elternteils. So kann man mit dem Suchenden mitlaufen, sich damit problemlos auf die Rasenmitte stellen – und sich noch Jahre später von diesem Spaß erzählen. (Doris Wegner)
Nicht das Suchen macht Spaß, sondern auch das Finden
Die Eiersuche soll allen Spaß machen – nicht nur denen, die die Nester versteckt haben. Manche dieser „Osterhasen“ scheinen das nur allzu gern zu vergessen. Einige von ihnen neigen zu fast schon zynischen Verstecken. Im Internet etwa gibt eine Userin den Tipp, ein Ei in einem ausgewaschenen Joghurtbecher zu verstecken. Geht’s noch? Der Reiz am Versteckten ist, dass es auch gefunden werden kann. Denn es ist doch nicht allein die Eiersuche, die Spaß macht, sondern auch das Eierfinden.
Niemand hat Lust darauf, mit vollem Osteressen-Bäuchlein eine gefühlte Ewigkeit nach dem Nest zu fahnden. Wenn das Erfolgserlebnis zu lange auf sich warten lässt, schwingt die freudige Entdeckerlust schnell in Frustration um. Nichts, aber auch wirklich nichts trübt die gute Laune bei der Eiersuche mehr, als die überambitionierten Osterhasen gewinnen zu lassen, bei einem Versteckspiel, bei dem es keinen Verlierer geben sollte. Der Spaß am Suchen schwindet mit jeder Minute und wird unter Umständen zum Wettlauf gegen die Zeit: Wie lange hält es der Schokohase noch in der Sonne aus? Im besten Fall wird er irgendwann als golden verpackte Schokosoße im Briefkasten gefunden (… noch so ein Tipp aus dem Internet). Aber klar, hätte man drauf kommen können! Zumindest wenn man überlegt, wie man auch den motiviertesten Suchern die Freude am Finden nehmen kann.
Irgendwann ist der Spaß vorbei. Spätestens dann, wenn man nach Tipps bettelt und mit „Wärmer. Wärmer. KALT!!!“ durch die Gegend gescheucht wird. Vermutlich finden diejenigen, die im Internet ihre fiesesten Verstecke teilen, selbst das Osterei im extra zuvor ausgehöhlten Buch. Hoffentlich erst im Herbst. (Nadine Ballweg)