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Pro und Contra: Mit Kindern zur Demonstration?

Pro und Contra

Mit Kindern zur Demonstration?

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    Ein Argument: Den Kindern zeigen wie Demokratie funktioniert.
    Ein Argument: Den Kindern zeigen wie Demokratie funktioniert. Foto: Carmen Jaspersen, dpa

    Pro: Auf Demonstrationen erleben Kinder aktive Meinungsfreiheit

    Die Antwort würde ganz einfach auf ein Demonstrationsplakat passen: Ja! Da Begründungen meist nicht auf Plakaten stehen, nehme ich mir hier dafür mal etwas Platz.

    Ganz klar: Es muss sich natürlich um eine friedliche Demonstration handeln, Sicherheit geht immer vor. Daher: Auf den Demonstrationen, die aktuell vielerorts in Deutschland stattfinden, freue ich mich über jedes Kind. Aus zweierlei Gründen: Erstens geht es auf diesen Demos nicht um Politik, sondern um Haltung und Werte. Die Demonstrierenden setzen sich in erster Linie für Toleranz, Grund- und Menschenrechte sowie für ein friedliches Miteinander ohne Ausgrenzungen ein. Diese Werte sind der kleinste gemeinsame Nenner unserer Gesellschaft. Dass viele Menschen dazu stehen, derselben Meinung sind, ist für Kinder ermutigend, dies auch zu leben. Das gibt ihnen auch Sicherheit. Weil: Wir sind viele. 

    Und jetzt zweitens: Auf Demonstrationen erleben Kinder aktive Meinungsfreiheit. Demokratie wird für sie begreifbar und ist nicht länger bloß ein abstraktes Wort, von dem Erwachsene dauernd reden. Wer Demokratie versteht, tut sich leichter, sie zu verteidigen und für sie einzustehen. Selbstverständlich ist es wichtig, dass Eltern ihre Kinder bei alledem inhaltlich begleiten, dann können die Jungen und Mädchen schon früh lernen: Über die eigene Meinung zu sprechen, worum es bei der Demo geht, wie Demo funktioniert, dass in vielen anderen Ländern der Welt Demos nicht erlaubt sind - und vor allem: dass Demokratie DAS Privileg unserer Gesellschaft und alles andere als selbstverständlich ist. Das Resultat daraus würde wieder auf ein Protestplakat passen: Mehr mündige Menschen! (Lea Thies)

    Contra: Kinder sollten erst dann mitlaufen, wenn sie nicht nur mitlaufen

    Kinder haben auf Demos nichts verloren. Punkt. Klar, sieht schön aus, wenn Papas beim Protest gegen Nazis Kinderwagen schieben oder Mamas dem Baby im Tragetuch schon mal freiheitliche Werte mitgeben. Und der Siebenjährige mit dem selber gebastelten Plakat. Man kann sich die Texte zu den Fotos ausmalen: "Schon die Kleinsten gehen für die Demokratie auf die Straße." Hach. Ist aber natürlich Quatsch. 

    Kinder haben keine Ahnung, wofür sie da demonstrieren oder wogegen. Sie finden erst mal das richtig, was Mama und Papa richtig finden. Also ist es immer auch Instrumentalisierung, wenn die Eltern sie mitschleppen. Natürlich, es macht einen Unterschied, ob es um ein buntes Happening für gesellschaftliches Miteinander geht oder um einen düsteren Aufmarsch irgendwelcher Wutbürger. Trotzdem sollten Kinder erst dann mitlaufen, wenn sie nicht nur mitlaufen. Sie müssen verstehen können, worum es geht, und dann selbst entscheiden. 

    Im Übrigen, es mag der Albtraum vieler Eltern sein, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass die Töchter und Söhne eines Tages einen ganz anderen Blick auf die Dinge entwickeln als sie selbst. Abgesehen davon lässt sich bei keinem Protest ausschließen, dass es zu verbalen oder gar körperlichen Aggressionen kommt. Dann geraten Kinder in Gefahr und werden mit Bildern und Worten konfrontiert, die sie nicht so schnell wieder aus Kopf und Seele bekommen. Schon ein Massenauflauf mit großem Gedränge kann Angst machen. 

    Eltern sollten ihren Kindern Werte vermitteln, ihnen beibringen, wie wichtig es ist, für eigene Überzeugungen auf die Straße zu gehen und sich für andere einzusetzen. Eine Demo ist der falsche Ort dafür. (Michael Stifter)

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