Pro: Einkaufen heißt Entscheidungen treffen - besser, man teilt sie
Es soll ja Menschen geben, die sich wohlfühlen zwischen vollen Regalen und gerne rätseln, ob das Olivenöl aus Spanien, Griechenland oder Italien besser schmeckt. Spaghetti, Tagliatelle, Linguine, Capellini? Darüber muss man doch mal nachdenken – oder auch nicht.
Bis zu 35.000 Entscheidungen treffen Menschen am Tag, da will man doch nicht noch überlegen, ob sich die Hafermilch von Oatly, Natumi, Alpro oder Alnatura besser schäumen lässt. Vielleicht doch einfach Kuhmilch. Mit 1,5 oder 3,5 Prozent Fett oder die 3,8-Prozentige? Ermüdend, das alles... einkaufen heißt Entscheidungen treffen, und seien sie noch so nichtig, irgendwas muss am Ende auf den Teller. Wohl dem, der nicht alleine vor den 40.000 Artikeln steht, sondern mit dem Partner oder der Partnerin durch den Produktdschungel irrt. Du zum Kühlregal, ich zu den Süßigkeiten? Denk an den Frischkäse! Und du an die Schokolade! Was für eine Erleichterung, wenn man nur über 30, 55 oder 70 Prozent Kakaoanteil sinnieren und nicht noch abwägen muss, ob man sich lieber den fettarmen, cremigen oder körnigen Frischkäse aufs Brot schmiert.
Zwei Köpfe merken sich mehr als einer, mit dem Partner oder der Partnerin hat man gleich noch einen wandelnden Einkaufszettel an seiner Seite. Nicht alles überblicken zu müssen, macht womöglich sogar zufriedener, Auswahlparadoxon heißt das Gefühl in der Verkaufspsychologie, von all den Optionen überfordert zu sein. Klappt aber natürlich nur, wenn man sich abspricht und aufteilt, statt gemeinsam am Einkaufswagen zu zerren und sich in Diskussionen über passierte, stückige oder geschälte Dosentomaten zu verlieren. Kann man aber halt auch nicht meckern, wenn die Lieblingsschoki am Ende fehlt. (Felicitas Lachmayr)
Contra: Die Zeit vergeht beim gemeinsamen Anstehen an der Fleischtheke nicht schneller
Putzen Paare zusammen das Bad? Leeren sie gemeinsam den Müll aus? Laufen sie Hand in Hand mit dem Staubsauger durch das Haus? Nein! Das tun Paare in der Regel nicht, weil es sich dabei um Tätigkeiten handelt, bei denen es schon reicht, dass einer sie machen muss. Das Einkaufen zählt dazu. Also das schnöde Alltagseinkaufen, wenn einfach nur der Zettel abgearbeitet werden muss: Vanillejoghurt, Milch, Basmatireis, Erdnussbutter, 300 Gramm Hähnchenfilet, Küchenrolle…
Der Supermarkt ist kein Ponyhof, hier muss im grellen Neonlicht Gang für Gang durchforstet werden, das erledigt man am besten hochkonzentriert – sprich allein. Und was bringt denn auch die Zweisamkeit beim Einkaufen? Vergeht die Zeit beim gemeinsamen Anstehen vor der Fleischtheke schneller? Nein. Machen Diskussionen über die beste Sorte Vollkornbrot glücklich? Nein. Hilft es einer Beziehung, wenn der eine dem anderen zuschaut, wie er im untersten Regal nach der XL-Dose Kichererbsen sucht? Nein. Nützen in diesem Falle Kommentare wie: „Schau doch mal links beim Mais, nein, weiter links“. Tötet so ein Satz nicht alle Liebe?
Wie schön ist es hingegen, nach Hause zu kommen, fürs Einkaufen geliebt und gelobt zu werden. „Wow, die Artischocken sehen ja großartig aus“. „Ach, wie schön, du hast an meine Linsenchips gedacht.“ Und man hat ja auch etwas zu erzählen: Herrn X getroffen, am Parkplatz dann M. und K.... Gesprächsstoff als Goodie sozusagen. Was natürlich passieren kann: Dass man die Butter vergessen hat. Oder das alkoholfreie Bier. Wäre man mit dem Partner beim Einkaufen gewesen, eine Katastrophe. So übernimmt er – allein. (Stefanie Wirsching)
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